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Das Niebelungenlied

Das Niebelungenlied

Titel: Das Niebelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bierwisch
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Auch an Prünhilt ließen sie ihre Ergebenheit, gute Wünsche und treue Anhänglichkeit ausrichten. Sie ließen die Boten nicht ohne Geschenke fort, damit sie desto besser reisen könnten. Die Markgräfin bat Gott, sie zu schützen.
    In Bayern suchten sie den guten Bischof Pilgrîn auf. Was
    der seinen Freunden sagen ließ, ist mir nicht bekannt; aber er gab den Boten aus freundlicher Gesinnung Gold und ließ sie weiterziehen. Er sagte: »Ich würde mich freuen, wenn ich meine Neffen hier sehen könnte, denn ich kann kaum zu ihnen an den Rhein kommen.«
    Auf welchen Wegen sie durch die Länder zogen, kann ich nicht genau sagen. Aber niemand raubte ihnen ihr Silber und ihre Ausrüstung, denn der Zorn ihres gewaltigen Herrn war gefürchtet. Innerhalb von zwölf Tagen erreichten sie bei Worms den Rhein. Am Hof der Könige erfuhr man von den fremden Boten, und Gunther fragte: »Wer kann uns sagen, woher sie kommen?« Niemand wußte es, aber als Hagen sie sah, sagte er: »Wir bekommen Neuigkeiten, will ich Euch sagen. Das sind die Spielleute Etzels, die Eure Schwester uns gesandt hat. Um ihres Herren willen sollen sie uns sehr willkommen sein.« Sie ritten schon vor den Palast, und prächtiger konnten Spielleute nicht aussehen. Das Hofgesinde empfing sie. Sie wurden untergebracht, und ihre Kleider aufbewahrt. Eigentlich waren ihre Reisekleider kostbar genug, sie hätten ehrenvoll vor den König treten können, aber sie wollten sie nicht mehr bei Hof tragen und ließen fragen, wer sie haben wolle. Es fanden sich auch Liebhaber dafür, denen sie übergeben wurden. Die Boten legten viel bessere Gewänder an. Sie wurden bei Hof empfangen. Hagen eilte Etzels Männern entgegen und begrüßte sie freundlich. Sie bedankten sich. Um etwas von dort zu erfahren, begann er sie nach dem Befinden Etzels und seines Hofes zu fragen. Der Spielmann sagte: »Das Land war nie in besserem Zustande, das Volk war nie so zufrieden, dessen seid gewiß.« Sie traten bei Gunther ein. Der Palast war voll, Wärbel sah viele Ritter an Gunthers Hof. Man empfing die Gäste, wie es ihnen in anderen Königreichen zukommt. Gunther grüßte sie höflich. »Seid willkommen,Ihr hunnischen Spielleute mit Euren Begleitern. Hat Euch Etzel nach Burgund gesandt?« Sie verneigten sich vor ihm. Wärbel sagte: »Mein König und deine Schwester Kriemhilt entbieten dir treue Ergebenheit.« Der König antwortete: »Das freut mich. Wie geht es Etzel und meiner Schwester?« Der Spielmann sagte: »Es ist bestimmt noch keinem besser gegangen als ihnen und ihrem ganzen Gefolge.« Gunther dankte ihnen für Etzels und seiner Schwester Gruß und sagte, er freue sich über die günstige Auskunft, denn er sei besorgt gewesen. Die beiden jungen Könige waren hinzugetreten, sie hatten erst jetzt von der Ankunft der Boten erfahren. Gîselher freute sich, weil sie von seiner Schwester kamen, und er sagte mit Wärme zu ihnen: »Seid uns herzlich willkommen. Kämt Ihr nur öfter an den Rhein, so würdet Ihr hier Freunde finden, die Ihr gern sähet. Von uns wird Euch nichts Unangenehmes widerfahren.« – »Wir versehen uns aller Ehren von Euch«, erwiderte Swämmel. »Ich kann Euch mit meinen Worten nicht deutlich machen, wie herzlich Etzel und Eure Schwester Euch grüßen lassen. Die Königin mahnt Euch an Eure Treue und beständige Zuneigung. Zuvörderst aber sollen wir den König einladen, in Etzels Land zu reiten. Etzel läßt Euch dringend bitten. Wenn Ihr etwa Eure Schwester nicht aufsuchen mögt, so wüßte er doch gerne, was er Euch angetan hat, daß Ihr ihn und sein Land so meidet. Sogar wenn Euch die Königin unbekannt wäre, solltet Ihr doch seinetwillen kommen. Wenn Ihr dazu bereit wärt, würde er sich sehr freuen.« König Gunther antwortete: »Nach sieben Tagen werde ich Euch sagen, zu welchem Entschluß ich mit meinen Verwandten gekommen bin. Inzwischen geht in Eure Herberge und ruht Euch gut aus.«
    Da sagte Wärbel aber: »Ware es nicht möglich, daß wir vorher noch Königin Uote sehen können?« – »Daran sollEuch niemand hindern«, erwiderte Gîselher. »Wenn Ihr sie aufsuchen wollt, handelt Ihr nach ihrem Wunsch. Ihr werdet ihr willkommen sein, denn Ihr kommt ja von meiner Schwester.« Gîselher brachte sie zu den Frauen. Uote freute sich über die Boten aus Hunnenland und grüßte sie freundlich. Sie richteten ihr Kriemhilts Grüße und Aufträge aus. Swämmel sagte »Meine Herrin läßt Euch grüßen. Nichts wäre ihr eine größere Freude, als Euch öfter

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