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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Welt.“ Das sollte mich daran erinnern, dass er ebenfalls ein Bürger war. „Ein positiver Schrecken natürlich. Wen Rom erobert hat, dem hat Rom den Frieden gebracht.“
    „Das ist richtig, aber mir scheint, wir weichen vom Thema ab. Bist du bei deinen Studien je auf eine Erwähnung dieses Tunnels unter dem Tempel gestoßen, in dem wir die toten Priester gefunden haben?“
    „Ja, das bin ich.“
    „Wie bitte? Außer dir scheint keine Menschenseele je davon gehört zu haben!“
    Er lächelte. „Wer macht sich auch schon die mühe, zweihundert Jahre alte Bauaufzeichnungen zu studieren? Im Stadtarchiv von Baiae bin ich auf einen Vertrag zwischen den Gründern des Tempels und einem gewissen Skopas aus Alexandria gestoßen, in dem vom Bau eines heiligen Gewölbes unter dem Tempel des Apollo in der Nähe der Bucht von Baiae die Rede ist. Ein Tunnel wurde nicht wörtlich erwähnt, aber soweit ich weiß, gibt es keine Vorschrift, in welcher maximalen Tiefe sich ein heiliges Gewölbe befinden darf.“
    „Hervorragend!“, rief ich. „Es zahlt sich eben doch aus, schriftlichen Aufzeichnungen gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Ein einziges Dokument ist mehr wert als tausend Legenden.“
    „Und hilft dir dieses Wissen bei deinen Ermittlungen irgendwie weiter?“

    „Das weiß ich nicht. Aber es ist großartig, in diesem Gewirr von Mythen überhaupt irgendetwas sicher zu wissen. Heute Morgen hat mir der Vorsteher der Vereinigung der Steinmetze versichert, dass die Machart der Falltür nach einem alexandrinischem Werk aussieht. Er hat mich außerdem darauf hingewiesen, dass die Arbeiten am einfachsten während des Tempelumbaus nach griechischem Geschmack durchzuführen gewesen seien, wenn man den Tunnelbau vor den Einheimischen verbergen wollte.“
    „Sehr gerissen“, entgegnete er und nickte. „Doch es bleibt die Frage - warum haben sie ihn gebaut?“
    „Ich habe keine Ahnung und hoffe inständig, dass es für meine Ermittlungen keine Rolle spielt.“
    Wir redeten noch eine Weile, doch er hatte keine weiteren Erkenntnisse für mich, versprach mir aber, sich noch einmal in seine Studien zu stürzen, um mir weitere Informationen zu beschaffen. Ich dankte ihm überschwänglich und versicherte ihm, dass er mir wirklich eine Hilfe gewesen sei. Zum Abschied überreichte ich ihm ein kleines Säckchen voller Gold und Silber: „Falls du für deine weiteren Nachforschungen reisen musst.“ Strahlend zog er von dannen, hocherfreut über das Geld, seinen vollen Magen und vor allem über die Tatsache, dass ein römischer Magistrat seine Kenntnisse zu schätzten gewusst hatte. Schließlich ist der Weg eines Gelehrten allzu oft steinig und undankbar. An jenem Abend kam mein Verwandter Marcus CaeciIius, Metellus aus Rom angereist. Er war ein junger Mann, der gerade am Beginn seiner politischen Karriere stand, und gehörte seit meinem Amtsantritt als Praetor zu meinem Reisegefolge. Ich hatte ihn einen Monat zuvor nach Rom geschickt, um den neuesten Klatsch und Tratsch für mich zusammenzutragen. Ein wahrer Römer leidet beinahe körperlich darunter, nicht in der Stadt zu sein. Die Abwesenheit vom Zentrum der Welt ist daher nur eine gewisse Zeit lang zu ertragen. Genau deshalb gilt das Exil bei uns als eine so furchtbare Strafe. Viele im Exil Lebende werden verrückt oder begehen vor lauter Verzweiflung Selbstmord. Beim Abendessen brannten wir alle auf die neuesten Nachrichten.
    „Zuerst die erfreulichste Neuigkeit, Decius“, begann er. Hier beim Abendessen unter Freunden und Verwandten war es ihm erlaubt, mich mit Vornamen statt mit meinem Titel anzusprechen. „Du weißt doch, dass Appius Claudius mit der großen Sense durch die Liste der Senatoren gegangen ist und etliche wegen Korruption, Bestechung, Verschuldung und Unmoral ausgeschlossen hat?“
    „Das weiß inzwischen jeder“, entgegnete ich. Appius Claudius war zwar der Bruder meines alten Feindes Clodius, doch er war zugleich ein Mann von höchster Rechtschaffenheit, dem ich schon immer große Achtung entgegengebracht hatte.
    „Unter anderem hat er Sallustius wegen Unmoral ausgeschlossen! „
    Ich brach in ein derartiges Gelächter aus, dass mir der Wein durch die Nase schoss und ich eine Weile brauchte, mich wieder zu fassen. „Großartig! Schade nur, dass er lediglich wegen Unmoral ausgeschlossen wurde. Immerhin hat er sich auch aller anderen Praktiken schuldig gemacht, die Claudius zu bekämpfen so fest entschlossen ist.“
    „Ein Laster reichte schon“,

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