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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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voller Geschichte. Und hatte darüber hinaus viel Geschichte geschrieben. Das Gute an diesen Leuten war, dass sie kaum aus der Reserve gelockt werden mussten, sondern bereitwillig über ihr Lieblingsthema redeten. Die Schwierigkeit bestand darin, sie bei ihren ausschweifenden Vorträgen zu bremsen und auf das Thema zu lenken, an dem man interessiert war.
    Gegen Mittag tauchte Julia mit Iola auf. Die Priesterin wirkte längst nicht mehr so hochmütig wie bei unserer letzten Begegnung. Ihre Augen glühten nicht mehr vor religiösem Eifer, sie wirkten eher gequält. „Praetor“, sagte sie, „wie kann ich dir in dieser schrecklichen Angelegenheit behilflich sein?“
    „Als Erstes nehmt bitte beide Platz.“ Julia führte sie zu einem Stuhl, dann setzte sie sich selbst. Normalerweise war Julia nicht besonders zimperlich, wenn es darum ging, sich Geltung zu verschaffen, doch wenn ich in meinem kurulischen Stuhl saß, musste sie sich demütig zurücknehmen. Nicht einmal Cato in seiner patriotischsten Phase hatte größeren Respekt vor den republikanischen Traditionen als Julia.
    „Als Erstes“, wandte ich mich an Iola, „möchte ich, dass du mir bei allen Göttern schwörst, dass du nichts mit dem Mord an der Priesterschaft des Apollotempels zu tun hast. Falls es erforderlich sein sollte, lasse ich jeden Priester deiner Wahl einbestellen, um deinem Schwur eidliche Verbindlichkeit zu verleihen. Aber du solltest wissen, dass ein Schwur vor einem römischen Magistrat das Gleiche ist wie ein Schwur vor Jupiter, Juno und Mars.“
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch die Nase. „Das ist mir bekannt, Praetor. Deine Götter sind nicht meine, aber ich erkenne ihre Herrschaftsgewalt an. Ich schwöre bei Hekate, dass ich dir nichts als die Wahrheit sage. Und ich schwöre bei der Styx.“ Julia wandte ihr ruckartig den Kopf zu. Traditionell schworen nur die griechischen Götter bei der Styx. Doch Iolas merkwürdiger Kult pflegte nun mal eine besondere Beziehung zu dem gefürchteten Fluss.
    „Gut, das sollte reichen. Fangen wir an: Haben die Anhänger deines Kults Kenntnis von dem Tunnel, der vom Tempel des Apollo zu dem unterirdischen Fluss führt?“
    „Wir haben ... so etwas seit langem vermutet“, erwiderte sie unsicher.
    „Wieso?“

    „Die mit unserem Kult Vertrauten haben Kommunikationsstörungen mit unserer Göttin festgestellt. Wir hatten das Gefühl, dass gleichzeitig mit unseren Zeremonien andere Riten vollzogen wurden, um unsere Verbindung zu Hekate zu stören.“
    Das war genau die Art von Geschwätz, die ich nach Möglichkeit aus meiner Ermittlung heraushalten wollte, Aber offenbar sollte mir das nicht gelingen. „Wurdet ihr von der Priesterschaft des Apollotempels bedroht?“
    „Nie direkt. Zwischen uns herrschte immer absolutes Schweigen.“
    „Indirekt?“
    Sie schwieg einen Moment. „Die Priester selbst hätten nie, das Wort an uns gerichtet, aber die Leute aus der Gegend, die Apollo verehren, haben nie einen Hehl aus ihrer Feindseligkeit uns gegenüber gemacht.“
    „Von den hiesigen religiösen Rivalitäten habe ich auch gehört. Aber die gibt es ja schon lange. Hat es in jüngster Zeit irgendwelche ernsthaften Drohungen gegeben?“
    „Nein, Praetor, es gab keine.“
    Mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu glauben, auch wenn ich meine Zweifel hatte. Es lag schließlich nicht in ihrem Interesse zuzugeben, dass sie einen guten Grund hatte, die Priester umzubringen. Ich entließ sie und blieb eine Weile grübelnd sitzen.
    „Worüber denkst du nach?“, fragte Julia schließlich. Diese Frage hatte ich schon oft von ihr gehört. Gewöhnlich hatte ich dafür eine Reihe belangloser Antworten auf Lager, doch diesmal sah ich keinen Grund, irgendwelche Ausflüchte zu machen.
    „Das Sklavenmädchen hat die Priester mit Fackeln und Lampen in den Tunnel hinabsteigen gesehen. Doch wir haben da unten nichts dergleichen gefunden. Außerdem waren die Leichen nicht nur akkurat nebeneinander gelegt, der ganze Raum war sorgfältig aufgeräumt und gesäubert. Das legt nahe, dass mehrere Menschen an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein müssen. Doch soweit wir bisher wissen, trafen keine Besuchergruppen ein, während wir das Orakel konsultierten. Das wiederum legt nahe, dass die Mörder bereits im Tempel waren.“
    „Dann solltest du die gesamte Tempelbelegschaft verhören“, empfahl mir Julia.
    „So weit will ich noch nicht gehen. Falls sie vergiftet worden sind, kann das durch eine einzige Person

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