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Das Niebelungenlied

Das Niebelungenlied

Titel: Das Niebelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bierwisch
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abreisten. Eckewart begann sofort mit dem Kauf der schönsten Kleider, die im Land für die Frauen aufzutreiben waren. Die Sättel und Schilde wurden vorbereitet. Das Gefolge wurde mit allem versehen, was man sich nur wünschen konnte.
    Die Boten eilten zurück nach Burgund. Sie wurden allenthalben begrüßt, und eine große Menge drängte sich neugierig um sie, als sie vor Gunthers Saal von den Pferden stiegen. Aber Gêre sagte: »Ihr werdet die Botschaft hören, wenn ich sie dem König überbringe.« Gunther sprang freudig auf, als die Gesandtschaft vor ihn trat. Prünhilt dankte ihnen für ihre schnelle Rückkehr.
    »Wie geht es Sîfrit?« fragte Gunther. »Er hat mir manchen Gefallen erwiesen.«
    Markgraf Gêre sagte: »Er ist vor Freude rot geworden, und Eure Schwester auch. Eine redlichere Antwort als die Sîfrits und seines Vaters läßt sich nicht denken.«
    Prünhilt fragte ihn: »Wird Kriemhilt auch kommen? Ist sie immer noch so überaus vornehm wie früher?«
    »Sie wird gewiß mitkommen«, antwortete der Markgraf.
    Uote ließ die Boten so schnell wie möglich zu sich bitten, und man sah, wie gern sie hörte, daß Kriemhilt gesund sei. Gêre erzählte ihr von ihrem Befinden und von der baldigen Ankunft. Sie verschwiegen am Hof auch nicht Sîfrits Geschenke. Sie zeigten den Männern der drei Könige das Gold und die kostbaren Stoffe, und alle lobten Sîfrits Freigebigkeit. »Er kann leicht verschenken«, sagte Hagen. »Er besitzt den Schatz der Nibelungen. Er wird ihn nicht ausschöpfen können, auch wenn er ewig lebt. Ja, wenn der jemals an Burgund fallen würde!«
    Der Hof freute sich auf die Ankunft der Gäste. Das Gesinde hatte von Morgen bis Abend zu tun. Unzähliges Gestühl wurde aufgestellt. Hûnolt und Sindolt führten die Aufsicht über die Vorbereitungen in den Kammern und Kellern, und Ortwîn stand ihnen bei. Und Rûmolt, der Küchenmeister, wie gewaltig er herrschte über die großen Kessel und Pfannen und Töpfe, die ihm untertan waren!

13 . WIE SÎFRIT MIT SEINER FRAU ZUM HOFGELAGE REISTE
    Wir lassen sie nun geschäftig sein und wenden uns Kriemhilt und Sîfrit zu, die mit ihrem Gefolge an den Rhein fuhren. Die Pferde waren reich beladen mit Gewändern, viele Reisetruhen waren vorausgeschickt worden. Der König und die Königin hofften auf erfreuliche Erlebnisse, aber es sollte ihnen nur Leid erwachsen. Ihren Sohn hatten sie im Nibelungenland gelassen, denn er war noch zu jung für eine solche Reise. Diese Fahrt brachte ihm großes Unglück. Er hat seine Eltern nie wiedergesehen. Und hätte Sigemunt eher gewußt, was dann auf dem Fest geschah, er wäre ihmferngeblieben. Ein schlimmeres Leid konnte ihm von Freunden nicht angetan werden.
    Sie schickten Boten voraus und ließen sich ankündigen. Die Männer der Burgunden ritten ihnen in ansehnlichen Scharen entgegen. Gunther traf großartige Vorbereitungen. Er ging zu Prünhilt und fragte sie: »Wie hat Euch Kriemhilt empfangen, als Ihr nach Burgund kamt? So sollt Ihr sie empfangen.« Dazu erklärte Prünhilt sich gern bereit. »Sie werden morgen früh ankommen«, sagte der König. »Fangt also bald an, damit wir sie nicht hier in der Burg erwarten. Ich habe niemals liebere Gäste gehabt.« Sie ließ ihre Mägde und Damen die besten Kleider für den Empfang heraussuchen, und sie taten es gern. Gunther und Prünhilt ritten mit ihrem Gefolge aus und begrüßten die Gäste. Wie herzlich sie empfangen wurden! Den Zuschauern schien es, daß Prünhilt Kriemhilts damalige Freundlichkeit noch übertraf. Wer Kriemhilt noch nicht gesehen hatte, lernte erst jetzt kennen, was stolze Fraulichkeit wirklich war.
    Nun kam Sîfrit mit seinen Kriegern in unübersehbaren Scharen angeritten, die auf dem Feld auf und ab wogten. Niemand vermochte sich dem Gedränge und dem Staub zu entziehen. »Seid hochwillkommen«, sagte Gunther zu Sîfrit und Sigemunt. »Wir freuen uns sehr über Euren Besuch.« Sigemunt begrüßte ihn und war glücklich, Sîfrits Freunde endlich kennenzulernen. Zum Empfang Sîfrits waren auch Gîselher und Gêrnôt anwesend, denn ihm wurde alle Ehre erwiesen, und niemand war ihm übel gesinnt. Die Königinnen kamen aufeinander zu. Die Sättel leerten sich: Manche schöne Frau wurde von Ritterhänden auf den Rasen gehoben. Jeder Ritter nahm eine Dame an der Hand. Sie verbeugten sich voreinander. Die Frauen küßten sich, und die Kriegsleute der Könige sahen ihnen begeistertzu. Dann hielten sie sich nicht länger auf und ritten in Worms ein.
    Der

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