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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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zur Schau stellte, und bemühte sich angestrengt, mit möglichst tiefer Stimme zu sprechen. Seine rechte Schulter zierte eine billige Tätowierung und seine linke Hand ein noch billigerer, plumper Ring. Er fläzte sich ungeniert auf die Parkbank und betrachtete die Beine der jungen Frauen.
    »Soso, zwei ganz Gefährliche sei ihr also …«
    »Jedenfalls wäre es klug, wenn du deinen Hintern von der Bank räumen würdest«, empfahl Galja dem Pickelgesicht.
    »Ganz schön frech, die kleine Schlampe«, kommentierte einer aus dem Rudel. »Der sollte man mal Manieren beibringen.«
    »Ach was, heiße Weiber müssen ein bisschen aggressiv sein«, verkündete der Boss wichtig. »Solche Frauen sind mir sogar lieber.«
    »Lieber als was?«, fragte Galja.
    »Hä?« Der Boss verstand nicht.
    »Du hast gesagt, dass solche Frauen dir lieber sind«, wiederholte Galja provokant. »Aber lieber als was? Lieber als deine rechte Hand?«
    Der Boss lief rot an. »Sieht so aus, als müsste man dir tatsächlich Manieren beibringen. Du solltest dir ein Beispiel an deiner Freundin nehmen. Das wäre gesünder für dich.«
    Die Kerle blökten und scharten sich dichter um die jungen Frauen.
    »Inwiefern gesünder?« Galja ließ sich nicht einschüchtern.
    »Na ja, wenn ihr ein bisschen nett zu uns wärt, könnten wir darauf verzichten, euch die hübschen Visagen zu polieren.«
    »Ihr wisst doch, worauf Männer stehen«, ergänzte ein anderer, der Olgas pralle Brüste anschmachtete.
    »Besorgt es euch doch gegenseitig!«, konterte Galja eiskalt.
    Olga bemühte sich, ebenso unbeeindruckt und selbstbewusst zu wirken wie ihre Freundin, doch in Wirklichkeit krampften sich vor Angst ihre Eingeweide zusammen.
    Geraune ging durch die Bande. Einerseits regte sich animalische Lust in den Hosen der Halbstarken und setzte ihre ohnehin wenig umtriebigen Gehirne außer Betrieb. Andererseits verletzte das dreiste Gebaren der jungen Frauen ihren Stolz – ein Schaden, der nur durch drakonische Vergeltungsmaßnahmen zu reparieren war.
    »Ihr habt die Wahl, Mädchen«, entschied der Anführer. »Entweder ihr macht es uns freiwillig hier auf der Bank, dann lassen wir euch hinterher gehen. Oder wir zerren euch ins nächste Gebüsch, dann dürft ihr euch im Gemüse verausgaben. In diesem Fall müssten wir euch hinterher leider noch ein bisschen ausrauben.«
    Die Kahlgeschorenen quittierten den bizarren Humor ihres Anführers mit beifälligem Grunzen.
    »Eine schöne Kette hast du da«, sagte der Boss und deutete auf die schwarzen Perlen an Olgas Brust. »Sicher sehr wertvoll, nicht wahr?«
    Olga wurde rot.
    »Also, wie entscheidet ihr euch?«
    »Gar nicht, du Penner!«
    Die Kerle hatten ihre Aufmerksamkeit so auf die jungen Frauen fixiert, dass sie die Rückkehr von deren Begleitern nicht mitbekamen. Nun ernteten sie die Früchte ihrer Sorglosigkeit.
    Als Erster preschte Sergej aus der Dunkelheit hervor und zog dem erstbesten Kontrahenten einen Baseballschläger über den Kopf. Blut spritzte, und Flüche schallten durch den Park. Der Anführer der Gang zog panisch ein Messer, doch Galja, die blitzschnell aufgesprungen war, rammte ihm mit voller Wucht den Fuß ins Gesicht.
    Olga nützte das entstandene Durcheinander, schwang sich über die Lehne der Parkbank und flüchtete ins Gebüsch.
     
    Die Söldner parkten Cortes’ Jeep nicht weit von der Einfriedung des Lustgartens, einem ruhigen und beschaulichen Teil des Gorki-Parks, und warteten auf weitere Instruktionen des Panopten.
    »Nimmst du uns auch nicht auf den Arm, Christophan? «, fragte Artjom, als er die Fahrertür des Jeeps zuschlug und seine leichte Windjacke überzog. Obwohl der Altweibersommer tagsüber noch über fünfundzwanzig Grad Wärme bescherte, waren die Nächte bereits empfindlich kühl. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass hier ein Schatz vergraben sein soll.«
    »Wenn du es nicht glaubst, kannst du ja wieder gehen, Humo«, gab der Panopt beleidigt zurück und setzte die Cognacflasche an, die ihnen Murzo in der Rennsemmel spendiert hatte.
    »Mach keinen Stress, Artjom«, brummte Cortes. »Christophan, wo geht’s jetzt weiter?«
    »Da lang.« Der Panopt wedelte mit seiner riesigen Pranke in Richtung des Parks. »Vergesst euer Werkzeug nicht.«
    »Trotzdem komisch …«, rechtfertigte sich Artjom, während er die Schaufeln aus dem Kofferraum nahm. »Wer vergräbt denn einen Schatz im Lustgarten?«
    »Als dieser Schatz vergraben wurde, sind hier noch Rehe herumgesprungen«,

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