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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Limerick auf mich.«
    »Ähm …«
     
    Einst lebte ein Bub namens Simon,
    der haßte Gedichte mit Reimen.
    Er fand es infam,
    daß sein eigener Nam’
    nur gepaart werden konnte mit Schleimen.
     
     
    »Da hast du echt verdammt recht. In der Schule hat man mich immer Schleimer genannt. Wußtest du das?«
    »Sagen wir, nicht ganz blind geraten«, sagte ich.
    »Okay, wie wär’s mit einem auf dich?«
     
    Einen alten Charmeur namens Ted,
    den fand man entbehrlich im Bett.
    Lag sie auf dem Rücken,
    konnt’ er fummeln und drücken,
    doch er bumste die Koje bloß fett.
     
     
    Simon war von der Vorstellung begeistert. »Kommt das wirklich vor?«
    »Was, daß man die Öffnung verpaßt, meinst du? Klar. Laufend.«
    Daß er das nicht gewußt hatte, dachte ich, bedeutete, daß der Junge entweder noch unberührt war, oder es hatte ihn eine Frau mit so viel Erfahrung verführt, daß er ohneeinen Moment des Wegschlüpfens eingeführt worden war. Schwein gehabt.
    Der Heimweg aus Peterborough kam mir, wie das oft ist, merklich kürzer vor als der Hintransport.
    In einer Wiederholung meiner Ankunftsszene vom Sonntag lümmelte Davey sich auf der Vordertreppe herum.
    »Hallo, junger Spund. Und wo ist deine Freundin?«
    Er drehte den Kopf zur Seite, um das Attribut zu dementieren.
    »Wir sind beladen mit Geschenken«, sagte ich. »Schau, für dich ein fettes Schwein, gewirkt aus edelstem Homespun und ausgestopft mit feinstem Kapok.«
    Er griff danach. »Das ist ziemlich lustig«, sagte er. »Danke.«
    »Die Dame, die es mir verkaufte, fragte, ob ich dem Künstler Modell gesessen habe. Dies war recht köstlich, insofern sie selbst nichts so ähnlich sah wie dem gemeinen Kormoran oder einer Krähenscharbe, die sich vom Ölschlick zu befreien sucht. Nichtsdestotrotz wirst du meines Erachtens zustimmen, daß es eine mehr als nur oberflächliche Ähnlichkeit zwischen diesem exzellenten Schwein und meiner weisen und verruchten Wenigkeit gibt. Wenn du eine Nadel hineinstichst, werde ich zucken und jaulen.«
    »Ich wäre gern mitgekommen, weißt du.«
    Ha! Wo ist der Therapeut für Selbstverleugnung mit einem Diplom der Universität von Dunstable und einem Regierungsstipendium, wenn man mal einen braucht? Ich wartete, bis Simon und Soda außer Hörweite waren, glättete Daveys Ego mit Beschreibungen, wie spröde und reizlos der Nachmittag gewesen sei, und schlurfte ins Haus, um mich zum Essen umzukleiden. Denn der heutige Abend sah die Logans den Landkreis bewirten, ein Anlaß für Abendgarderobe.
    Sonst war niemand zu sehen, daher entdeckte ich erst, als wir in der Zusammenkommerei zusammenkamen, daß Mutter Mills zur Party gehörte.
    Oliver Mills. Ich weiß nicht, ob Du ihm je begegnet bist. Er war Kaplan unseres Regiments damals in den Tagen des National Service. Seither hat er die Finsternis gesehen und sich des Priesteramts entledigt. So zumindest lautet seine Version: Ich glaube ja, auf trägen Klatsch vertrauend, daß er für Armee und Kirche einfach zu heiß wurde und sie ihn nicht mehr zügeln konnten. Sein Appetit auf kesse Subalternoffiziere und deftige junge Mannschaftsgrade kannte keine Grenzen. Ich hörte von einem Vorfall etwa 1959, der sehr wohl der Tropfen gewesen sein mag, der das Faß zum Überlaufen brachte. Ein General inspizierte einen Zug begeisterter Kadetten, der in Bälde sein Patent erhalten sollte, und blieb vor einem ausnehmend püppchenhaften Epheben stehen.
    »Sir! Ihr Name?«
    »Cyprian Manlove, Sir.« (Oder so.)
    »Sind Sie ein Mann mit festem moralischem Rückgrat?«
    Keine Antwort.
    »Nun, Sir?«
    Woraufhin der unglückselige Bursche in Tränen ausbrach und vom Paradeplatz wegrannte. Erhängte sich mit seinem Sam-Browne-Koppel und hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem er seine Mutter um Vergebung bat. Natürlich gab es keine Beweise, aber man wußte, daß er Altardiener in der Kapelle gewesen war, und kurze Zeit darauf legte Oliver seine Stola zusammen und stürzte sich Hals über Kopf in die Weltlichkeit. Der Junge war nicht gerade Mutter Mills’ Typ gewesen, aber in jenen Tagen hatten Schwule keine Wahl.
    Oliver fand seinen ersten sicheren Hafen bei der BBC, diesem Andersrummelplatz vaterlandsloser Gesellen wiekein zweiter, wo er den größten Teil der trostlosen Sozialdramen inszenierte, die alle Welt zum Goldstück des goldenen Fernsehzeitalters schönlügt, aber ehrlich gesagt, sehe ich mir lieber stocknüchtern John Major an, als je wieder einen einzigen dieser selbstgerechten Ausflüsse

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