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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Praetorenwürde, wegen geringfügiger Verletzungen Schmerzen einzugestehen.
    Wir schlenderten auf die Tempelterrassen zu, auf denen Fackeln brannten. Sabinilla trug diesmal eine blaue Perücke. Perücken in den außergewöhnlichsten Farben kamen damals gerade in Mode, und ich zweifelte nicht daran, das, sie für jeden Tag des Jahres eine andere besaß.
    Sie blieb stehen und wandte sich mir zu. „Praetor, ich...“ In dem Augenblick nahm ich ein Geräusch wahr, das mir nur allzu vertraut war. Es war das leise Surren eines vorbei sausenden Pfeils und klang ähnlich wie ein schnell vorbei - fliegendes Insekt. Der Pfeil zischte unmittelbar an meinem Ohr vorbei, und plötzlich verharrte Sabinilla mit erstaunter Miene; sie versuchte etwas zu sagen, doch statt eines Lauts kam ein Schwall Blut aus ihrem Mund.
    Ich vergeudete keine Zeit, sie anzustarren, sondern warf mich auf den Boden und rollte zur Seite. Im selben Augen blick zischte der zweite Pfeil durch die Luft, genau da, wo ich gerade noch gestanden hatte, und bohrte sich zwischen Bauchnabel und Brustbein in Sabinillas Oberkörper. Wäre ich nicht rechtzeitig abgetaucht, hätte er mich in die Wirbelsäule getroffen. Sabinilla stand immer noch aufrecht und versuchte jetzt, den Pfeil herauszuziehen, der in ihrer Kehle steckte. Ein Pfeil lässt den Getroffenen nicht sofort zu Boden sinken wie ein Speer oder eine Lanze. Pfeile haben nicht genügend Kraft. Sie durchstoßen Organe und durchtrennen Blutgefäße. Ich rollte wie wild weiter über den Boden, und schließlich kippte Sabinilla um, als ob sie soeben begriffen hätte, dass sie tot war.
    Ich schrie, ohne mir dessen bewusst zu sein. Meine Männer rannten auf mich zu, während ich unentwegt weiter hin und her rollte und dabei ständig Geschwindigkeit und Richtung änderte, um keine leichte Zielscheibe abzugeben. Meine Würde interessierte mich nicht mehr die Bohne. Wenn ich es irgend vermeiden konnte, wollte ich mir keinen weiteren Pfeil einhandeln. Wenige Augenblicke später war ich von meinen Männern umringt, die schützend ihre Schilde über mich hielten. Ich hörte einen letzten Pfeil von einem Schild abprallen, dann war Ruhe.
    „Bringt Fackeln her!“, schrie ich, so laut ich konnte, und rappelte mich auf. „Und zwar jede Menge! Ich will, dass ihr ausschwärmt und diesen verdammten Bogenschützen aufspürt. Schafft ihn her, wenn möglich lebend, aber lasst ihn unter keinen Umständen entkommen! „ Ich fürchte, ich verlor die Beherrschung. Normalerweise bringt mich so schnell nichts aus der Ruhe, aber das war einfach zu viel. Ich schrie selbst dann noch auf meine Männer ein, als sie längst ausgeschwärmt waren, den Mörder zu jagen.
    „Was ist bloß mit euch los?“, fauchte ich. „Ist es so schwierig, einen mit Pfeil und Bogen bewaffneten Mörder vom Tempelgelände fernzuhalten? Müssen erst all meine Gäste umgebracht werden, bevor ihr so gütig seid zu kapieren, dass sich hier irgendwo ein Bogenschütze versteckt, der mir auflauert?“
    Julia rannte herbei. „Du musst sofort von hier weg!“, befahl sie. „Du bist angestrahlt wie eine Statue während der Saturnalien! Und der Bogenschütze lauert immer noch irgendwo in der Dunkelheit! Komm sofort mit rein! Hermes hat bereits die Leitung des Suchtrupps übernommen.“
    „Aber Sabinilla ...“, begann ich und zeigte auf den im Gras liegenden, blutenden Körper.
    „Sie ist tot. In einer Stunde wird sie noch genauso tot sein wie jetzt. Ich lasse ihre Leiche hineintragen, aber als Erstes, musst du dich in Sicherheit bringen. Komm mit!„
    Meine Wut verpuffte. Natürlich hatte sie Recht. Von vier Männern mit Schilden beschützt, gingen wir zurück zum Tempel. Als ich in Sicherheit war, schickte ich die Männer los, damit sie sich dem Suchtrupp anschlossen. Dann goss ich mir einen großen Becher ungewässerten Wein ein. An diesem Abend hielt ich es für angebracht, die Regeln meiner neuen Lebensweise zu vergessen. Julia hatte alle Fenster mit Holzblenden verrammelt.
    „Der Mörder hat mich mit seinem ersten Schuss verfehlt und stattdessen Sabinilla getroffen“, berichtete ich Julia. „Als er den zweiten Pfeil abgeschossen hat, rollte ich bereits über den Boden. Der zweite Pfeil hat sie ebenfalls getroffen. Die arme Frau. Sie hat sich für ihren Besuch definitiv den falschen Zeitpunkt ausgesucht.“
    „Falls der Bogenschütze es nicht auch auf sie abgesehen hatte. Vielleicht wollte er euch beide töten.“
    „Wie bitte?“ Der Schock hatte mein Hirn

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