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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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dann kam es zu unerwarteten Problemen. Die Empfängerbank bestand plötzlich auf einer Bestätigung und Garantien. Alles hing am seidenen Faden – die Leute, das Geld, alles war startklar, es ging nur noch darum, irgendwelche Vereinbarungen abzuzeichnen. Edik war zu jenem Zeitpunkt gerade bei mir im Büro, um die Operation zu überwachen, und hat einen entsprechenden Überweisungsauftrag unterschrieben.«
    »Wow!«, platzte Waskin heraus.
    »Solche Dokumente werden doch normalerweise sofort vernichtet«, wunderte sich Schustow.
    »Ganz recht«, pflichtete Pawlow bei. »Nur habe ich in diesem Fall die Kopie vernichtet. Das Original liegt an einem sicheren Ort. Ediks Unterschrift unter einem Überweisungsauftrag für einen Haufen Drogengeld – genügt Ihnen das?«
    Nun war es höchste Zeit.
    Kara hielt sich immer noch das Mobiltelefon ans Ohr und deshalb nahm niemand an den Nachbartischen Notiz davon, als sie einige unverständliche Worte murmelte.
    Trugbilder galten als relativ einfacher Zauber. Die Fähigkeit, anderen eine falsche Realität vorzugaukeln, gehörte seit jeher zur Grundausstattung eines jeden Magiers und wurde jahrhundertelang perfektioniert. Das Ergebnis war ein hocheffektiver Zauber, der nur ein Minimum an magischer Energie beanspruchte.
    Alle Gäste des Verona und sämtliche Passanten im Umkreis von hundert Metern sahen immer noch dasselbe Bild: Kara telefonierte angeregt und schenkte dem grau melierten Herrn am Nebentisch ab und an einen aufmunternden Blick. In Wirklichkeit betrat sie gerade den Gastraum, ließ die Kellnerin an sich vorbei und begab sich zum hintersten Tisch, wo Pawlow und die beiden Polizisten saßen.
     
    »Sie haben also das Original. Und wo?«
    »An einem sicheren Ort. Werden wir uns einig?«
    »Selbstverständlich.«
    »Selbstverständlich nicht!«
    Kara stand direkt vor Pawlow. Niemand im Raum konnte sie sehen oder hören. Das war langweilig. Sie hatte schon lange nicht mehr die Gelegenheit gehabt, jemanden zu töten, und wollte diesen Mord in vollen Zügen auskosten. Mit einer kurzen Zauberformel, die niemand mitbekam, befreite sie den Geschäftsmann von dem Trugbild, und Pawlow starrte die aus dem Nichts aufgetauchte Frau fassungslos an.
    »Du verkaufst fremde Geheimnisse, Waleri?«
    »Kara?! Das gibt es nicht!«
    Pawlow begann am ganzen Leib zu zittern.
    »Was ist los?« Schustow sah den Geschäftsmann verständnislos an. »Was gibt es nicht, Waleri Konstantinowitsch? «
    Pawlow fasste den Polizisten am Arm: »Sie müssen sie erschießen!«
    »Wen?«
    Der Finger des Geschäftsmanns deutete ins Leere.
    »Um Gottes willen, erschießen Sie sie!«
    Waskin legte die Hand an den Griff seiner Pistole und blickte nervös im Raum umher.
    »Schönen Gruß von Edik, Waleri«, höhnte Kara und ergötzte sich an Pawlows animalischer Angst. »Es war keine gute Idee von dir, ihn zu verraten.«
    Die Polizisten wirkten unruhig, doch keiner von ihnen machte Anstalten, vom Tisch aufzustehen. Eine halbe Minute würden sie noch überlegen, was zu tun sei, und diese Zeit reichte ihr.
    »Gnade!« An der Stirn des Geschäftsmanns erschienen dicke Schweißtropfen, und sein Gesicht hatte sich in eine Fratze des Schreckens verwandelt. Er spürte, dass Karas Erscheinen seinen Tod bedeutete. »Gnade!«
    »Pawlow!« Sergej rüttelte ihn an den Schultern. »Waleri Konstantinowitsch, was ist denn los mit Ihnen? Wen sollen wir erschießen? Wen flehen Sie um Gnade an?«
    Waskin zog seine Pistole aus dem Holster. Der junge Leutnant spürte die Gefahr, doch er konnte sie nicht lokalisieren.
    »Hier ist doch was«, presste er zwischen den Zähnen hervor und sah sich abermals um: Verschreckte Kellnerinnen, der Barkeeper, der sich an die Tür zum Nebenraum zurückgezogen hatte, einige verstörte junge Leute, die ihre Pizza kalt werden ließen, und draußen, hinter der Glasfront, weitere Gäste, die sorglos in ihrem Essen stocherten, eine aufgebrezelte Blondine, die in ihr Handy plapperte, und ein schmieriger alter Sack, der auf ihre dicken Titten starrte. »Irgendetwas ist hier faul, Sergej, aber ich weiß nicht, was!«
    »Bleib ruhig, Wladik«, beschwichtigte Schustow. »Ihm ist einfach nur schlecht. Jemand soll den Notarzt rufen!«
    Der Barkeeper stürzte in den Nebenraum.
    »Bringt einen Erste-Hilfe-Kasten!«
    Ursprünglich hatte Kara sich vorgenommen, keinerlei Spuren zu hinterlassen, doch nun, als sie diesen jämmerlichen, vor Angst erstarrten Menschen vor sich sah, wollte sie sich das Vergnügen, ihn zu

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