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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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ich Sie dann Ihrer Meinung nach am Montagnachmittag angerufen?«
    »Das waren Sie?«, sagte sie nach kurzer Pause.
    »Das war ich.«
    »Sie haben behauptet, wir hätten gemeinsame Interessen?«
    »Korrekt, ich …«
    »Was für gemeinsame Interessen?«
    »Dem Rätsel auf den Grund zu gehen.«
    Während er sprach, betrachtete ich seine Mimik. Das schmale Gesicht. Die Augen. Die langen Pianistenfinger. Seine würdevolle Pose. Er hatte die rechte Hand auf seine Brust gelegt, wie für einen Eid. Und da sah ich ihn. Den Ring. Einen schweren, goldenen Siegelring mit einer bekannten Gravur.

    »Woher haben Sie den Ring?«, fragte ich.
    Er lächelte, schüttelte fragend den Kopf.
    »Ich kenne das Symbol«, fuhr ich fort. »Von Nostradamus.«
    »Der Lorbeerkranz. Sie sind ein aufmerksamer Mensch. Na ja, nicht verwunderlich bei Ihrem Beruf. Der Lorbeerkranz ist unser Symbol und der Ring aus reinem Gold. Gut zweitausend Jahre alt.« Er sah uns amüsiert an. »Er hat einst am Finger Julius Cäsars gesteckt.«
    II
    Angelica und ich hatten auf den Ledersesseln Platz genommen. Der Revolver lag auf meinem Schoß. Allmählich glaubte ich Bernardo Caccini, dass er auf unserer Seite stünde.
    »Das Ganze ist eine lange Geschichte«, sagte er mit einem charmanten, entwaffnenden Lächeln. »Und eine mehrere hundert Jahre alte Geschichte. Eigentlich mehrere tausend Jahre, wenn man es genau nimmt.«
    »Wie ist es möglich, dass Sie einen Ring tragen, der einst an Julius Cäsars Finger steckte?«, fragte ich mit gleichen Anteilen von Skepsis und gespannter Neugier.
    »Der Ring folgt einem Amt, das zu bekleiden ich die Ehre habe. Vor fünfhundert Jahren hat Nostradamus ihn getragen.«
    »Haben Sie etwas mit Vicarius Filii Dei zu tun?«, fragte Angelica, noch immer aggressiv.
    »Die Antwort lautet Ja und Nein. Ja insofern, dass sie seit fünfhundert Jahren auf das Wissen meiner Vorgänger aus sind. Und nein, falls Sie damit meinen, ob ich ein verdeckter Mönch bin.«
    »Es gibt sie also doch?«, platzte ich heraus.
    »Vicarius Filii Dei? Natürlich gibt es sie. Sie wollen nur nicht gefunden werden. Wenn Sie mir nun gestatten, mich Ihnen vorzustellen, ebenso wie die Bruderschaft, die ich repräsentiere.«
    Er räusperte sich, richtete sich auf und sagte in feierlichem, formellem Ton: »In meiner Funktion als Chefbibliothekar der Biblioteca Medicea Laurenziana bekleide ich ein historisches Amt. Man wird nicht als Chefbibliothekar an der Laurenziana eingestellt, man wird auserwählt. Ich bin Ringträger und Großmeister eines Ordens, von dessen Existenz niemand – nicht einmal der Vatikan – etwas ahnt. Fünfhundert Jahre lang haben wir unsere Pflicht erfüllt und ein Geheimnis gehütet, loyal gegenüber unserem Orden und voller Respekt vor den Menschen, die zu ihrer Zeit den Schatz bewacht und später im Namen der Medici-Familie den Orden gegründet haben: Machiavelli, Michelangelo und Nostradamus. Die Aufgabe unseres Ordens ist es, vierundzwanzig Truhen zu bewachen.« Er hielt inne. »Die Wahrheit ist aber die, dass wir sie gar nicht bewachen. Wir suchen sie!«
    »Schatzkisten?«, fragte ich mit jungenhaftem Eifer.
    »Nennen Sie sie gerne Schatzkisten, denn das sind sie auf ihre ganz eigene Weise. Sie enthalten weder Schmuck noch Gold, sondern etwas viel Wertvolleres. Nostradamus’ Brief, den Regina Ferrari entdeckt und der zu der Entführung von Professor Moretti geführt hat, enthält die Information, die uns in die Lage versetzt, die vierundzwanzig Truhen aufzuspüren. Ende des 16. Jahrhunderts ging dieser Brief verloren.«
    »Welchen Orden repräsentieren Sie?«, fragte ich. »Die Freimaurer? Illuminati? Oder warten Sie … Sagen Sie nicht, Sie sind ein Tempelritter!«
    Er lachte herzlich und lange. »Nein, ich bin sicher kein versprengter Tempelritter. Ich bin Großmeister einer alten und friedfertigen Bruderschaft, eines Ordens, von dem niemand weiß. Wir sind keine Freimaurer, keine Tempelritter, keine Illuminati.« Er wartete eine Sekunde. »Wir sind Bibliothekare.«
    III
    Ich habe Bibliotheken schon immer gemocht.
    Als ich ein Junge war, wenn die Kinder aus der Nachbarschaft mal wieder nichts mit dem verrotzten Albino zu tun haben wollten, habe ich Zuflucht in der Bibliothek gesucht.
    Die anderen Kinder hatten jede Menge gemeine Namen für mich. Schneemann. Eisbär. Rotauge. Ich war nie einer von ihnen. Niemand klingelte je bei mir zu Hause. Ich gehörte nicht dazu. Blieb als Letzter übrig, wenn die Alphatiere der Klasse im

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