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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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sicher die Randnotiz im Codex Amiatinus – über Pythia, die den göttlichen Odem des Herrn einatmete und die Gabe der Hellsichtigkeit erlangte.«
    Er tippte seine Antwort ein. »Eine Verbindung zwischen der Kiste mit den Geboten und Pythia kommt mir unwahrscheinlich vor. Die Geschichte von Mose ist nicht konkret datiert, aber anhand historischer Referenzen legen viele Historiker Moses Lebenszeit in die Zeit um 1400 vor Christus. Plus/minus ein paar hundert Jahre. Das Orakel von Delphi ist mindestens sechshundert Jahre jünger. Rein theoretisch könnte die Bundeslade in den Apollon-Tempel gebracht worden sein, aber die Geschichte von Pythia und dem Tempel ist so gründlich dokumentiert, dass eher unwahrscheinlich ist, dass die Gebotstruhe über tausend Jahre lang in aller Heimlichkeit dort stand.«
    »Aber die Randnotiz …«, erinnerte ich ihn.
    »Eine Randnotiz hat in sich keinen großen Wert. Die Mönche, die alte Texte kopierten, haben alles Mögliche an den Rand geschrieben. Im frommen Wunsch, einen Fehler im Text zu korrigieren oder einen Gedanken zu vertiefen, bis zu simplen Schmierereien oder dem Versuch, komisch zu sein. Auch wenn die Anmerkung für uns heute unverständlich ist, war sie das zu der Zeit, als der Text geschrieben wurde, nicht unbedingt. Es heißt, der Codex Amiatinus enthalte versteckte Hinweise auf die Bundeslade. Ehe die Krankheit mich eingeholt hat, habe ich wochenlang in der Biblioteca Laurenziana über dem Kodex gebrütet. Und nichts habe ich gefunden! Was natürlich nicht bedeuten muss, dass nicht doch etwas zu finden gewesen wäre – für ein Auge, das genau wusste, wonach es suchen musste.«
    »Kennen Sie Bernardo Caccini?«, fragte ich.
    »Den Chefbibliothekar der Laurenziana-Bibliothek? Nicht persönlich, aber ich habe mit ihm über diverse historische und theologische Fragen korrespondiert. Warum fragen Sie?«
    »Wir versuchen, die bibliophilen Netzwerke zu durchschauen.« Obgleich wir gelobt hatten, das große Geheimnis für uns zu behalten, konnte ich mir die Frage an Vasari nicht verkneifen: »Was wissen Sie über die Bibliothek von Alexandria?«
    Nichts an seiner Reaktion deutete darauf hin, dass er Kenntnis von dem Geheimnis hatte, das Bernardo Caccini Angelica und mir gegenüber gelüftet hatte. Es dauerte eine Weile, bis er die wortreiche Antwort zu Geschichte und Verfall der Bibliothek eingegeben hatte.
    »Und wo wir schon einmal bei alten Schriften sind «, sagte er schließlich, »habe ich eine ganz andere Information, die Sie sehr interessieren könnte.«
    III
    Er setzte seinen Rollstuhl in Bewegung und fuhr zu einem Tisch, auf dem eine braungelbe Aktenmappe lag. Darauf stand:
    NAG HAMMADI
CODEX XIV
    Kodex 14?
    Das hieß, dass die Mappe entweder eine Fälschung oder eine Sensation barg. Die Nag-Hammadi-Schriften, eine Sammlung frühchristlicher Texte aus der Gnosis, die 1945 in Ägypten entdeckt wurden, bestehen aus zwölf ledergebundenen Papyrusbänden. Oder dreizehn, wenn man den losen Bogen mitrechnet, der in Kodex 6 lag.
    Es gibt keinen Kodex 14 in der Nag-Hammadi-Bibliothek.
    » In dieser Mappe liegt die Fotokopie einer 1800 Jahre alten kopti schen Handschrift, die 1945 in Nag Hammadi gefunden wurde. Der Text ist die Abschrift einer sehr viel älteren Handschrift. Eine übersetzte und modernisierte Fassung des koptischen Textes liegt bei. Das Interessante an dem Text ist, dass er gewisse Ähnlichkeiten mit anderen alttestamentarischen Texten aufweist. Zugleich ist er eine Beschreibung der Bundeslade und der Steintafeln mit den Zehn Geboten.«
    »Kodex … 14?«, sagte ich fragend.
    Tomasso Vasari lächelte. Die Grimasse machte sein Gesicht noch schiefer. »Sie kennen Ihr Nag Hammadi . «
    »Ich weiß zumindest, dass es keinen Kodex 14 gibt.«
    »Weniger als fünfzig Menschen auf der Welt wissen von der Existenz des Kodex 14.«
    »Wie sind Sie an diese einzigartig seltene Handschrift gekommen?«
    »Ich würde Ihnen gerne erzählen, dass ich sie in einer Höhle gefunden habe, als ich noch jung und beweglich war. Aber in Wirklichkeit habe ich sie von einem Antiquar in Rom gekauft, Luigi Fiacchini, der sie seinerseits 1977 auf verschlungenen Wegen über Schwarzmarkthändler, Antiquare, korrupte Museumsleiter und Zwischenhändler erstanden hatte.«
    Luigi, der alte Schuft …
    Wir öffneten die Mappe und warfen einen kurzen Blick auf die Kopie.
    20
    So schrieb sich der Eigenname JHVH – Jahve – in paläohebräischer Schrift. Der nachfolgende koptische Text war für

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