Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
Vom Netzwerk:
natürlich vorgestellt, doch niemand kann sich erinnern, wie. Außerdem haben die Kellner, die Garderobenfrau, der Portier und der Leibwächter den Mann, mit dem Tatarkina sich getroffen hat, völlig unterschiedlich beschrieben.«
    »Sie haben verschiedene Leute gesehen?«, wunderte sich der Major.
    »Keine Ahnung.« Schustow breitete die Arme aus.
    »Und mit wem hatte sie die Verabredung?«
    »Weiß ich nicht. In Tatarkinas Organizer fanden sich diesbezüglich keinerlei Eintragungen. Ihre Sekretärin hat auch keine Ahnung.«
    »Verstehe.« Kornilow klappte die Akte zu. »Was denkst du darüber?«
    Schustow dachte kurz nach. »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    »Weißt du, Andrej, mir ist ja bis heute nicht klar, wie wir es geschafft haben, den Vivisektor-Fall aufzuklären«, sagte der Kapitän und sah Kornilow dabei unverwandt an. »Aber ich kann mir vorstellen, dass wir nicht nochmal so viel Glück haben werden.«
    »Das war kein Glück. Wir haben ihn einfach erwischt.«
    »Wir haben Juschlakow erwischt.«
    »Das spielt keine Rolle. Der Vivisektor ist verschwunden und der Fotograf …« – Kornilows Stimme wurde eisig – »… der Fotograf hat sich sein Lebenslänglich redlich verdient.«
    »Ich weiß.« Schustow stand auf und streckte sich. »Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass du nach dem Vivisektor-Fall irgendwie seltsam drauf warst.«
    »Unsinn. Wir waren einfach nur ein wenig überarbeitet. «
    »Hoffentlich.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Lass uns den Fall lösen«, schlug der Kapitän vor. »Wir werden uns schon nicht das Genick dabei brechen. «
    »Ich hatte gehofft, dass du das so siehst.«
    »Stets zu Diensten.« Schustow streckte sich abermals. »Gehst du nach Hause?«
    »In zwanzig Minuten.«
    »Dann bis morgen.«
    Der Kapitän verließ das Büro. Kornilow öffnete eine E-Mail, die er heute bekommen hatte, und las sie mit größter Aufmerksamkeit ein zweites Mal durch:
Mein lieber Freund Andrew!
Ich habe hier einen kleinen Problemfall, der wie gemacht ist für deinen umtriebigen Verstand. Vielleicht hast du ja einen guten Tipp für den alten Onkel Lloyd.
Vor drei Tagen wurde in einem italienischen Restaurant an der Wall Street die Leiche des Brokers Robert Douglas-Hume gefunden – ein Weißer, sechsunddreißig Jahre alt, sechs Fuß und drei Zoll groß. Der Mann kam so gegen Mittag in das Lokal, das einem gewissen Concini gehört, und bestellte sich Kaffee. Wenige Minuten später gesellte sich ein Mann zu ihm, den im Nachhinein keiner der Zeugen vernünftig beschreiben konnte. Worüber die beiden gesprochen haben, wissen wir nicht. Um zwanzig Minuten vor eins fand man Mr. Douglas-Hume neben dem Tisch leblos auf dem Boden. Er war völlig unbekleidet, hatte ein Brandmal auf der Stirn, eine Stichwunde in der Brust und seine linke Hand war abgehackt. Das New Yorker Polizeipräsidium steht vor einem Rätsel.
Eine schräge Geschichte, nicht wahr? Falls dir irgendetwas dazu einfällt, lass es mich wissen.
 
Mit besten Grüßen
Lloyd
 
P.S. Wir sehen uns doch hoffentlich auf der internationalen Polizeikonferenz in Brüssel?
    Lloyd O’Hara war Leutnant bei der New Yorker Polizei. Kornilow hatte ihn vor drei Jahren auf einer Konferenz in Stockholm kennengelernt und tauschte sich seither regelmäßig mit ihm aus. Seine E-Mail-Nachricht hatte er am Morgen erhalten.
    Der Wahnsinnige hatte demzufolge in New York einen Mord begangen und war dann nach Moskau gereist, um sein todbringendes Werk dort fortzusetzen. Und dies mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit: In New York gab es nur das eine Opfer, in Russland bereits sieben. Ein völlig untypisches Verhalten für einen Irren.
    Andrej dachte nach. Dann loggte er sich auf der internationalen Polizeiwebsite ein und suchte nach Mordfällen mit vergleichbaren Details.
    Zuletzt verfasste er eine entsprechende Anfrage an seine Kollegen auf der ganzen Welt.
     
     
    Villensiedlung Zarenwinkel
Moskauer Umland
Freitag, 15. September, 23:34 Uhr
     
    Einstmals gab es hier ein feudales Jagdgut. Im Herbst kam der adelige Herr aus Sankt Petersburg, der Gutshof füllte sich mit Leben, und durch die angrenzenden Wälder schallte Hundegebell. Die Herrschaften hatten es nicht so mit Gewehren, sie gaben ihren pfeilschnellen Barsoi-Hunden den Vorzug. Die Adeligen wurden dann von den roten Kommissaren abgelöst. Die schossen gern und viel, weshalb sie eines Tages mitsamt dem Gutshof, den sie sich unter den Nagel gerissen hatten, verbrannt wurden.
    »Den

Weitere Kostenlose Bücher