Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Wimpern hervor und eine bescheiden dargebotene Wange. Aber ich laß mir den Arsch mit Feigen ausstopfen, wenn sie nicht versucht hat, den Kopf zu einem ordentlichen Lippen-an-Lippen-Knutsch herumzubiegen …
    Sie ist Deine Freundin, Jane, und ich würde echt die Hälfte meiner Krawattensammlung drangeben, wenn ich sie auf den Punkt bringen könnte, auf den es ankommt, aber ich muß doch sagen, daß ich sie für etwas unausgeglichen halte.
    Wir begaben uns alle ins Damenzimmer zum Kaffee. Davey mußte eine deutliche Neigung zu dümmlichem Grinsen bekämpfen, als wir Vorschläge fürs Wochenende besprachen, Simon gondelte höflich herein: Ihm wurde von Patricia bloß ein beiläufiges Winken zuteil. Als er das Gesprächsthema mitgekriegt hatte, bemerkte er, heute sei der letzte Tag der
East of England Show
.
    »Nein, wirklich?« sagte Patricia gedehnt und bekundete so herablassende Gleichgültigkeit, daß Simon rot anlief. Sie wandte sich an Davey und fragte ihn, was er von David Mamet halte.
    »
East of England Show
, was?« sagte ich zu Simon, der dastand und seine Schuhspitze an der Wade polierte, »’ne landwirtschaftliche Sache, oder wie?«
    »Na ja … also, du weißt schon … ich glaube, das ist nicht besonders interessant für Leute, die nicht … wirklich auf solche Sachen stehen.«
    »Nein?«
    »Aber hier ist es ziemlich beliebt. In der Gegend hier, mein ich. In Norfolk und so.«
    »Ach so. Geschicklichkeitsprüfungen für Hütehunde und dergleichen, nehm ich an.«
    »Äh, nicht ganz … wir sind hier ja in East Anglia. Gibt’s nicht viele Schafe.«
    »Dann vielleicht Norwich-Terrierprüfungen. Cromer-Krabbenrennen. Norfolk-Truthahnkropf-Wettbewerb.«
    »Da gibt’s seltene Rinderarten, und es gibt Ausstellungen und Stände und kleine Parcours für Springpferde, und … aber … wie ich eben meinte, es ist nicht besonders interessant, nehm ich an.«
    »Dir gefällt’s, Simon, darauf kommt es an«, sagte seine Mutter. Sie hatte sich mit Michael zu einer Konferenz unter vier Augen in die Ecke zurückgezogen. Schlafzimmer- und Mahlzeitenplanung wahrscheinlich. Sie drehte sich zu mir. »Er ist ganz verrückt danach, weißt du. Hat seit Jahren keinen Schaudonnerstag verpaßt. Ich bin überrascht, daß du nicht längst unterwegs bist Schatz.«
    »Na ja, ich dachte, ich sollte … du weißt schon, unseren Gast begrüßen und fragen, ob nicht jemand mit … aber wohl nicht …«
    »Simon, alter Junge«, sagte ich, »wenn du Platz hast, würd ich liebend gern mitfahren. Das heißt, falls es dich nicht langweilt.«
    David drehte sich erstaunt um. Patricia gab mir das, was ältere Schriftsteller unerklärlicherweise immer einen »fragenden« Blick nannten. Warum? Aus Hohn? Vielleicht Erleichterung? Weiß der Geier. Anne sah erfreut aus, und Michael, der den Morgen über ziemlich beunruhigt gewirkt hatte, nickte gütig. Simon tat entweder aus Höflichkeit oder aus echtem Gefühl heraus sein Entzücken kund.
    »Nein! Ganz und gar nicht. Ist mir ein Vergnügen. Wir können den Austin-Healey nehmen, wenn du willst. Falls nicht noch jemand …«
    Was um Himmels willen in mich gefahren war, kann ich wirklich nicht sagen. Eine Landwirtschaftsshow … im glühendenJuli … in East Anglia. Seltene Rinderarten … Springreiten … fette Schweine … wahrscheinlich auch noch Tontaubenschießen.
    Wir brachen sofort auf, nur Simon, Soda und ich. Mal abgesehen von der schrecklichen Aussicht auf massenhaft Farmer, sah ich mich außerstande zu sagen, ob ich es eigentlich nett oder nervend finden sollte, daß Patricia und Davey unverzüglich ein Band der anscheinend gegenseitigen Hingabe geknüpft hatten. Ich sehe keineswegs zum ersten Mal eine Frau, die Zuneigung zu einem jüngeren Mann beschleicht – schließlich gibt es den scheinheiligen Begriff des Gigolos –, aber auf dem Fußballplatz des Schlafzimmers ziehen die meisten Mädchen meiner Erfahrung nach den erfahrenen Stürmer dem frisch eingewechselten Dribbler vor. Männer sind da natürlich ganz anders: Die bolzen auf alles, bis der Abpfiff sie im Abseits kalt erwischt.
    Die
East of England Show
, mußte ich leider erfahren, findet in der Nähe von Peterborough statt, knapp zwei Stunden Fahrzeit von Swafford entfernt. Mein Gesicht muß meine Bedenken verraten haben.
    »Du hättest vorigen Monat kommen sollen«, sagte Simon. »Vorigen Monat war die
Royal Norfolk Show
. Die war in Costessey, bloß ’ne halbe Stunde weit weg.«
    Costessey wird trotz seiner Schreibung

Weitere Kostenlose Bücher