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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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seltsamer Fall – und seltsame Zeugen, dachte Andrej.
    »Dann schießen Sie mal los.«
    »Ich war also auf meinem Balkon.«
    »Und was haben Sie dort gemacht?«
    »Gearbeitet. Ich schreibe wissenschaftliche Abhandlungen und am liebsten tue ich das im Freien. An der frischen Luft kommen einem die besten Gedanken.«
    »Woran arbeiten Sie denn konkret?«
    »Darauf komme ich noch zu sprechen.« Serebrjanz’ Stimme klang nun viel selbstsicherer als am Beginn des Gesprächs. »Den Mann aus der Nachbarwohnung haben Sie schon befragt?«
    »Ja.«
    »Ich kann seine Aussage in allen Einzelheiten bestätigen. Alles, was er Ihnen erzählt hat, ist tatsächlich so passiert.«
    »Woher wissen Sie, was er mir erzählt hat?«
    »Ich gehe einfach davon aus, dass er Ihnen die Wahrheit gesagt hat, also das, was er gesehen hat. Sprach er von einem Wandelwesen?«
    Der Professor stellte diese Frage, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, Wandelwesen zu sehen.
    »Wovon bitte?«
    »Das Monster, das in die Wohnung eingedrungen ist, war ein Wandelwesen«, erklärte Serebrjanz trocken. »Leider habe ich nicht mitbekommen, wann es aufgetaucht ist, dafür habe ich genau verfolgt, wie es sich aus dem Staub gemacht hat. Nachdem das Wandelwesen über den Balkon in den Baum geklettert war, habe ich es kurz aus den Augen verloren, doch als es im Hof unter dem Baum wieder auftauchte, war es bereits kein Monster mehr.«
    »Sondern?«
    »Eine junge Frau. Sie hatte schwarzes Haar und zog ein wenig das Bein nach. Eindeutig ein Wandelwesen.«
    »Wir haben da eine Spezialeinheit, die ist mit Silberkugeln und Holzpfählen ausgerüstet«, kommentierte der Major sarkastisch.
    »Sie sollten sich nicht über mich lustig machen, Andrej Kirillowitsch«, versetzte Serebrjanz scharf. »Zumal Sie ganz genau wissen, dass ich Recht habe. Andernfalls wären Sie nämlich gar nicht hier.«
    Kornilow runzelte skeptisch die Stirn.
    »Und wo ist diese junge Frau abgeblieben?«
    »Sie ist zwischen den Häusern hindurch zur Parallelstraße gegangen, und dort habe ich sie aus den Augen verloren.«
    »Können Sie sie beschreiben?«
    »Nur grob. Ich sah sie immerhin aus dem achten Stock.«
    »Ja, schon klar.« Kornilow warf seine Zigarettenkippe weg. »Und, was denken Sie über den Vorfall?«
    »Meine Meinung dazu interessiert Sie also?«
    »Davon können Sie ausgehen.«
    »Dann möchte ich Ihnen, wenn Sie einverstanden sind, zunächst über meine Arbeit berichten. Vielleicht sollten wir uns setzen?« Serebrjanz deutete mit einer Kopfbewegung auf eine Bank.
    »Wird es lange dauern?«
    »Möglich.«
    »Gut, dann setzen wir uns.«
    Die beiden nahmen auf der Bank Platz, und der Major zündete sich sofort die nächste Zigarette an. Der Professor lehnte sich zurück und strahlte übers ganze Gesicht.
    »Heute ist ein Freudentag für mich, Andrej Kirillowitsch. Denn das Schicksal hat mir einen stichhaltigen Beweis für meine Hypothese in die Hände gelegt.«
    »Sie haben das Monster – Pardon, das Wandelwesen – nicht zufällig fotografiert?«
    »Nein, aber ich habe es gesehen. Und das genügt mir.«
    Der Professor legte die Aktentasche auf seine Knie, seufzte und wandte sich dem Major zu. »Haben Sie nie daran gedacht, dass neben uns Menschen auch andere vernunftbegabte Wesen auf der Erde leben könnten?«
    »Außerirdische?«
    »Wieso denn Außerirdische? Unser Planet ist mehr als vier Milliarden Jahre alt. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass die Vernunft sich nur in uns Menschen manifestiert hat?« Der Professor setzte Kornilow den ausgestreckten Zeigefinger auf die Brust. »Schon vor langer Zeit, als die Menschheit noch gar nicht auf den Plan getreten war, existierten hochentwickelte Zivilisationen auf der Erde. Sie führten Kriege, errichteten und stürzten Imperien, pflegten Wissenschaften und Kunst. Unsere Mythen und Legenden sind nur ein Widerhall ihrer Geschichte. Wir halten sie für Märchen und machen uns gar keine Gedanken darüber, woher unsere Vorfahren so viel Fantasie schöpften. Wir haben es vergessen.«
    »Was haben wir vergessen?« Andrej schob den Finger, der sich in seine Brust bohrte, höflich beiseite und klopfte die Asche seiner Zigarette ab.
    »Wir sind nicht die Ersten auf dem Planeten, Andrej Kirillowitsch, wir sind nur die Nächsten in einer langen Reihe.«
    »In einer langen Reihe von Beherrschern der Welt?«
    »Ganz genau.«
    »Und diese anderen Zivilisationen sind untergegangen? «
    »So einfach ist es nicht.« Der Zeigefinger des

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