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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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etwas anderes, wenn du auf dich allein gestellt wärest, aber ich bin doch da und passe auf dich auf. Beruhige dich.«
    »Warum sind sie ausgerechnet hinter mir her?«
    »Ich weiß es nicht. Wir sind uns nicht einmal sicher, dass es tatsächlich jemand auf dich abgesehen hat, doch für den Fall, dass dein Verdacht sich bestätigen sollte, gehen wir lieber auf Nummer sicher. Wahrscheinlich warst du einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Du wirst sehen, in ein paar Tagen ist der ganze Spuk vorbei. «
    »Meinst du wirklich?«
    »Bestimmt.« Ergab ihr einen Kuss auf die Lippen, den sie flüchtig erwiderte. »Es ist noch gar nicht lange her, da war ich in einer ähnlichen Lage wie du: Man wollte mich umbringen, ich wusste nicht, wieso, und hatte furchtbare Angst. Doch dann sind Freunde aufgetaucht und haben mir geholfen.«
    »Cortes und Jana?«
    »Cortes. Jana. Und noch einige andere. Entscheidend ist, dass ich nicht allein war.« Olga schmiegte sich dicht an ihn, und der Söldner spürte, wie die Anspannung aus ihrem Körper wich. »Alles wird gut.«
    »Ich bin froh, dass ich ausgerechnet dich getroffen habe«, gestand Olga. »Du bist so …«
    Artjom legte ihr zärtlich zwei Finger auf die Lippen.
    »Du weißt doch gar nichts über mich.«
    »Aber du hast mir spontan geholfen, obwohl du dich damit selbst in Gefahr gebracht hast.« Sie streichelte ihm mit der Hand übers Haar. »Und die Nacht mit dir war schön für mich.«
    »Für mich auch.«
    Er wollte sie abermals küssen, doch da bemerkte er, dass sie an ihm vorbeischaute und das blanke Entsetzen in ihrem Gesicht stand.
    »Nein«, flüsterte Olga. »Nein …«
    »Was – nein?«
    Der Söldner wandte sich um und fuhr zusammen: Am Balkon stand eine Schwarze Morjane in voller Kampfmontur. Und sie starrte nicht Olga an, sondern ihn!
    Artjom begriff sofort, wie das Wandelwesen auf den Balkon gekommen war. Die Wohnung lag nur im dritten Stockwerk und direkt vor dem Fenster schaukelten die Zweige mächtiger Bäume im Wind. Für eine Morjane war es ein Kinderspiel, da hochzuklettern. Aber doch nicht am helllichten Tag! Nicht mitten in der Stadt! Und nicht schon wieder ausgerechnet zu Olga!
    Es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Das Wandelwesen baute sich unmittelbar vor dem Fenster auf, fletschte die langen, scharfen Eckzähne, und sein dorniger Schwanz verwand sich bedrohlich.
    »Er wird mich töten!«
    Artjom stieß Olga aufs Sofa und zog seine Pistole. Ohne ein Basiliskenauge konnte man einer Morjane nicht beikommen, und das Artefakt war immer noch entladen.
    »Olga, halt dir die Ohren zu!«
    Die junge Frau fing an zu heulen und reagierte nicht, doch darauf konnte der Söldner keine Rücksicht nehmen. Das Monster stemmte sich gegen den Rahmen der Balkontür, die splitternd aus dem Türstock sprang und ins Zimmer fiel. Als die Morjane eindrang, eröffnete Artjom das Feuer und jagte ihr vier Kugeln in die Brust.
    »Verschieße dein Pulver niemals auf einen Schlag«, hatte ihn Cortes gelehrt, »ein paar Patronen in Reserve können nie schaden.« An diesen Ratschlag hielt sich Artjom. Er hatte jetzt noch vierzehn Schuss, Cortes wäre zufrieden gewesen.
    Die Bestie taumelte zum Fenster zurück, verhedderte sich mit den Krallen in den Gardinen und zerrte wütend daran, woraufhin ihr die gesamte Vorhangstange auf den Kopf krachte. Olga schrie wie am Spieß, Artjom schoss noch zweimal, und die Morjane sackte mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden.
    Für einen Augenblick kehrte gespenstische Ruhe ein. Im Raum roch es nach Pulver und reifen Pfirsichen. Das Wandelwesen lag in einer Blutlache und zuckte krampfartig mit den Armen. Dabei pflügten ihre Krallen wie Schnitzmesser durchs Parkett. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sie wieder auf die Beine kommen würde, denn eine Morjane konnte man mit Kugeln auf Dauer nicht stoppen.
    Artjom griff nach Olgas Armen und zog sie mit einem Ruck vom Sofa.
    »Wir müssen hier weg!«
    Außerdem wollte er der jungen Frau keine Gelegenheit geben, den »Irren« allzu genau zu betrachten.
    »Ist er tot? Hast du ihn erschossen?«
    »Ich hoffe es.« Die Morjane richtete den Oberkörper auf. Die Schusswunden in ihrer Brust hatten aufgehört zu bluten und verkrusteten bereits. »Los komm, weg hier!!!«
    Natürlich hätte Artjom nur allzu gern nochmals ein hübsches Sümmchen für einen Morjanenkopf eingestrichen, doch er wusste, dass er ohne Basiliskenauge nicht die geringste Chance hatte, an das wertvolle Haupt des Wandelwesens heranzukommen. Er

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