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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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weit verbreiteter Name in dieser Gegend. Schon bei der Gründung der Stadt existierte eine Familie dieses Namens. Inzwischen muss es tausende Nachfahren geben, nicht zu vergessen die Nachfahren der Freigelassenen dieser Familie.“
    „Der Name führt uns also nicht weiter. Aber in der Bestandsliste wird typische Einbruchsbeute aufgeführt: kleine Gegenstände von hohem Wert, wertvolle Metalle, Edelsteine und so weiter. Ein einzelnes derartiges Geschäft könnte durchaus rechtmäßig sein, aber jede Wette, dass meine Männer weitere solcher Schriftstücke finden.“
    „Ziemlich dumm, so etwas schriftlich festzuhalten, findest du nicht?“
    „Einige Leute sind besessen davon, alles aufzuschreiben und festzuhalten. Sie können nicht anders. Sie leben in der ständigen Angst, von jemandem übers Ohr gehauen zu werden und müssen Zu- und Abgang jedes einzelnen Denars verbuchen. Es ist eine Art Krankheit.“
    Wie ich vorausgesagt hatte, beförderten Hermes und meine Männer im Laufe der nächsten Stunde mindesten, dreißig weitere Schriftstücke zu Tage, in denen detailliert ähnliche Gegenstände aufgeführt wurden. Es gab auch Aufzeichnungen über rechtmäßige Frachtladungen, die der Syrer aus Spekulationsgründen gekauft und mit Gewinn oder öfter noch mit Verlust wieder verkauft hatte, doch von den erstgenannten Schriftstücken fanden sich weitaus mehr.
    „Kein Zweifel“, stellte Belasus mit einem Seufzer fest, „wir haben es hier mit dem größten Hehler der ganzen Gegend zu tun. Den Göttern sei Dank, dass wir ihn los sind. Ich für meinen Teil werde keine Zeit darauf verschwenden herauszufinden, wer ihn ermordet hat. Der Mörder hat der Allgemeinheit einen großen Dienst erwiesen, indem er diesen Schurken beseitigt hat.“
    „Ich glaube sowieso nicht, dass wir den Mörder hier finden“, murmelte ich.
    „Wie bitte? Was soll das heißen, Praetor?“
    „Ach, nichts. Ich habe nur mit mir selber geredet, was sich in so angenehmer Gesellschaft natürlich nicht gehört.“ Ich legte die Schriftrolle zur Seite, die ich gerade studiert hatte. „Es wird allmählich zu dunkel zum Lesen.“
    „Stimmt“, pflichtete Belasus mir bei. „Komm doch mit deinen Männern zu mir. Ich lade euch zum Abendessen ein. Ich bin Witwer, meine Töchter sind verheiratet, meine Söhne mit den Adlern in Makedonien, und ich bin ganz allein in meinem großen Haus. Lasst uns die Gelegenheit für einen Männerabend nutzen.“
    „Das ist das verlockendste Angebot, das ich in den vergangenen Monaten erhalten habe“, entgegnete ich und meinte es ehrlich.
    Ich rief meine Männer, die immer noch in den Geschäfts räumen des Syrers waren, und der Duumvir versiegelte die Tür mit einem offiziellen Siegel. Wir gingen über einen Markt und legten einen Zwischenstopp bei einem Speiselieferanten ein, wo Belasus ein kleines Festmahl zu sich nach Hause bestellte. Der Speiselieferant kannte Belasus' Vorlieben und Abneigungen, weshalb er keine detaillierten Anweisungen benötigte. Belasus erklärte uns, dass er als gewählter Duumvir häufig Gäste bewirte. Da er jedoch keine Lust habe, einen großen Stab an Sklaven zu unterhalten, ließ er alles Nötige für größere Mähler immer ins Haus bringen. Das konnte ich bestens nachvollziehen. Unterwegs begegneten uns einige Freunde von Belasus, die er in der für Politiker typischen Manier ebenfalls zum Abendessen einlud. „Alles Junggesellen oder Witwer“, vertraute er mir an, „und exzellente Unterhalter. Keiner von ihnen wird in Damenbegleitung erscheinen.“
    Sein Haus erwies sich als durchaus bescheiden, doch es erfüllte sämtliche Erfordernisse. Es war in der altmodischen Weise quadratisch um einen Innenhof mit einem Atrium angelegt, verfügte über ein Triclinium sowie ein Dutzend Schlafräume, von denen die meisten jetzt unbenutzt waren. Belasus wies die Sklaven an, im Innenhof neben dem Wasserbecken Stühle bereitzustellen, wo wir uns niederließen, den exzellenten Wein unseres Gastgebers tranken und Nüsse und getrockneten Tintenfisch naschten, während das Triclinium hergerichtet wurde und die Sklaven des Speiselieferanten das bestellte Festmahl hereintrugen.
    Unser Gastgeber hieß uns, wenn auch nicht in hochoffizieller Form, auf das Wohl der Republik anzustoßen, was in jenem Jahr höchst angebracht war. Danach machten wir es uns bequem.
    „Was ist bei den Tempeln eigentlich los, Praetor?“, richtete Belasus das Wort an mich. „Ich habe die wildesten Geschichten über die Morde

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