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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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holen«, sagte Frink. Befriedigt stellte er fest, daß wenigstens seine Stimme fest, ja hart klang.
    »Schön, dann wollen wir mal sehen«, brummte W-M und wandte sich dann McCarthy zu. »Das können Sie ja erledigen, Ed. Ich hab etwas anderes zu tun.« Er sah auf seine Taschenuhr. »Hören Sie, Ed, über diese Rechnung da sprechen wir nachher. Ich muß jetzt weg.« Er klopfte Ed auf die Schulter und trottete, ohne sich umzusehen, davon.
    Ed McCarthy und Frink standen nebeneinander.
    »Du bist da, um dir deinen Job zurückzuholen«, sagte McCarthy nach einer Weile.
    »Ja«, nickte Frink.
    »Ich war stolz auf das, was du gestern gesagt hast.«
    »Ich auch«, meinte Frink. »Aber – Herrgott, ich kann doch sonst nirgends arbeiten.« Er kam sich verlassen und ohne Hoffnung vor. »Das weißt du doch auch.«
    »Das weiß ich nicht«, sagte McCarthy. »Du kannst mit dieser Flexmaschine genausogut umgehen wie jeder andere an der ganzen Küste. Ich hab doch selbst gesehen, wie du in fünf Minuten ein Stück fertiggemacht hast – inklusive Polieren. Bloß nicht geschweißt…«
    »Ich hab nie behauptet, daß ich schweißen kann«, sagte Frink.
    »Hast du je daran gedacht, dich selbständig zu machen?«
    Frink riß die Augen auf. »In welcher Branche denn?«
    »Schmuck.«
    »Ach, Unsinn!«
    »Sonderanfertigungen, Originale, keine Serienproduktion.« McCarthy winkte ihn in eine Ecke. »Für etwa zweitausend Eier könntest du in einem Keller oder in einer Garage einen Laden aufmachen. Ich hab mal Ohrringe entworfen. Erinnerst du dich – wirklich modern, zeitgenössisch.« Er nahm ein Blatt Papier und begann, mit zusammengekniffenen Lippen zu skizzieren.
    Frink sah über seine Schulter. Da entstand der Entwurf zu einem Armband, abstrakt, mit fließenden Linien. »Gibt es einen Markt dafür?« Er hatte immer nur die traditionellen – ja sogar die antiken Stücke aus der Vergangenheit gesehen. »Niemand will zeitgenössische amerikanische Kunst; so etwas gibt es eigentlich überhaupt nicht, seit dem Krieg nicht mehr.«
    »Dann mußt du dir eben einen Markt schaffen«, sagte McCarthy und schnitt eine Grimasse.
    »Du meinst… selber verkaufen?«
    »Trag die Sachen doch in die Läden. Wie zum Beispiel den – wie heißt er gleich? Auf der Montgomerystreet, du weißt schon, welchen Laden ich meine.«
    »American Artistic Handcrafts?« sagte Frink. Er ging nie in teure Läden wie den. Das taten nur wenige Amerikaner; die Japaner hatten das Geld, in solchen Läden einzukaufen.
    »Weißt du, was solche Händler verkaufen?« fragte McCarthy. »Und ein Vermögen dabei verdienen? Diese verdammten silbernen Gürtelschnallen aus New Mexiko, wie sie die Indianer machen. Richtiger Touristikkram. Aber die sagen, es sei eingeborene Kunst.«
    Frink sah McCarthy ein paar Augenblicke an. »Ich weiß, was die sonst noch verkaufen«, sagte er schließlich. »Und du auch.«
    »Ja«, nickte McCarthy.
    Sie wußten es beide – schließlich hatten sie lange damit zu tun gehabt.
    Offiziell bestand das Geschäft der W-M-Corporation darin, schmiedeeiserne Treppengeländer, Kaminverkleidungen, Gartentore und dergleichen für neue Wohngebäude serienmäßig nach Standardentwürfen herzustellen. Eine Eisengießerei also. Aber daneben gab es da noch eine andere Aktivität, aus der die wirklichen Profite kamen.
    Mittels einer komplizierten Vielzahl von Werkzeugen, Materialien und Maschinen lieferte die W-M-Corporation einen ständigen Fluß von Fälschungen amerikanischer Gegenstände aus der Vorkriegszeit. Diese Fälschungen wurden vorsichtig, aber geschickt in den Großhandel mit Kunstgewerbegegenständen eingeschleust, wo sie sich zu den echten Gegenständen gesellten, die auf dem ganzen Kontinent gesammelt wurden. Ebenso wie im Briefmarken- und im Münzgeschäft konnte niemand den Prozentsatz von Fälschungen, die im Umlauf waren, wirklich abschätzen. Und niemand – insbesondere die Händler und Sammler – wollte das überhaupt.
    Als Frink gekündigt hatte, lag auf seiner Werkbank ein halb fertiggestellter Coltrevolver aus der Zeit der Besiedlung des Westens; er hatte die Gußformen selbst hergestellt, den Guß durchgeführt und die Stücke dann von Hand geglättet. Es gab einen unbegrenzten Markt für Kleinwaffen aus dem amerikanischen Bürgerkrieg und der darauf folgenden Besiedelungsperiode. Die W-M-Corporation konnte alles verkaufen, was Frink herstellte. Das war seine Spezialität.
    Er ging langsam an seine Werkbank und hob den noch ungeglätteten

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