Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov

Vom Netzwerk:

nichts miteinander zu tun, sind verschiedenen Alters und Geschlechts. Die Szenerie am Tatort ist immer dieselbe: Den Opfern wurde ein tödlicher Stich ins Herz versetzt und die Hand abgehackt. Ein richtiges Blutbad. Außerdem trugen sie ein Brandmal auf der Stirn.«
    Santiagos schwarze Augen verengten sich zu messerscharfen Schlitzen, und seine Wangen begannen zu pulsieren.
    »Waren die Opfer entkleidet?«
    »Völlig nackt.«
    »Wie sieht das Brandmal aus?«
    »Irgendwelche Hieroglyphen, die wir nicht entziffern konnten.«
    »Aber immer dieselben?«
    »Ja, völlig identisch.«
    »Sonst irgendwelche Auffälligkeiten im Zusammenhang mit den Morden?«
    »Eines der Opfer wurde mitten in einem Restaurant abgeschlachtet, praktisch vor aller Augen, doch niemand hat etwas bemerkt.«
    »Sie werden nicht hier umgebracht«, murmelte Santiago kryptisch.
    »Bitte?«
    »Das Opferritual muss in einer ruhigen Umgebung stattfinden. Menschenopfer werden nicht mal eben auf die Schnelle im Restaurant dargebracht. Der Magier und sein … hm … Klient begeben sich zum Thron der Kraft, nach der Prozedur wird der Körper dann wieder an den ursprünglichen Ort zurückgebracht.« Santiago hielt inne und knetete sein Kinn. »Den Opfern wurde also die linke Hand abgetrennt?«
    »Ja.«
    »Allen?«
    »Allen.«
    »Folgendes, Major Kornilow …« Santiago begutachtete abermals seine Fingernägel. »Ich kann das natürlich auch selbst herausfinden, aber womöglich sind Sie ja bereits im Bilde: Sind solcherlei Morde nur in Moskau passiert?«
    »Nein. Weltweit.«
    »Das ist schlecht, Major. Sehr schlecht sogar. Zwölf Opfer weltweit?«
    »Sie sagen es.«
    »Und wie viele bereits in Moskau?«
    »Sieben.«
    »Alarmierend.« Santiago legte die Stirn in Falten, und Kornilow beobachtete, dass die Ohren seines Gesprächspartners sich ein wenig zuspitzten. »Wir werden aufs Neue zusammenarbeiten müssen, Major.«
    »Wie viele Morde wird es insgesamt geben?«
    »Zwölf Opfer weltweit, in vorher festgelegter Reihenfolge und zu ganz bestimmten Zeiten«, antwortete Santiago bedächtig. »Diese zwölf Opfer schließen den Großen Kreis des Zaubers, der die gesamte Welt erfasst. Danach folgt der Kleine Kreis – das sind neun Opfer in unmittelbarer Nähe des Throns der Kraft, dem Ort, an dem das letzte und entscheidende Opfer dargebracht wird. Der Kleine Kreis bereitet den Thron der Kraft darauf vor, seine Energie abzugeben.« Um Santiagos Mundwinkel spielte plötzlich ein spöttisches Grinsen. »Major Kornilow, gehe ich recht in der Annahme, dass sie mit der Aufklärung der Ritualmorde beauftragt wurden?«
    »Allerdings«, bestätigte Andrej. Er hatte auch gar nicht damit gerechnet, dass es ihm gelingen könnte, diesen Umstand unter den Tisch zu kehren.
    »Und Sie haben tatsächlich gedacht, Sie könnten in meine Schuld geraten, wenn Sie sich deshalb an mich wenden?«
    Andrej erwiderte nichts.
    »Ach, Major Kornilow, Major Kornilow, vielleicht werden wir irgendwann einmal lernen, einander zu vertrauen. Aber eines muss Ihnen doch klar sein: Wenn die Verborgene Stadt in die Sache involviert ist, dann liegt die Aufklärung der Morde sowohl in Ihrem als auch in meinem Interesse, es wird also keiner von uns beiden dem anderen etwas schuldig bleiben.« Santiago verstummte.
    »Das bedeutet also, dass wir uns in Moskau auf neun Leichen einstellen müssen?«
    »Neun plus eine. Der Kleine Kreis und das letzte Opfer. « Santiago nestelte nachdenklich an seiner Krawatte. »Wir müssen realistisch bleiben: Die Morde geschehen zu schnell, als dass wir die Vollendung des Kleinen Kreises noch abwenden könnten. Doch das letzte und entscheidende Opfer müssen wir unbedingt verhindern. Ich brauche genaueste Informationen über die getöteten Humos: den exakten Zeitpunkt der Geburt und die exakten Koordinaten des Geburtsorts. Dasselbe gilt für Zeitpunkt und Ort ihres Todes.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Auf der Grundlage dieser Informationen kann ich ermitteln, wo sich der Thron der Kraft befindet. Und dann haben wir eine Chance, diesem Magier das Handwerk zu legen.«
    »Wir?«, fragte Kornilow.
    »Wir«, nickte Santiago. »Wie – das steht auf einem anderen Blatt, aber wir müssen auf jeden Fall zusammenarbeiten. «
    »Gut.« Kornilow knetete sein Feuerzeug in der Hand. »Sie hatten gesagt, dass wir den letzten Mord unter keinen Umständen zulassen dürfen. Aus welchem Grund?«
    »Weil der Tod des letzten Opfers den Magier in die Lage versetzt, sich einen beliebigen Wunsch