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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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das?«, stammelte die verängstigte junge Frau.
    »Ein Reh.«
    »Hier gibt es keine Rehe.«
    »Doch. Man bekommt sie nur selten zu sehen.«
    Eine Weile gingen die beiden schweigend durchs Unterholz, dann blieb Artjom stehen und horchte. Rechter Hand hörte er leise Stimmen.
    »Da lang.«
    »Wohin gehen wir? Wo sind wir? Ich will hier raus.«
    »Gleich sind wir draußen«, beschwichtigte sie Artjom, dann rief er nach seinem Kompagnon. »Cortes! Wo seid ihr?«
    »Hier sind wir. Und brüll nicht rum!«, erwiderte der Söldner gereizt. »Christophan, sechzehn Mille sind zu viel für das Diadem. Der Schlafende wird dich strafen für diesen Wucher. Sagen wir fünfundvierzig für alles zusammen und diese Brosche hier kriege ich noch extra.«
    Für alles zusammen? Es sah ganz danach aus, als hätte es Cortes doch geschafft, die Schatztruhe um einige Stücke zu erleichtern.
    »Der Schlafende muss erst mal aufwachen«, entgegnete der Panopt unbeeindruckt. »Fünfzehneinhalb ist mein letztes Wort, und für alles zusammen achtundvierzig, ohne die Brosche, versteht sich.«
    Christophan hatte sich offenbar damit abgefunden, dass er dem Söldner mehr als das Diadem verkaufen musste, und wollte nun wenigstens einen guten Preis aushandeln.
    »Was machen die da?«, wunderte sich die junge Frau.
    »Sie feilschen«, antwortete Artjom wahrheitsgemäß und wandte sich abermals an seinen Partner: »Cortes! Ich habe ein Problem. Kann ich das Auto haben?«
    »Und was wird aus uns?«
    »Nehmt euch ein Taxi.«
    Da es sich immerhin um sein Eigentum drehte, ließ Cortes gütigerweise von der Truhe ab und blickte sich nach Artjom um.
    »Was ist passiert?«
    »Ich habe eine Morjane erledigt.«
    »Und, bist du in Ordnung?«
    »Alles klar.«
    »Einen coolen Partner hast du«, kommentierte Christophan. »Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.«
    »Ich habe ihm ein bisschen was beigebracht.« Cortes betrachtete die junge Frau. »Und wer ist das?«
    »Die habe ich gerettet.«
    »Brauchst du Hilfe?«
    »Ich brauche das Auto, das Gift wird sonst schlecht!« Artjom deutete verstohlen auf das Bündel unter seinem Arm.
    Wenn es um Geld ging, begriff Cortes augenblicklich, wo der Hase lief.
    »Dann drück auf die Tube. Fang!« Cortes warf Artjom den im Mondlicht schimmernden Schlüsselbund zu. »Aber leg eine Plastikfolie über den Sitz, im Kofferraum findest du eine.«
    Die universelle Ausrüstung seines Kompagnons erstaunte Artjom immer wieder aufs Neue.
    »Braucht ihr noch lange hier?«
    »Glaube ich nicht.« Cortes schlug dem Panopten freundschaftlich auf den breiten Rücken. »Wir handeln einen Preis aus, vergraben die Truhe und machen uns vom Acker.«
    »Die Truhe vergrabe ich schon selbst«, brummte Christophan.
    »Ich melde mich, wenn ich alles erledigt habe«, rief Artjom.
    »Dann bis später«, verabschiedete sich Cortes und wandte sich wieder dem Panopten zu. »Christophan, mehr als fünfundvierzig kann ich dir nicht geben. Ich habe vier Kinder von drei Frauen, für die ich aufkommen muss. Den Schlafenden barmt es, wenn er mein Elend sieht …«
    Artjom seufzte und führte die junge Frau zur Straße.
    Moskauer Polizeipräsidium
Moskau, Petrowka-Straße
Freitag, 15. September, 23:33 Uhr
     
    »Morgen früh treffen wir uns mit Pawlow«, teilte Leutnant Waskin mit, während er geschäftig in seinem Notizbuch blätterte. »Er ist Direktor der Firma Parma Export Plus .«
    »Ich erinnere mich.« Major Kornilow blies eine weitere Wolke blaugrauen Zigarettenqualms in das verrauchte Büro. »Das ist doch der, den Chamberlains Leute vor zwei Monaten erpresst haben?«
    »Völlig richtig. Er hat sich endlich entschlossen, mit uns zu kooperieren.«
    »Hat er denn überhaupt etwas zu bieten?«, erkundigte sich der Major leidenschaftslos.
    Waskin hatte sich daran gewöhnt, dass sein Chef Andrej Kornilow im Berufsalltag stets nüchterne Zurückhaltung an den Tag legte und sich schon gar nicht zu euphorischen Anwandlungen hinreißen ließ. Der kleingewachsene, schmächtige Leiter der Sonderermittlungsgruppe des Moskauer Polizeipräsidiums, dessen Augen stets halb geschlossen waren, machte den Eindruck eines wenn nicht teilnahmslosen, so doch zumindest hochgradig gelangweilten Menschen. Dieser Eindruck war indes trügerisch, denn unter seinem schütteren, farblich undefinierbaren Haarschopf arbeitete ein hellwacher Verstand, dem selbst kleinste Details nicht entgingen.
    »Pawlow ist davon überzeugt, dass er uns Edik ans Messer liefern kann.«
    Der Major zog die

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