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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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nicht mitbekommen, dass ihm Santiago ein Fischernetz übergeworfen hatte, und als er versuchte, den Kugelblitz abzufeuern, explodierte er in seinen Händen. Das Fischernetz verhinderte den Abfluss von Energie aus dem abgedeckten Raum. Santiago nutzte die Verwirrung nach der Detonation und beförderte den letzten Ritter, Theodor le Mans, mit einem gezielten Messerstich in die Schulter zu Boden.
    Der Kampf war zu Ende. Durch den Verkaufsraum waberte Qualm, und Genbeks entsetzter Blick wanderte über die verkohlten Bücherrücken.
    Santiago rückte seine Krawatte zurecht und kniete sich neben Theodor hin: »Wie geht’s der Schulter, Ritter?«
    Dem Usurpator hatte es die Sprache verschlagen.
    »Wenn Sie erlauben …« Der Kommissar zog die Hand des Tschuden von der blutigen Schulter und untersuchte die Wunde. »Das wird schon wieder, Ritter. Genbek wird Ihnen einen Verband anlegen.« Santiago wischte sich mit einem Taschentuch das Blut von den Fingern ab. »In zwei Stunden sind Sie wieder einsatzfähig.«
    »Sie werden mich nicht töten?«
    »Nein. Sie werden bei Franz de Geer vorsprechen und ihm von diesem Vorfall berichten. Wenn er es für nötig hält, wird er Sie selbst bestrafen.«
    »Jawohl, Kommissar«, nickte le Mans konsterniert.
    »Und richten Sie dem Kriegsmeister bei dieser Gelegenheit aus, dass ich ihn umgehend in der Rennsemmel erwarte.«
    »Jawohl, Kommissar.«
    Santiago stand auf und wandte sich an den Buchhändler.
    »Sie denken doch an meine Bestellung, Genbek?«
    »Selbstverständlich, Kommissar.« Der Schatyr sah sich bekümmert in seinem verwüsteten Laden um. »Ich bin ruiniert! Sehen Sie nur, was die Drachenbrise angerichtet hat.«
    »Schicken Sie die Rechnung doch unserem Freund, dem Usurpator«, empfahl Santiago.
    »Worauf Sie sich verlassen können«, ereiferte sich der Schatyr und fügte milde hinzu: »Vielen Dank auch für ihre Rücksichtnahme, Kommissar. Dass Sie einen der Angreifer am Leben gelassen haben, macht es mir erheblich leichter, den Schaden geltend zu machen.«
    »Gern geschehen«, lächelte Santiago. »Schließlich muss ich doch an das Wohl aller Angehörigen des Dunklen Hofs denken.« Er öffnete die Tür, wandte sich jedoch noch einmal um. »Auf Wiedersehen, Ritter, und vergessen Sie nicht, was ich Ihnen aufgetragen habe.«
     
    Nachdem auch der frisch verbundene Usurpator den Buchladen verlassen hatte, griff der Schatyr unverzüglich zum Telefon.
    »Hallo, Bidjar? Hier ist Genbek.«
    »Was gibt’s?«
    »Mein Sohn, du musst sofort die Konten des Kriegskommandeurs Bogdan le Sta überprüfen«, verfügte der Greis in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Sperre unverzüglich seine Kreditkarten, und falls er der Handelsgilde Geld schulden sollte, nimm Kontakt zu seiner Bank auf wegen der Rückzahlung.«
    »Haben Sie etwas erfahren, Vater?«, erkundigte sich Bidjar. »Was ist denn passiert?«
    »Tu, was ich dir gesagt habe, und rede mit niemandem ein Wort darüber. Bring zuerst unser Geld in Sicherheit, danach erzähle ich dir alles.«
    Moskauer Polizeipräsidium
Moskau, Petrowka-Straße
Samstag, 16. September, 14:11 Uhr
     
     
    Als Kapitän Schustow ins Präsidium zurückkam, saß Kornilow allein im Büro. Durchs weit aufgerissene Fenster drang der Verkehrslärm von der Straße herein, und Zigarettenqualm zog in blaugrauen Schwaden durch den Raum. Andrej hatte sich in Akten vertieft und klopfte die Asche seiner Zigarette in eine leere Bierdose, die neben dem überquellenden und stinkenden Aschenbecher auf dem Schreibtisch stand. Der Nichtraucher Sergej begab sich wortlos zu seinem Schreibtisch, legte dort einen Stapel mit Unterlagen ab, schaltete den Ventilator ein und zog ein Taschentuch hervor.
    »Was für eine Hitze!«
    »Rioni wurde ermordet«, verkündete Andrej, ohne von seinen Akten aufzusehen.
    »Holla!« Sergej erstarrte mit dem Taschentuch auf der schweißgebadeten Stirn. »Von wem?«
    »Von unserem Irren.«
    »Ach was!« Schustow setzte sich Kornilow gegenüber. »Und die Hand hat er ihm auch abgehackt?«
    »Ja.«
    »Und ihm ein Brandmal verpasst?«
    »Ja. Er hat wieder alle Register gezogen.«
    »Und Rionis Leibwächter haben zugeschaut?« Sergej konnte es immer noch nicht fassen. »Für ihn arbeitet doch Schtscherbakow, ein Ex-KGBler.«
    »Niemand hat etwas mitbekommen«, erwiderte Andrej. »Wie üblich.«
    »Wissen Rionis Leute von dem Irren?«
    »Möglich. Aber solange der Täter nicht überführt ist, werden sie sich mit dieser Version nicht abspeisen

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