Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
wieder. Ohne sie wäre die Welt öde. Zunächst also dachte ich, es handle sich um einen vergrabenen Schatz. Doch warum sollte jemand in einem solchen Fall Ihre Möbel kaufen wollen? Sie besitzen wohl nicht zufällig einen Raffael oder eine Erstausgabe der ShakespeareWerke, ohne es zu wissen?«
      »Ich glaube, mir gehört nichts Wertvolleres als ein Crown-Derby-Teeservice.«
      »Das würde wohl kaum die ganze Geheimnistuerei rechtfertigen. Und außerdem: Warum, wenn dies der Fall wäre, legten sie nicht einfach ihre Absicht dar? Wären sie auf Ihr Teeservice scharf, könnten sie doch einen Preis bieten und brauchten das Haus nicht bis auf den Nagel in der Wand aufzukaufen. Nein, wie sich mir die Sache darstellt, haben Sie etwas in Ihrem Besitz, von dem Sie nichts wissen und das Sie nicht hergeben würden, wenn Sie wüßten, daß Sie es besitzen.«
      »So stellt es sich mir auch dar«, sagte ich.
      »Dr. Watson stimmt zu, dann ist alles klar.«
      »Aber was könnte es nur sein, Mr. Holmes?«
      »Wir wollen versuchen, ob wir nicht durch reine Gehirnakrobatik ein Stück weiterkommen. Sie wohnen seit einem Jahr in diesem Haus.«
      »Seit fast zwei Jahren.«
      »Um so besser. Während dieser langen Zeit hat nie einer etwas von Ihnen gewollt. Und nun plötzlich binnen drei oder vier Tagen macht man Ihnen dringende Angebote. Was schließen Sie daraus?«
      »Das kann nur bedeuten«, erwiderte ich, »daß der Gegenstand, was immer es sein mag, gerade erst ins Haus gekommen ist.«
      »Wieder einmal alles klar«, sagte Holmes. »Nun, Mrs. Maberley, ist irgendein Gegenstand gerade erst ins Haus gekommen?«
      »Nein, ich habe in diesem Jahr nichts Neues gekauft.«
      »Wirklich? Das ist bemerkenswert. Nun, ich denke, wir lassen die Dinge sich ein bißchen weiterentwickeln, bis wir etwas deutlicher sehen. Ist Ihr Rechtsanwalt ein fähiger Mann?«
      »Mr. Sutro ist sehr fähig.«
      »Arbeitet bei Ihnen noch jemand, oder war die süße Susan, die eben die Tür hinter sich zugeworfen hat, die einzige Angestellte?«
      »Ich habe noch ein junges Mädchen.«
      »Versuchen Sie, Sutro dazu zu bringen, für eine Nacht oder auch zwei im Haus zu bleiben. Womöglich brauchen Sie Schutz.«
      »Gegen wen?«
      »Wer weiß? Jedenfalls ist die Angelegenheit finster. Wenn ich nicht herausfinde, wonach sie suchen, muß ich vom anderen Ende her beginnen und den Auftraggeber feststellen. Hat Ihnen der Grundstücksmakler vielleicht eine Adresse genannt?«
      »Er gab mir nur seine Karte. Haines-Johnson, Auktionator und Schätzer.«
      »Ich glaube nicht, daß wir ihn im Adreßbuch finden werden. Ehrliche Geschäftsleute verschweigen ihre Geschäftsadresse nicht. Gut denn, unterrichten Sie mich über alle Entwicklungen. Ich habe Ihren Fall übernommen, und Sie können sich darauf verlassen, daß ich Ihnen helfe.«
      Als wir die Halle durchquerten, glänzten Holmes’ Augen, denen nichts entging, plötzlich auf, als er einige Koffer und Kisten sah, die in einer Ecke gestapelt waren. Die Aufschriften waren deutlich zu erkennen.
      »Mailand. Luzern. Die kommen aus Italien.«
      »Das sind die Sachen des armen Douglas.«
      »Sie haben sie noch nicht ausgepackt? Seit wann sind sie hier?«
      »Seit letzter Woche.«
      »Aber Sie sagten doch… Natürlich, hier könnte das fehlende Kettenglied liegen. Woher sollten wir wissen, ob sie nicht etwas Wertvolles enthalten?«
      »Das kann kaum sein, Mr. Holmes. Der arme Douglas hatte nur sein Gehalt und eine kleine Jahresrente. Was konnte er schon Wertvolles besitzen?«
      Holmes verlor sich in Gedanken.
      »Zögern Sie nicht länger, Mrs. Maberley«, sagte er schließlich. »Lassen Sie die Koffer in Ihr Schlafzimmer hinauftragen. Untersuchen Sie sie so bald als möglich, damit wir wissen, was sie enthalten. Morgen komme ich wieder und lasse mir von Ihnen berichten.«
      Ganz offensichtlich wurde das Haus ›Zu den drei Giebeln‹ genau überwacht; denn als wir hinter der hohen Hecke am Ende des Weges hervorkamen, sahen wir den schwarzen Preisboxer dort im Schatten. Wir standen ihm plötzlich gegenüber, und er wirkte an diesem einsamen Ort finster und drohend. Holmes schlug mit der Hand auf seine Jackentasche.
      »Suchen Sie Ihren Ballermann, Masser Holmes?«
      »Nein, mein Riechfläschchen, Steve.«
      »Sie sind aber komisch, Masser Holmes.«
      »Das wird gar nicht komisch sein, wenn ich erst hinter Ihnen her bin. Ich

Weitere Kostenlose Bücher