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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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unverständlich vor sich hin, ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, und schaffte es schließlich, das Gespräch abzuschließen und den Hörer aufzulegen.
    Und dann merkte er, daß Rita hereingekommen war und die ganze Unterhaltung mit angehört hatte; sie war, nur mit einem hauptsächlich aus Spitzen bestehenden schwarzen Neglige bekleidet, gereizt auf und ab gegangen und warf jetzt ihr blondes langes Haar mit einer ruckartigen Kopfbewegung zurück.
    »Sag es doch der Polizei«, sagte sie.
    Nun überlegte er, wahrscheinlich würde es billiger sein, ihnen zweitausend oder so etwas anzubieten. Sie würden es annehmen; mehr wollten sie wahrscheinlich gar nicht. Kleine Leute, wie die, dachten auch klein; ihnen würde das wie eine große Summe vorkommen. Sie würden es in ihr neues Geschäft stecken, es verlieren und in einem Monat wieder pleite sein.
    »Nein«, sagte er.
    »Warum nicht? Erpressung ist doch ein Verbrechen.«
    Es war schwer, es ihr zu erklären. Er war es gewohnt, Leute zu bezahlen; das gehörte zu den Geschäftsunkosten, genauso wie Strom und Wasser. Wenn die Summe klein war… aber so unrecht hatte sie gar nicht. Er dachte darüber nach.
    »Ich werde ihnen zweitausend geben, aber gleichzeitig setze ich mich mit diesem Burschen im Rathaus in Verbindung, diesem Polizeiinspektor. Ich werde sagen, er soll sich mal Frink und McCarthy vornehmen und sehen, ob man irgend etwas anfangen kann. Und wenn sie es dann noch einmal versuchen – dann habe ich etwas in der Hand. Da hat mir doch zum Beispiel jemand gesagt, daß Frink Jude ist. Er hat seine Nase und seinen Namen geändert. Ich brauche bloß den deutschen Konsul hier zu informieren. Reine Routinesache. Er wird von den japanischen Behörden die Auslieferung verlangen. Und wenn sie den Knilch erst einmal über der Demarkationslinie haben, wird er vergast. Ich glaube, die haben so ein Lager in New York. Diese Lager mit den Gaskammern.«
    »Ich bin wirklich überrascht«, sagte das Mädchen, »daß jemand einen Mann deiner Stellung erpressen kann.« Sie sah ihn von der Seite an.
    »Nun, das will ich dir erklären«, sagte er. »Dieses ganze Geschäft mit historischen Stücken ist Unsinn. Diese Japs sind blöd. Ich will es dir beweisen.« Er stand auf, ging in sein Arbeitszimmer und kam mit zwei Feuerzeugen zurück, die er auf den Kaffeetisch stellte. »Schau dir das an. Sehen sich ganz ähnlich, oder? So, jetzt hör mir zu. Eines davon ist historisch.« Er grinste. »Heb sie auf. Nur zu. Eines ist auf dem Sammlermarkt… nun, sagen wir vierzig- oder fünfzigtausend Dollar wert.«
    Das Mädchen griff vorsichtig nach den beiden Feuerzeugen und untersuchte sie.
    »Spürst du es?« spottete er. »Den Hauch der Geschichte, meine ich?«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Nun, eines der beiden Feuerzeuge hat ihn verspürt. Hör zu. Eines davon hatte Franklin D. Roosevelt in der Tasche, als man ihn ermordete. Und eines nicht. Eines ist historisch, verdammt historisch sogar. Und das andere ist einfach ein Nichts. Spürst du es?« Er stieß sie an. »Nein. Du kannst nicht sagen, welches echt ist. Es gibt weder eine ›mystisch-plastische‹ Präsenz noch eine ›Aura‹ noch sonst irgend etwas.«
    »Puh«, machte das Mädchen. »Ist das wirklich wahr? Hatte er an jenem Tag eines davon bei sich?«
    »Sicher. Und ich weiß, welches von beiden. Verstehst du jetzt? Das Ganze ist ein gigantischer Schwindel; die machen sich selbst etwas vor. Ich meine, da erlebt eine Waffe eine berühmte Schlacht, wie, zum Beispiel, die in den Argonnen, und es ist genauso, als hätte sie diese Schlacht nicht erlebt, es sei denn, du weißt das . Das Ganze steckt hier drinnen.« Er tippte sich an den Kopf. »Im Geist, nicht in der Waffe. Ich war selbst einmal Sammler. So bin ich ja zu diesem Geschäft gekommen. Ich habe Briefmarken gesammelt. Britische Kolonialmarken.«
    Das Mädchen stand jetzt am Fenster und hatte die Arme verschränkt und blickte auf die Lichter der Innenstadt von San Francisco hinaus. »Meine Mutter und mein Vater sagten immer, wir hätten den Krieg nicht verloren, wenn er weitergelebt hätte«, sagte sie.
    »Okay«, fuhr Wyndam-Matson fort. »Jetzt nehmen wir einmal an, die kanadische Regierung oder sonst jemand, irgend jemand, hätte letztes Jahr die Platten gefunden, mit denen irgendeine alte Briefmarke gedruckt wurde. Und die Farben. Und genügend…«
    »Ich glaube nicht, daß eines dieser beiden Feuerzeuge Franklin Roosevelt gehört hat«, sagte das

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