Das Opfer
herbei, und die beiden Menschen wurden vom süßen Duft reifer Pfirsiche eingehüllt.
Artjom stand zum ersten Mal im Leben einer Morjane gegenüber und wusste nicht, wie er sich im Kampf gegen eine solche Bestie verhalten musste, doch seine Reaktion kam blitzartig und instinktiv. Er spürte schon den heißen Atem des Monsters, da stieß er die junge Frau in ein nahes Gebüsch und aktivierte das Basiliskenauge . Ein greller Lichtblitz zuckte aus dem Kristall, und das Wandelwesen heulte auf. Geblendet taumelte die Bestie auf der Stelle und versuchte vergeblich, dem lähmenden Energiestrahl des Kristalls zu entgehen. In diesem Augenblick zog Artjom sein Messer und stach gezielt und entschlossen zu. Die schwarze Klinge glitt zwischen den Rippen des Monsters hindurch und traf genau ins Herz. Die Morjane winselte und schlug mit der Klaue nach Artjom. Der duckte sich flink zurück, und die messerscharfen Krallen wischten haarscharf an seinem Gesicht vorbei. Zum Glück hatte die Morjane nicht mehr die Kraft, ihr Gift nach ihm zu spucken. Er bog ihre Klaue zur Seite und zog das Messer heraus. Ein Strahl dicken Bluts klatschte auf seine Hose.
Die Beine der Morjane knickten ein, und für einen Moment schaute Artjom genau in die grünen Augen des Monsters: In ihnen flackerte Schmerz und – so schien es dem Söldner – Verstand. Doch war es möglich, dass eine Morjane in Kampfmontur so etwas wie Verstand besaß?
Artjom musste sich beeilen. Die lähmende Wirkung des Basiliskenauges war bereits verpufft, und selbst eine tödlich verletzte Morjane konnte einem Humo noch den Kopf abreißen. Der Söldner rammte sein Messer noch einmal zwischen die Rippen des Monsters, ein Stück weiter links, in das zweite Herz. Dann zog er das Messer wieder heraus und abermals spritzte Blut auf seine Hose. Den Anzug konnte er wegwerfen.
Die tote Bestie sackte zusammen und fiel rücklings auf den Boden.
Aus dem Gebüsch drang ein leises Schluchzen. Die junge Frau lag offenbar immer noch auf der Erde. Artjom konnte nur hoffen, dass sie den Kampf nicht beobachtet hatte. Er würde sich später um sie kümmern.
Nachdenklich betrachtete der Söldner den leblosen Körper des Ungeheuers. Probleme mit dem Grünen Hof hatte er nicht zu befürchten, denn die Tötung einer Schwarzen Morjane in Kampfmontur galt als legitime Notwehr. Nun zählte jede Sekunde. Die Rettung einsamer junger Frauen war zweifellos eine ehrenvolle Aufgabe, doch man musste bei allem Edelmut auch an sein Auskommen denken. Die Hörner und das Gift der Schwarzen Morjanen stellten eine hoch gehandelte Ware dar und speziell die Erli waren bereit, ein Vermögen dafür hinzublättern. Um an diese Schätze heranzukommen, musste er dem Ungeheuer den Kopf abschneiden. Artjom beugte sich über sein Opfer und durchtrennte den Hals mit einem präzisen Schnitt. Ein Spezialcontainer für den Organtransport wäre jetzt natürlich ideal gewesen, doch woher nehmen mitten in der Nacht? Der Söldner zog seine Windjacke aus und wickelte seine Beute darin ein. Er musste den Kopf der Morjane so schnell wie möglich ins Erli-Kloster bringen, denn das Gift der Wandelwesen zersetzte sich innerhalb von einer Stunde, wenn man es nicht entnahm und fachgerecht lagerte.
Ganz in Gedanken versunken zog Artjom sein Mobiltelefon hervor und tippte eine Nummer ein.
» Suburbs Entsorgungsservice «, meldete sich eine Frauenstimme. »Was kann ich für Sie tun?«
»Hier ist Artjom Golowin, Humo, Söldner, Kartennummer …« Artjom diktierte die Ziffernfolge seiner T-Grad-Com-Karte. »Können Sie meinen Standort ermitteln? «
»Schon geschehen.«
»Ich habe hier die Leiche einer Schwarzen Morjane.«
»Ein Service-Wagen wird in Kürze bei Ihnen sein. Zahlen Sie bar?«
»Nein, ich kann leider nicht hierbleiben. Schicken Sie mir die Rechnung.«
»In Ordnung.« Am anderen Ende der Leitung hörte man Tastaturgeklapper. »Die Rechnung geht gerade raus. Wie Sie wissen, müssen wir den Vorfall dem Grünen Hof melden.«
»Selbstverständlich.«
Artjom klappte sein Handy zusammen. Ein Problem war damit gelöst: Der Körper der Morjane würde abgeholt und die Spuren des Kampfes beseitigt werden. Der Entsorgungsservice der Verborgenen Stadt funktionierte perfekt.
Nun konnte Artjom sich um die junge Frau kümmern.
»Hast du dir wehgetan?«, fragte er.
Als Antwort kam nur ein Schluchzen. Vermutlich war es keine gute Idee, sie hier zurückzulassen. Artjom seufzte und nahm sie bei der Hand.
»Komm, wir gehen.«
»Was war
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