Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
uns aufgespürt.
Sie fielen nicht weiter auf, aber ihre schwarze Kleidung war unverkennbar. Einer von ihnen hatte ein Fernglas auf den Eingang der humanistischen Bibliothek gerichtet.
Angelica und ich hatten die Bibliothek mit einer Gruppe Studenten verlassen, weshalb sie uns offenbar nicht entdeckt hatten.
Wir zogen uns hastig in den Schatten eines Lieferwagens zurück. Zwei der vier Männer standen über etwas gebeugt, das der eine von ihnen in der Hand hielt. Ein Mobiltelefon? GPS ? Wir waren zu weit entfernt, um erkennen zu können, was es war. Einer von ihnen sprach in ein Walkie-Talkie.
In dem Augenblick raste ein Auto auf den Platz, ein schwarzer Buick Regal. Mit Diplomaten-Kennzeichen. Die vier Männer in Schwarz gingen in die Hocke und waren nicht mehr zu sehen. Das Auto machte eine Vollbremsung. Das Warnblinklicht wurde eingeschaltet. Die Türen flogen auf. Zwei Männer sprangen heraus. Bürstenschnitt. Der eine schob die Pilotenbrille auf die Nasenspitze und ließ den Blick über den Platz schweifen.
Angelica und ich standen regungslos im schützenden Schatten des Lieferwagens.
Zwei weitere Männer stiegen aus dem Fond des Buick aus und liefen zum Haupteingang der Bibliothek. Wenige Minuten später kamen sie zurück und setzten sich wieder in den Wagen. Der Fahrer sagte etwas in ein Mikrofon, ich konnte nicht hören, was. Angelica und ich drückten uns gegen die Seitenwand des Lieferwagens. Mit quietschenden Reifen fuhr der Buick an. Vorbei an den Männern neben dem Müllcontainer. Vorbei an Angelica und mir.
Und bremste.
Setzte zurück.
Die Seitenscheibe fuhr herunter.
Der Fahrer sah uns an.
» Well, well, well. «
Amerikanischer Akzent. Ihm fehlte nur ein Cowboyhut. Und ein Strohhalm im Mund.
»Mr Belto. Mrs Moretti. Howdy!«
VII
Wir rannten los.
Ich habe generell nichts gegen Amerikaner. Aber ich möchte nicht von ihnen umgebracht werden.
Die zwei auf dem Rücksitz stürzten heraus und nahmen unsere Verfolgung auf. Genau wie die vier Männer in Schwarz, die aus ihrem Versteck hinter dem Müllcontainer gestürmt kamen.
Himmel und Hölle!
Der Platz vor der Universitätsbibliothek war ziemlich eng. Der Buick krachte volle Breitseite in einen geparkten Volvo, der mit laut heulender Alarmanlage in eine Reihe abgestellter Vespas gedrückt wurde. Dann machte der Buick einen scharfen U-Turn und holte die laufenden Männer ein. Die Stoßstange kickte einen der Schwarzgekleideten beiseite, der auf dem Kühler eines geparkten Fords landete.
Die Einbahnstraße Via del Castellaccio ist eine schmale, kurvige Gasse im Schatten hoher Hausfassaden. Mitten auf der Straße kam ein Müllwagen auf uns zu. Angelica und ich schlüpften zwischen dem Wagen und der Hauswand hindurch. Der Buick hupte den Müllwagen an. Der Müllwagen hupte den Buick an. Die Müllmänner waren wenig beeindruckt von den Diplomaten-Kennzeichen.
Angelica hatte meine Hand ergriffen. Ich schnappte nach Luft. Wir stürmten die schmale Seitenstraße hinunter, vorbei an einer Reihe grauer Abfalleimer, raus auf die Via dei Servi.
Zwischen den Dächern war die gewaltige Kuppel von Il Duomo zu sehen, der Kathedrale. Hinter uns war das wütende Hupen des Müllwagens zu hören und die hitzigen Rufe der Männer, die versuchten, uns einzuholen. Wir liefen Hand in Hand weiter die Via dei Servi hinunter. Was die Leute wohl gedacht haben? Die Schöne und das Biest. Nach fünfzig Metern bogen wir rechts in die Via dei Pucci. Dann links in die Via Ricasoli, die auf die Piazza vor der Basilica di Santa Maria del Fiore mündete. Die Marmorfassade der riesigen Kathedrale strahlte weiß im Sonnenschein. Rotes Kuppeldach. Baubeginn 1296. Natürlich verschwendete ich in dem Augenblick keinen Gedanken an derartige Details. Ich mag ja ein Nerd sein, aber so ein Nerd dann auch wieder nicht.
Wir wurden langsamer. Wollten nicht unnötig Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Wir hielten uns die ganze Zeit in der Nähe von Touristengruppen auf, in der Hoffnung, so in der Menge zu verschwinden.
Ich drehte mich um und hielt nach unseren Verfolgern Ausschau. Konnte sie nirgendwo sehen. Aber an den Bewegungswirbeln in der Menschenmenge ahnte ich, wo sie sich befanden. Wir überquerten den Platz in einer laut lamentierenden Gruppe Amerikaner. Wie in einem Sog gefangen, wurden wir mit ihnen in die Kathedrale gezogen. Dort trennten wir uns von den Amerikanern und schlossen uns einer niederländischen Reisegruppe an.
Am Eingang, zwischen Köpfen und Reiseleiter-Wimpeln,
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