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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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belehrte ihn der Panopt und goss eine weitere Dosis Cognac in seinen Schlund. »Weißt du wenigstens, was ein Reh ist, alter Großstadttiger? «
    »Klar, weiß ich.«
    Cortes nahm das Gürtelholster mit seiner Gjursa aus dem Handschuhfach und legte es an.
    »Nimmst du deine Knarre auch mit, Artjom?«
    »Nicht nötig, ich habe mein Nawenmesser dabei.« Der junge Söldner tastete nach der schwarzen Klinge an seinem Gürtel und schwang sich die Schaufeln über die Schulter. »Wo ist denn nun der Klunker verbuddelt?«
    »Mir nach«, kommandierte Christophan und die drei Schatzsucher marschierten in den Park.
    Wie hatte sie sich nur so verlaufen können? Olga war den Tränen nah, doch sie wagte keinen Mucks, weil sie immer noch befürchtete, dass die Halbstarken sie verfolgen könnten.
    Bei ihrer panischen Flucht in die Tiefe des Parks hatte sie keinen Gedanken daran verschwendet, wo sie herauskommen könnte. Als die Schlägerei begann, hatte sie nur eines im Sinn gehabt: nichts wie weg von diesem schrecklichen Ort und diesen ekelhaften Wüstlingen.
    Natürlich wusste Olga, dass sie sich im Gorki-Park inmitten der Großstadt nicht wirklich schlimm verirren konnte. Doch in ihrer augenblicklichen Lage nützte ihr diese Erkenntnis wenig. Die Laternen waren längst verloschen, und der Park lag in völliger Finsternis. Noch dazu war sie in ein dichtes Waldstück geraten. Die schwarzen Silhouetten der Bäume wirkten bedrohlich, und überall hörte sie verdächtige Geräusche. Und keine Menschenseele weit und breit. Sie wusste nicht, wo sie war und in welche Richtung sie nun weitergehen sollte.
    Die junge Frau atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Nun hieß es kühlen Kopf bewahren und überlegt handeln. Im Prinzip war es völlig egal, in welche Richtung sie ging, sie würde auf jeden Fall wieder in der Zivilisation herauskommen. Daran bestand überhaupt kein Zweifel. Sie musste sich nur für eine bestimmte Richtung entscheiden, um nicht im Kreis zu laufen.
    Olga blickte sich um, und es schien ihr, als hätte sie zwischen zwei Bäumen eine Gestalt gesehen. Sie spähte angestrengt dorthin, doch eine durch die Baumwipfel raschelnde Böe zerstreute ihre Befürchtungen. Sicher hatte sich nur ein Strauch im Wind bewegt. Wohin nun also?
    Plötzlich knackte ein Zweig, ganz leise, aber Olga hatte es deutlich gehört. Wer konnte dort sein? Die kahlgeschorenen Typen? Alles, nur das nicht! Die junge Frau ging in die Hocke und horchte. Vielleicht war es Galja? Oder Sergej? Hatten sie die Kerle vertrieben und suchten jetzt nach ihr?
    Olga war sich nun sicher, vor dem Hintergrund des dunklen Waldes eine menschliche Silhouette zu sehen. Sie wollte sich schon bemerkbar machen, doch dann stockte sie: Galja oder Sergej hätten doch nach ihr gerufen! Warum hätten sie schweigend durch den Wald schleichen sollen? Sie erhob sich wieder und ging so geräuschlos wie möglich in der Gegenrichtung davon.
    Nichts wie zurück in die Zivilisation, dachte Olga. Und dann ab nach Hause. Sicher war dort zwischen den Bäumen niemand gewesen. Es knacken doch ständig irgendwelche Zweige im nächtlichen Wald. Wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet. Und wer sollte hier auch sein?
    Nach einigen Metern wandte sich Olga noch einmal um und erstarrte vor Schreck. Die dunkle Silhouette kam zwischen den Bäumen hervor und folgte ihr. Doch was war das für eine seltsame Gestalt? Die Umrisse der Figur erinnerten sie an eine Frau, aber nur ganz entfernt. Frauen haben schließlich keine Hörner auf dem Kopf und keinen dicken Reptilienschwanz. Olga traute ihren Augen nicht. Sie flüchtete und drehte sich immer wieder um. Die Gestalt kam nicht näher, sondern hielt stets eine gewisse Distanz ein. Doch ohne jeden Zweifel lief sie ihr nach.
    Der Verdacht, von dem sie Galja erzählt hatte, bestätigte sich also! Sie wurde verfolgt! Olga hatte an diesem Abend schon genug Ängste ausgestanden, doch diese mysteriöse Frauengestalt, die an ihren Fersen klebte, gab ihr nun endgültig den Rest. Sie geriet in Panik und tat in ihrer Verzweiflung etwas Irrationales: Anstatt wegzulaufen, blieb sie plötzlich stehen und drehte sich um. Das hatte ihr Schatten nicht erwartet und kurz darauf standen sich die beiden in geringer Entfernung gegenüber.
    Olga war auf eine mondbeschienene Lichtung gelaufen und konnte ihre Verfolgerin deutlich sehen. Der Anblick war der reine Horror! Das hochaufgeschossene, nackte und muskulöse Wesen hatte den Oberkörper einer Frau. Am kahlen

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