Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
Vom Netzwerk:
Kopf saßen seitlich zwei spitze, gebogene Hörner. Hinter dem Rücken schlängelte sich ein langer, mit Dornen besetzter Schwanz und die sehnigen Arme endeten in dreifingrigen, krallenbewehrten Klauen.
    Olga schlug die Hände vors Gesicht und schrie.
     
    »Verdammt, ist der schwer!«, fluchte Cortes, warf die Schaufel auf den Erdhaufen und sah seinen Kompagnon vorwurfsvoll an. »Hilf mir gefälligst!«
    Artjom sprang in die Grube hinunter und fasste die Truhe an einem der erdverschmierten Griffe.
    »Eins, zwei … und drei!«
    Die Söldner hoben die Schatztruhe mit einem Ruck aus ihrer unterirdischen Lagerstatt und wuchteten sie an den Rand der Grube.
    »Geschafft!«
    Die silbernen Beschläge schimmerten im Mondlicht.
    »Wir nehmen nur das Diadem heraus«, erinnerte Christophan, der die Plackerei der Söldner aus einiger Entfernung beobachtet hatte. »Bei euch Humos weiß man nie.«
    Der Panopt betrachtete die leere Cognacflasche und machte dabei ein betrübtes Gesicht. Der Stimme nach zu schließen wurde er allmählich wieder nüchtern.
    »Natürlich nur das Diadem, wie ausgemacht«, bestätigte Cortes beflissen, stieg aus der Grube und inspizierte stirnrunzelnd das massive, geschmiedete Schloss der Truhe. »Ich fürchte, wir hätten ein Brecheisen mitnehmen sollen.«
    »Da kannst du Recht haben«, pflichtete Artjom bei und kratzte sich ratlos am Kopf. »Andererseits wäre es doch schade, so ein schönes Schloss aufzubrechen.«
    »Humos, Humos«, seufzte Christophan und schüttelte entrüstet den Kopf. Er trat an die Truhe heran und strich mit seiner tellergroßen Hand beinahe zärtlich über das Schloss. »Mit einem Brecheisen – geht’s noch?! Das ist schließlich ein antikes Stück, das Werk eines echten Meisters.«
    Magie entfaltete keinerlei Wirkung auf Panopten, und sie waren auch selbst keine großen Zauberkünstler. Doch zumindest beim Umgang mit vergrabenen Schätzen beherrschten sie den ein oder anderen magischen Kniff. Das massive Schloss der Truhe begann zu vibrieren, quietschte und sprang mit einem überraschend lauten Klacken auf.
    »So wird das gemacht!« Christophan klappte den Deckel auf und kraulte zufrieden seinen Vollbart. »Mit einem Brecheisen, das wäre ja noch schöner …«
    Die Söldner beugten sich gespannt über die geöffnete Truhe.
    »Und wo ist das Diadem?«, erkundigte sich Cortes. »Das kann ja Stunden dauern, bis wir es in diesem Haufen finden.«
    Die stattliche Schatztruhe war bis zum Rand mit funkelndem Geschmeide gefüllt. Ein Sammelsurium aus Gold und Edelsteinen flimmerte den Söldnern vor den Augen. Der verblichene Eigentümer hatte es offenbar nicht nötig gehabt, sich mit Münzen, Silber oder billigem Modeschmuck abzugeben – die Kollektion enthielt ausschließlich hochwertige Stücke: Ketten, Anhänger, Armbänder, Diademe und Ohrringe.
    Artjom schnalzte begeistert mit der Zunge: »Schade, dass wir keinen Sack mitgenommen haben!«
    »Wozu denn einen Sack?«, protestierte der Panopt. »Nur das Diadem!«
    »Aber wir haben doch einen ganzen Schatz gefunden! «
    »Das würde dir so passen«, schäumte Christophan und zog den jungen Söldner am Ohr von der Truhe weg.
    »Das mit dem Sack habe ich doch nicht ernst gemeint, ich will mir die Sachen nur anschauen«, verteidigte sich Artjom.
    »Aber nur gucken, nicht anfassen!«
    »Schon gut!«
    »Und bleib weiter von der Truhe weg«, verfügte der Panopt. »Ich traue dir nicht, Humo.«
    Der wieder ernüchterte Hüne drehte Artjom offenbar einen Strick daraus, dass er ihn dazu überredet hatte, den Schatz zu öffnen.
    »Na gut, dann sehe ich mich in der Zwischenzeit ein wenig um hier«, verkündete Artjom eingeschnappt, während Cortes und Christophan damit begannen, die Schätze zu durchwühlen.
    »Was für ein edler Anhänger«, schwärmte Cortes. »Wie viel willst du dafür?«
    »Aber wir hatten doch ausgemacht: nur das Diadem!«
    »Das Diadem ist etwas für besondere Anlässe. An normalen Abenden könnte Jana diese schlichten Smaragd-Ohrringe tragen. Komm schon, die legen wir auch beiseite. «
    »Versuch nicht, mich zu belabern, Humo, du brauchst genau ein Geschenk, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Und was soll ich ihr dann nächstes Jahr schenken?«
    »Ich warne dich, Cortes, wenn du nicht aufhörst zu nerven, brat ich dir eins über, und dann brauchst du überhaupt kein Geschenk mehr, weder morgen noch nächstes Jahr.«
    »War doch nur Spaß«, beschwichtigte der Söldner mit einem bangen Seitenblick auf die

Weitere Kostenlose Bücher