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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Augenblicke getötet hatte. Julia wies zwei ihrer Sklavinnen an, die Kleidung der Toten zu durchsuchen. Widerwillig folgten sie dem Befehl. Sie fanden nichts. Julia befahl ihnen, hinauszugehen und sich das Blut von den Händen zu waschen, woraufhin sie würgend davon stürmten.
    „Ich glaube, von ihr werden wir nichts mehr erfahren“, stellte Julia fest.
    „Nimm ihre Perücke ab!“, forderte ich einen Sklaven auf.
    „Warum das denn?“, wollte Julia wissen. „Glaubst du, sie hat darunter irgendetwas versteckt?“
    „Nein, ich will nur wissen, welche natürliche Haarfarbe ,sie hatte.“ Julia schnaubte verächtlich. Der Mann hob die Perücke an, die zum Glück nicht blutgetränkt war. Ihr Haar war rot, und zwar knallrot. Ich fragte mich, warum sie es immer verborgen hatte. Rotes Haar wird häufig mit Pech assoziiert, vielleicht hatte sie es deswegen versteckt.
    „Sie kann morgen früh mit ihrer Sänfte in ihr Haus gebracht werden“, entschied ich.
    Kurz darauf kam Hermes zurück und teilte uns mit, dass sie den Mörder nicht gefunden hatten.
    „Irgendwie wundert mich das nicht. Er scheint wie ein Phantom durch die Gegend zu spuken. Huscht von einem Ort zum anderen und beschießt mich mit Pfeilen.“
    „Morgen früh lasse ich noch einmal die Jäger mit den Hunden kommen“, sagte Hermes. „Vielleicht wittern die Hunde seine Fährte, wenn sie an den Pfeilen schnüffeln.“
    „Einen Versuch ist es wert, aber große Hoffnung habe ich nicht. Mit wem auch immer wir es zu tun haben - dieser Mörder versteht sein Handwerk. Ich bin sicher, dass er Vorkehrungen getroffen hat, die Hunde zu verwirren.“
    Ich sollte Recht behalten. Am Morgen trafen die Jäger mit ihren Hunden ein. Die Tiere schnüffelten an den Einkerbungen der Pfeile, an denen der Geruch des Schützen sich am kräftigsten haften musste, und tollten anschließend fröhlich kläffend über das Tempelgelände.
    „Wir haben es wenigstens versucht“, stellte ich fest. „Von jetzt an, bis zum Abschluss des Falls, wirst du dich ab Einbruch der Dunkelheit hinter geschlossenen Türen aufhalten“, ordnete Julia an. Ich widersprach ihr nicht. „Vielleicht sollten wir einfach abwarten“, schlug ich vor. „Die Zahl der Diebe müsste jetzt doch schrumpfen. Aus Angst, von einem Komplizen verpfiffen zu werden, werden sie sich gegenseitig umbringen. Und dann gibt es bald nichts mehr für mich zu tun, weil sie alle tot sind.“ „Darauf würde ich mich lieber nicht verlassen“, riet Julia. Ich ging nach draußen, sah mich um und stöhnte. „Sie sind wieder da! „
    Der Mob war erneut im Anmarsch: die Verkäufer, die Artisten und die Gaffer. Mehr Morde, mehr Spaß.
    „Warum tun sie das?“, fragte ich, ohne irgendjemanden direkt anzusprechen. „Haben sie denn nichts Besseres zu tun? Wir sind im südlichen Campania! Da müsste es doch genügend andere Ablenkungen geben, um die Müßiggänger zu befriedigen.“ Niemand antwortete mir, weder die Götter noch sonst jemand. Es gab keine Erklärung für dieses Phänomen. Offenbar gibt es einen nicht zu behebenden Fehler in der Natur des Menschen, der schuld daran ist, dass sie sich wie die Geier auf Orte stürzen, an denen furchtbare Dinge geschehen sind. Zweifelsohne hoffen sie, dass sich etwas ebenso Furchtbares noch einmal wiederholt und sie es dann miterleben dürfen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eines der Übel, die Pandora beim Öffnen ihrer Büchse entwichen sind.
    Ich schickte Sabinillas Leiche in ihrer Sänfte nach Hause. Zuvor hatte ich sie von Leichenbestattern vorschriftsmäßig reinigen und in eines von Julias Gewändern kleiden lassen, damit sie bei ihrer Heimkehr nicht aussah, als wären die Furien über sie hergefallen. Was auch immer sie getan hatte durch ihren Tod war sie dem Zugriff der römischen Justiz entzogen, und ich hatte das Gefühl, dass die Anstandsformen gewahrt werden sollten. Selbstverständlich säumten die Gaffer den Straßenrand, als die Sänfte davongetragen wurde. Ich fragte mich, was sie zu sehen erwarteten. Aber vermutlich ist das wieder eines jener Phänomene, für die es keine Erklärung gibt.
    Ich zog mich auf eine Terrasse zurück, die nicht in der Nähe der Menschenmenge lag und von der ich einen guten Blick über die Umgebung hatte. Dort wartete ich auf die Berichte der Leute, die in meinem Auftrag nach Beweismaterial forschten, und auf die Ankunft der Leute, die ich einbestellt hatte. Sie würden jedoch frühestens am nächsten Tag eintreffen. Ich war nicht

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