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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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vergaß. Doch jene Nacht mit Olga hatte etwas Besonderes gehabt und war in seinem Gedächtnis haften geblieben. Und jetzt stieg auch wieder dieser betörende Duft in seine Nase.
    »Du hattest dunkles Haar damals«, sagte er ein wenig verlegen.
    »Und du hattest damals auch noch Haare.«
    Artjom strich sich über seinen extrem kurzen Igelschnitt. »Wie das Leben so spielt. Man muss sich eben von vielen Dingen trennen.«
    »Und vieles vergessen?«
    »Nicht alles.«
    »Das hoffe ich doch.« Olga griff erneut nach der Zigarettenschachtel, doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie im Auto nicht rauchen durfte. »Wohin fahren wir?«
    »Zu Freunden.«
    »Wenn du noch was vorhast, kannst du mich auch irgendwo rauslassen. Ich komme schon irgendwie heim.«
    »Ich bringe dich lieber nach Hause. Nachts treibt sich alles mögliche Gesindel in der Stadt herum.«
    Der wird sich doch nicht »auf einen Kaffee« einladen?, dachte Olga. Andererseits – warum nicht? Nach all der Aufregung verspürte sie das Bedürfnis, sich an eine starke Schulter anzulehnen.
    »Und wo wohnen deine Freunde?«
    »In Zarizyno«, erwiderte Artjom und fügte etwas zögerlich hinzu: »Sie sind ein bisschen merkwürdig. Denk dir nichts dabei.«
    »Versprochen.«
    Olga hatte sich inzwischen vollends beruhigt. Sogar das Gefühl, verfolgt zu werden, von dem sie Galja erzählt hatte, war mit einem Mal verflogen. Neben Artjom fühlte sie sich absolut sicher. Seine Geschichte mit dem Reh war allerdings völliger Humbug, da genügte schon ein Blick auf seine blutverschmierte Hose. Olga hatte keine Lust, sich für dumm verkaufen zu lassen.
    »Wer war das, der hinter mir her war?«
    Diese Frage musste früher oder später kommen, und der Söldner hatte sich schon eine Antwort zurechtgelegt.
    »Ein Irrer.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, entgegnete die junge Frau entschieden. »Ich habe gesehen, dass …«
    »Wir sind da«, unterbrach sie Artjom. Der Jeep bog in eine unbeleuchtete Straße ein, die sich durch den Zarizyno-Park schlängelte. »Pass auf, Olga: Ich regle jetzt zuerst meine Angelegenheiten, und dann können wir über alles reden, okay?«
    »Okay«, nickte Olga. »Sag mir vorher nur eins: Hast du ihn umgebracht?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Nichts und. Wir haben doch ausgemacht, dass wir nachher über alles reden.«
    »Du hast dich verändert«, sagte Olga leise und wandte sich ab.
    Villensiedlung Zarenwinkel
Moskauer Umland
Samstag, 16. September, 00:26 Uhr
     
    Wachtang Rioni erwachte mitten in der Nacht.
    Der Mann hatte einen gesunden Schlaf und pflegte nicht an Albträumen zu leiden. Die Albträume hatten andere wegen ihm. Wachtang öffnete die Augen und starrte an die Decke. Er war einfach aufgewacht. Warum?
    Rioni horchte. Im Schlafzimmer war es still. Nur rechts von sich hörte er den ruhigen Atem der Frau, die auf der anderen Seite seiner Spielwiese lag. Eleonora war ein naives junges Ding. Sie hoffte, dass Wachtang ins Showbusiness investieren und eine berühmte Sängerin aus ihr machen würde. Die Reize der jungen Frau, die rücklings auf der Matratze lag, wurden von der dünnen Seidenzudecke nur spärlich verhüllt. Lüstern betrachtete Wachtang den jungen, warmen Körper und schnalzte zufrieden mit der Zunge.
    Wie sie so dalag – zum Anbeißen! Wachtang spürte, wie das Verlangen in ihm erwachte. Vermutlich hatte ihn die Lust aus dem Schlaf gerissen. Der Gedanke gefiel Rioni, und er streichelte genüsslich über Eleonoras weichen Oberschenkel.
    »Ähm … Verzeihung, könnten wir uns vorher noch kurz unterhalten?«
    Wachtang war wie vom Donner gerührt. Er setzte sich mit einem Ruck auf und starrte den Mann, der in einem Stuhl vor dem Bett lümmelte, entgeistert an.
    »Wer bist du?«
    »Ich muss mit dir reden, Wachtang.«
    Die Frau schlief seelenruhig weiter, obwohl der Ankömmling ihn ziemlich laut angesprochen hatte. Auch die Wachmänner, denen normalerweise kein Geräusch im Schlafzimmer entging, machten keine Anstalten, nachzusehen. Hatte der Fremdling sie womöglich allesamt außer Gefecht gesetzt? Wachtang stand wortlos auf, warf sich seinen seidenen Morgenmantel über, verknotete den Gürtel über seinem mächtigen Bauch, setzte sich auf die Bettkante und sah den Fremdling feindselig an.
    »Was willst du?«
    »Mein Name ist Bogdan.«
    Rioni kochte innerlich vor Wut über das dreiste Benehmen des Ankömmlings. Ins Schlafzimmer drang kaum Licht, und er konnte ihn nur schemenhaft sehen. Doch die Stimme des Fremden war fest und aus seinen

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