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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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»Lassen Sie mich los! Ein Ungeheuer!!«
    »Niemand wird dir etwas tun«, presste Artjom um Luft ringend hervor. Sein Organismus hatte sich vom Alkoholexzess in der Rennsemmel noch nicht vollständig erholt, und der heftige Magenschwinger der jungen Dame löste brodelnde Prozesse in seinem Bauchraum aus. »Was ist denn passiert, dumme G… hm … Mädchen. «
    »Ein Ungeheuer! Es ist hinter mir her!! Lass mich los!!!«, zeterte die Frau und versuchte sich loszureißen.
    Ob er sie mit einer Ohrfeige ruhigstellen sollte? Im Augenwinkel bemerkte Artjom eine Bewegung und hob den Kopf. Etwa zehn Meter von ihm entfernt huschte ein Schatten zwischen den Bäumen hindurch. Nur ein schwacher Lufthauch und ein unbestimmtes Gefühl von Gefahr sagten ihm, dass dort tatsächlich jemand war. Jemand, der sich schneller als ein Mensch bewegte, schneller als jedes andere Wesen, so flink, wie sich nur ein Wandelwesen zu bewegen versteht.
    Etwa eine Morjane?
    Das Abzeichen des Dunklen Hofs auf Artjoms linker Schulter begann zu prickeln – ein Gefühl wie tausend feine Nadelstiche. Magie! Die Tätowierung, die ihm die Nawen geschenkt hatten, reagierte auf die Freisetzung magischer Energie. Es gab also keinerlei Zweifel mehr: Irgendwo dort in der Finsternis verbarg sich ein Wandelwesen. Wenn es gut lief, eine Weiße, wenn es schlecht lief, eine Schwarze Morjane.
    Artjom spürte, wie ihm das Adrenalin ins Gehirn schoss. Diese Begegnung konnte durchaus unerfreulich enden, denn ein Wandelwesen in Kampfmontur konnte sich nicht kontrollieren. Die blindwütige Aggressivität dieser Bestien war berüchtigt in der Verborgenen Stadt. Dabei hatten sie überhaupt kein Recht, sich in den Parks der Innenstadt herumzutreiben! Doch das nutzte Artjom im Augenblick wenig. Während er die junge Frau mit einem Arm an seiner Schulter festhielt, zog er das Basiliskenauge aus der Tasche.
    »Keine Angst, niemand wird dir ein Haar krümmen«, flüsterte Artjom.
    Der Mond schien auf die kleine Lichtung und tauchte die Gestalt, die sich nur wenige Meter vor dem Söldner aufbaute, in ein milchiges Licht: eine Schwarze Morjane in Kampfmontur.
    Die Physiognomie der Bestie hatte auch ästhetische Seiten: sanft gewölbte, weibliche Brüste, lange, kräftige Beine und breite Hüften, betont durch eine schmale Taille. Eher bedrohlich wirkte der lange, mit mächtigen Dornen besetzte Schwanz, der sich ungeduldig wand, als könne er es nicht erwarten, zum tödlichen Schlag auszuholen. Artjoms Blick wanderte zum Kopf des Wandelwesens: ein kahler, mit gekrümmten Hörnern besetzter Schädel, zugespitzte Ohren, ein schmallippiger Mund, aus dem lange Eckzähne ragten, eine eingefallene Nase und grüne Augen, die wie funkelnde Edelsteine unter den stark vorgewölbten Augenbrauenbögen saßen. Der Kopf war nicht nur der hässlichste Körperteil der Morjane, in ihm befanden sich auch die Giftdrüsen und schon stieg dem Söldner der schwache Duft reifer Pfirsiche in die Nase – der Geruch des Gifts der Schwarzen Morjanen.
    Gut, dass das Mädel das Monster nicht sieht, dachte Artjom, das erspart lästige Fragen hinterher. Er war darauf vorbereitet, jeden Augenblick das Basiliskenauge zu aktivieren, doch erstaunlicherweise griff die Morjane ihn nicht an. Sie stand in ein paar Schritten Entfernung einfach nur da und ließ ihn keine Sekunde aus ihren smaragdgrünen Augen. Man hätte fast meinen können, dass sie nachdenkt. Artjom konnte sich dieses Verhalten nicht erklären. Nach allem, was er über die Wandelwesen wusste, griff eine Schwarze Morjane in Kampfmontur einen Menschen immer an. Nun standen sie sich Auge in Auge reglos gegenüber und wagten kaum zu atmen. Nach einigen Sekunden, die Artjom wie eine Ewigkeit vorkamen, gab die Morjane einen röchelnden Laut von sich und trat einen Schritt zurück. Artjom kam aus dem Staunen nicht heraus: ein Wandelwesen, das sich zurückzog!
    »Lass mich los!«, keifte abermals die junge Frau. »Lass mich sofort los! Ein Ungeheuer!! Da ist ein Ungeheuer!! «
    Ihr Geschrei zerriss die Stille und zerstörte das fragile Gleichgewicht zwischen Artjom und seinem Gegenüber. Die Morjane fauchte, und ihr Schwanz schlug nervös auf und ab. Artjom beugte sich ein wenig zurück und versetzte der Tobenden eine Ohrfeige.
    »Halt endlich den Mund!«
    »Fass mich nicht an!!«
    Die Morjane brüllte drohend.
    Die junge Frau schlug zurück und versuchte abermals, sich loszureißen.
    Jetzt setzte die Morjane zum Angriff an. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie

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