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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Zweisitzer.«
    »Maße?«
    »Eins zu hundert.«
    Der Schatyr zog die Brauen hoch. Nur ein Prozent der tatsächlichen Größe? Ungewöhnlich. Doch mit dem Kommissar zu diskutieren, wäre sinnlos gewesen.
    »Wir liefern den Maikäfer dann zusammen mit den Papieren.«
     
    Die großgewachsenen, rothaarigen Männer gingen schweigend nebeneinander her.
    Sie trugen lange, schwarze Ledermäntel, schwarze Hosen und Schuhe mit glänzenden Schnallen. Mit diesem düsteren Outfit fielen sie auf. Aber nur im ersten Moment. Auf dem Alten Arbat war man an skurrile Gestalten gewöhnt. Und bei diesen hier konnte man sich ohnehin seinen Teil denken: Die pechschwarzen Sonnenbrillen (hinter denen sich die roten Augen der Usurpatoren verbargen) in Verbindung mit den schwarzen Klamotten ließen darauf schließen, dass sich die jungen Leute den Kultfilm Matrix etwas zu oft angesehen hatten. Die Passanten hoben kurz die Schultern und verloren dann jedes Interesse an den mutmaßlichen Fans von Neo und Morpheus.
    Die Gardisten näherten sich bereits der Buchhandlung von Genbek Hamzi und sprachen immer noch nichts. Wozu auch? Theodor le Mans hatte sie bereits im Wagen instruiert. Das Ziel der Aktion, der Kommissar des Dunklen Hofs, befand sich im Buchladen. Der Job bestand darin, ihm auf Gardistenart zu verklickern, dass es nicht gesund war, einen Kriegskommandeur zu verfolgen. Sie waren zu viert gegen einen – eine lösbare Aufgabe.
     
    »Ich glaube, dann habe ich alles«, sagte Santiago und legte seine T-Grad-Com-Karte auf den Ladentisch. »Ich erwarte dann in zwei Stunden Ihren Boten.«
    »Sie können sich auf uns verlassen«, versicherte Genbek und klappte sein Notizbuch zu. »Darf ich Ihnen vielleicht einen Kaffee anbieten?«
    »Vielen Dank, aber ich bin leider in Eile. Warten Sie …«
    Die tief in den Höhlen sitzenden schwarzen Augen des Kommissars verengten sich plötzlich zu schmalen Schlitzen.
    Hier stimmte etwas nicht.
    Santiago witterte die herannahende Gefahr. Er konnte noch nicht sagen, wer, doch er spürte genau, dass sich ihm jemand näherte, der durchaus keine freundschaftlichen Absichten verfolgte.
    Der Kommissar wandte sich an den Buchhändler: »Mein lieber Genbek, bitte gehen Sie in Deckung.«
    Der alte Mann war perplex, denn er verfügte nicht über Santiagos feines Gespür. Andererseits war der Kommissar nicht dafür bekannt, alberne Scherze zu machen. Es schien also ratsam, seinem Ratschlag Folge zu leisten. Doch zu spät: Als sich Genbek gerade hinter den Ladentisch ducken wollte, bimmelten die Glöckchen, und die Tschuden stürmten herein.
    »Gehen Sie endlich in Deckung, Genbek«, wiederholte Santiago im Flüsterton.
    Einer der vier Ritter schlug die Tür zu, verriegelte sie von innen und drehte das Schildchen mit der Aufschrift »Geschlossen« nach außen. Der Naw und der Schatyr standen den Tschuden nun Auge in Auge gegenüber.
    »Kann ich etwas für Sie tun, meine Herren?«, erkundigte sich Genbek.
    »Du nicht, du jämmerliche Krämerseele!«, trompetete einer der Usurpatoren.
    Der alte Mann zog es vor, diesen Disput nicht fortzusetzen und tauchte hinter dem Ladentisch ab.
    Santiago fackelte nicht lange. Er duckte sich, vollführte eine flinke Drehung und richtete den ausgestreckten linken Arm auf den zunächst stehenden Gegner. Einen Wimpernschlag später schlug der Blitz eines Elfenpfeils im Gesicht des Ritters ein und tötete ihn augenblicklich. Als sein Körper scheppernd gegen die Tür krachte, bohrte sich bereits die schwarze Klinge eines Nawenmesser in das Auge des zweiten Gardisten. Santiago packte den Strauchelnden geistesgegenwärtig an seinem roten Schopf und hielt ihn sich als Schutzschild vor den Körper – im letzten Moment, denn schon fraß sich der Feuerstrahl einer Drachenbrise , die eigentlich für den Kommissar gedacht war, in die Brust des leblosen Usurpators. Verirrte Flammen züngelten in die Regale und steckten einige der Bücher in Brand. Um ein größeres Feuer zu verhindern, verließ Genbek seine sichere Deckung und versuchte verzweifelt, seine Schätze zu löschen.
    Man kann nicht behaupten, dass die Tschuden chancenlos gewesen wären. Die Usurpatoren waren hervorragend ausgebildet und wussten durchaus mit Kampfzaubern umzugehen. Doch ihr ungestümes Temperament wurde ihnen zum Verhängnis. Während sie völlig unkoordiniert und kopflos angriffen, verteidigte sich der Kommissar klug und reaktionsschnell.
    Der dritte Ritter fiel seinem eigenen Kugelblitz zum Opfer. Der Usurpator hatte

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