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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Rat in den Wind und mußte dafür zahlen.«
      »Sie sehen bejammernswert krank aus«, sagte Holmes. »Fühlen Sie sich überhaupt in der Lage, mir zu erzählen, was geschehen ist?«
      »Steht alles hier drin«, sagte der Inspektor und klopfte mit dem Finger auf ein dickleibiges Notizbuch.
      »Dennoch würde ich, wenn die Dame nicht zu erschöpft ist…«
      »Es gibt wirklich sehr wenig zu erzählen. Ich zweifle nicht daran, daß die abscheuliche Susan ihnen den Weg ins Haus gewiesen hat. Sie müssen sich bis zum letzten Quadratzoll ausgekannt haben. Es war nur für einen Augenblick, daß ich merkte, wie man mir einen mit Chloroform getränkten Lappen auf Mund und Nase preßte, aber ich besitze keine Vorstellung davon, wie lange ich bewußtlos blieb. Als ich zu mir kam, sah ich einen Mann an meinem Bett und noch einen anderen, der, ein Bündel in der Hand, inmitten des Gepäcks meines Sohnes stand; einige Kisten waren aufgebrochen, und der Inhalt lag am Boden verstreut. Ehe der Mann sich davonmachen konnte, war ich aufgesprungen und hatte mich auf ihn gestürzt.«
      »Sie haben viel riskiert«, sagte der Inspektor.
      »Ich klammerte mich an ihm fest, aber er schüttelte mich ab, und der andere wird mich dann wohl auf den Kopf geschlagen haben, denn ich erinnere mich an nichts weiter. Mary, mein Dienstmädchen, hörte den Lärm und schrie aus dem Fenster um Hilfe. Dadurch wurde die Polizei aufmerksam, aber die Strolche waren schon weg, als sie eintraf.«
      »Was wurde gestohlen?«
      »Ich glaube, es fehlt nichts von Wert. Im Gepäck meines Sohnes, dessen bin ich sicher, wird nichts Wertvolles gewesen sein.«
      »Haben die Kerle nichts zurückgelassen, was als Hinweis dienen kann?«
      »Vielleicht das Stück Papier, das ich dem Mann wohl entrissen haben muß, als ich ihn umklammerte. Es lag zerknüllt am Boden. Es trägt die Handschrift meines Sohnes.«
      »Was bedeutet, daß es nichts Wichtiges sein kann«, sagte der Inspektor. »Wenn es die Handschrift der Einbrecher…«
      »Genau das meine ich«, sagte Holmes. »Welch starker, gesunder Menschenverstand! Trotzdem würde ich gern einen Blick auf das Blatt werfen.«
      Der Inspektor entnahm seiner Brieftasche einen gefalteten Briefbogen.
      »Mir entgeht nichts, so geringfügig es auch sein mag«, sagte er ziemlich prahlerisch. »Das rate ich Ihnen auch, Mr. Holmes. In fünfundzwanzig Jahren Erfahrung habe ich meine Lektion gelernt. Immer besteht die Möglichkeit, Fingerabdrücke oder dergleichen zu entdecken.«
      Holmes untersuchte das Blatt.
      »Was halten Sie davon, Inspektor?«
      »Scheint mir das Ende von einem sonderbaren Roman, soviel ich sehen kann.«
      »Es könnte sich wirklich als das Ende einer sonderbaren Geschichte herausstellen«, sagte Holmes. »Haben Sie die Zahl am Kopf der Seite beachtet? Sie lautet zweihundertfünfundvierzig. Wo sind die übrigen zweihundertvierundvierzig Seiten?«
      »Nun, ich nehme an, die haben die Einbrecher. Denen wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen!«
      »Ich finde es seltsam, daß Leute in ein Haus einbrechen, um ein Bündel Papier wie dieses zu stehlen. Fällt Ihnen dabei nichts ein, Inspektor?«
      »Doch, Sir. Mir fällt dabei ein, daß die Schufte in der Eile das Erstbeste zusammenrafften, was ihnen unter die Finger kam. Ich wünsche ihnen viel Vergnügen an ihrer Beute.«
      »Aber warum nur hatten sie es auf die Sachen meines Sohns abgesehen?« fragte Mrs. Maberley.
      »Nun, als sie unten nichts Wertvolles entdeckten, haben sie ihr Glück eine Etage höher versucht. So sehe ich das. Was meinen Sie, Mr. Holmes?«
      »Ich muß es durchdenken, Inspektor. Kommen Sie ans Fenster, Watson.« Wir standen beieinander, und er las, was auf dem Papier geschrieben war. Es begann mitten im Satz und lautete folgendermaßen:
      »… Gesicht blutete stark aus den Schnitten und Schlägen, aber das war nichts, verglichen mit dem Bluten seines Herzens, als er das liebliche Gesicht sah, das Gesicht, für das er sein Leben geopfert hätte und das jetzt auf seinen Todesschmerz und seine Demütigung herniederblickte. Sie lächelte – ja, beim Himmel, sie lächelte! – wie eine herzlose Teufelin, als die er sie jetzt erkannte. In diesem Augenblick starb die Liebe und gebar den Haß. Ein Mensch muß für etwas leben. Und wenn ich nicht für deine Umarmung leben kann, dann allenfalls für deine Vernichtung und meine volle Rache.‹
      »Komischer Stil«, sagte Holmes,

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