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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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morgen von seinem Treckerrennen zurückgekommen), ist aber eine Spur angekotzt, daß er der Empfänger von Logans altmodischem Mafiaboß-Mißfallen ist. Ob Michaels Sympathie für das arme Hasi dem Wunsch entspringt, es selber zu bespringen, das wissen die Götter und Deine Wenigkeit (nehm ich an). Es gibt dahingehende
Gerüchte
, daß Michael ein konsequenter und gewissenhafter Einlocher sei, aber
Gerüchte
gibt es über jeden. Daß fast alle Gerüchte der Wahrheit entsprechen, soll uns im Moment nicht kümmern.
    Trotzdem, was für ein Gerät! Sie scheint ihres verlorenen Geliebten wegen nicht gerade in Sack und Asche zu gehen, strahlt vielmehr vor Freude wie ein Flammenwerfer und ist so kreuzfidel wie eine Kompanie Blödelbarden.
    »Sie kenne ich doch«, spricht sie mich an, nachdem sie Podmore mit einem Kuß bedacht hat, ich meine …
Podmore
… »Sie sind Ted Wallace! Gestern stand ein Artikel über Sie im ›Evening Standard‹. Sie sind gerade irgendwo gefeuert worden, war da nicht so was? A. N. Wilson hatwas zu Ihrer Verteidigung geschrieben, und Milton Shulman sagte, Sie wären eine Schande für den guten Ruf von Literaturkritikern.«
    »Wie Myra Hindley eine Schande für den guten Ruf von Kindsmördern ist.«
    »Und wir sind uns zweimal begegnet«, fuhr sie fort. »Davon einmal bei einer Buchpräsentation, waren das Ned Sherrins Theateranekdoten im Ivy?«
    »Sie werden es mir kaum glauben«, sagte ich, »aber ich habe jede einzelne Präsentation von Ned Sherrins Theateranekdotenbüchern verpaßt. Das widerspricht sämtlichen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit, aber mir ist es gelungen. Ich halte das meiner Selbstdisziplin und unerbittlichem Training zugute. Sehen Sie, das Problem ist, wenn man zu einer geht, kann man sich nicht zurückhalten, auch zur nächsten zu gehen, dann wieder zur übernächsten und so weiter. Und eh man sich’s versieht, geht man jede Woche zu einer. Ich glaube, der einzige Ausweg wäre, daß Ned Sherrin aufhörte, sie zu schreiben, aber das wäre irgendwie geschummelt, finden Sie nicht auch?«
    »Ich weiß! Es war in der National Portrait Gallery. Porträts von Kindern für irgendeine Wohltätigkeitsveranstaltung.«
    »Oh-oh, eine dunkle Erinnerung bricht sich Bahn.«
    »Da waren diese ganzen Porträts«, erklärte Patricia Michael und Anne. »Ihr wißt schon, von Princess Diana und Margaret Thatcher und so weiter, gemalt von Fünfjährigen. Und Ted sagte lauthals, ›Das nennt ihr Gemälde? Das kann doch jeder x-beliebige moderne Künstler‹. Und dann haben Sie sich aufgeregt, weil Sie nicht rauchen durften.«
    »Je nun, ich hab nie was dagegen, mich zum Gespött zu machen, das geb ich sofort zu …«
    »Aber zum
ersten
Mal sind wir uns 1987 bei einem Abendessen am Pembridge Square begegnet.«
    Sie hörte sich immer mehr wie einer von diesen »Leiden Sie unter Ihrem schlechten Gedächtnis?«-Leuten an, die in der rechten unteren Ecke der Titelseite des »Telegraph« annoncieren.
    »Pembridge Square? Pembridge Square? Ich glaube nicht, daß ich irgendwen kenne, der am Pembridge Square wohnt …«
    »Die Gossett-Paynes.«
    »… abgesehen natürlich von Mark und Candida Gossett-Payne. Was es nicht alles so gibt. Nett, dich wiederzusehen, Patricia.«
    Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, daß der Punkt erreicht war, von dem an die Angelegenheit knifflig wurde. Gegen Ende unserer Konversation hatte Davey die Halle betreten und lauerte und funkelte gefährlich. Er sah aus, als habe er beschlossen, gegen dieses mit Geist und bezaubernd hohem Busen bewehrte Wesen Front zu machen. Er nahm – vermutlich zu Recht – an, daß ich sie ihm als Gefährtin für Spaziergänge und Bootsausflüge vorziehen würde. Dem sollte allerdings nicht so sein.
    »Äh … David kennst du sicher schon«, sagte ich und zog ihn heran.
    Im nachhinein betrachtet, reagierte sie ziemlich ungewöhnlich. Sie ging auf ihn zu und fiel auf die Knie … nicht gerade erforderlich, da sie allerhöchstens fünfzehn Zentimeter größer ist als er.
    »David!« sagte sie und sah ihm tief in die Augen. »Ich bin Patricia. Wir kennen uns, erinnerst du dich?«
    Sie fiel wieder in ihren Mrs.-Gedächtnis-Trott, während David sie mit seinen klaren Augen ansah.
    »Mein
Gott
, und nun sieh dich einer an!« gurrte sie. »Gibst du … David … gibst du mir einen Kuß?«
    Also, ich meine, Herrgott noch mal … als wäre er einKleinkind oder ein sabbernder Ahn. Er spielte brav mit, muß man ihm lassen: ein flirtender Blick unter den

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