Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Hummer auf dem Randstreifen. Im Rückspiegel sah ich sie beschleunigen und sich in den Verkehr einfädeln. An der Ausfahrt zum Leonardo-da-Vinci-Flughafen, wo die Autobahn eine Linkskurve macht, waren alle Verfolger verschwunden.
Und das machte mich richtig nervös.
III
Am Stadtrand von Rom, auf halber Strecke zwischen Flughafen und Zentrum, fuhr ich zu einer Tankstelle ab. Im Radio lief Eros Ramazzotti. Quanto amore sei . Das Auto brauchte Benzin, Angelica musste auf die Toilette. Sie hatte während der gesamten Fahrt nichts gesagt. Als bereute sie ihre Bekenntnisse von gestern Abend und machte mir nun einen stummen Vorwurf, dass ich sie nicht gebremst hatte. Als ob das alles meine Schuld wäre. Verstehe einer die Frauen … Sie unterstellen uns Männern nicht nur Gedanken und Motive, die wir nie gehabt haben, sondern zwingen uns dann noch dazu, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Mit ihren stummen Vorwürfen. Ich setzte sie vor der Toilette ab und fuhr weiter zu den Zapfsäulen. Ausländische Tankstellen verwirren mich und machen mich nervös. Im Ausland ist alles anders. Tankt man selber oder wartet man darauf, bedient zu werden?
Ich rolle gerade langsam an den Zapfsäulen vorbei, als ein Wagen direkt hinter Angelica eine Vollbremsung macht.
Ein Chevrolet Silverado.
IV
»Angelica! « , rufe ich, so laut ich kann. Aber sie hört mich nicht. Also hupe ich. Hart und lärmend. Drücke die Hand fest auf die Hupe.
Jetzt dreht sie sich um. Zu spät. Viel zu spät. Zwei Männer aus dem Chevy stürmen zu ihr. Das sind sie . Die Mönche. Schwarz gekleidet. Sie sind direkt hinter ihr. Mit der rechten Hand taste ich nach dem Revolver, den ich unter dem Kartenbuch im Handschuhfach versteckt habe. Ehe Angelica mitkriegt, was los ist, und sich zur Wehr setzen kann, haben sie sie überwältigt. Endlich kriege ich den Revolver zu fassen. Sie zerren sie in den Chevy. Da draußen geht alles ganz schnell, hier drinnen schrecklich langsam. Ich öffne die Autotür und taumele heraus. Ein Buick Regal bremst wenige Meter vor dem Chevy, nicht weit von mir entfernt. Ich fuchtele mit dem Revolver in der Luft herum, um bedrohlicher zu wirken, als ich bin. Um sie daran zu hindern, Angelica mitzunehmen. Mit wenig Effekt. Niemand sieht mich. Ich wackele ein, zwei Schritte vor. Panisch. Kann nicht klar denken. Planlos. In meinem Kopf herrscht ein einziges Chaos. Ich will einfach nur Angelica helfen. Sempre tu, giovane amore mio , brüllt Eros aus dem Auto. Aus dem Buick steigen zwei Männer. Sie sehen mich immer noch nicht. Bin ich unsichtbar? Sie knien sich im Schutz des vorderen Kotflügels auf den Boden. Einer gibt einen Schuss auf den Chevy ab. Wollen sie Angelica treffen? Die Mönche? Das Projektil prallt von der Frontscheibe ab. Panzerglas? Der Chevy gibt Gas. Aus Versehen löst sich ein Schuss aus meinem Revolver. Die Heckscheibe des Buick explodiert in einem milchweißen Scherbenschauer. Jetzt werden sie auf mich aufmerksam. Da ich hinter ihnen stehe und mit einem Revolver auf sie ziele, fassen sie die Situation etwas anders auf als ich. Sie lassen ihre Waffen fallen. Heben die Arme über den Kopf. Ergeben sich. Aber was nützt mir das? Ich habe keine Ahnung, was ich mit ihnen machen soll. Sie als Kriegsgefangene nehmen? Wer sind sie eigentlich? Haben sie es auch auf Angelica abgesehen? Wieso haben sie auf das Auto der Mönche geschossen? Aus Mangel an Antworten stürze ich mich in den Fiat. Setze zurück. Die zwei Männer aus dem Buick haben ihre Pistolen aufgehoben. Keine Ahnung, ob sie hinter mir herschießen. Um mich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen, donnere ich über einen Bordstein, quer durch ein Blumenbeet und über den angrenzenden Gehweg auf die Straße. Quietschende Reifen bremsender Autos. Wütendes Hupkonzert der anderen Verkehrsteilnehmer. Der Buick folgt mir mit Vollgas. Überholt mich. Na, so was. Sie nehmen die Verfolgung des Chevys auf. Vor mir sehe ich, wie der Buick die Mönche einholt und den Chevy rammt. Wie zwei gierige Haie, die um die gleiche Beute kämpfen. Die beiden Wagen rauschen über eine Straßenkreuzung und verschwinden hinter einer Bergkuppe. Ich schalte runter, was wenig nützt. Der allererste Panda von Fiat ist mit einem luftgekühlten 652-Kubik-Zweizylinder-Motor ausgerüstet. Perfekt geeignet für jede Nähmaschine.
V
Nachdem ich die Ampel gerade noch beim Umspringen von Grün auf Rot hinter mir gelassen hatte, wurde ich von einer Armada Polizeiautos mit Blaulicht und
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