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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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Mädchen.
    Wyndam-Matson lachte, es klang schrill, ein Kichern. »Das ist es ja, worauf ich hinaus will! Ich müßte dir das mit irgendeinem Stück Papier beweisen, einem Dokument. Einer Expertise. Und so ist alles Schwindel, eine Massentäuschung. Erst das Papier beweist den Wert, nicht der Gegenstand selbst!«
    »Zeig mir das Papier.«
    »Gern.« Er stand auf und ging noch einmal in sein Arbeitszimmer zurück. Dann nahm er das eingerahmte Zertifikat des Smithsonian Institute von der Wand. Das Papier und das Feuerzeug hatten ihn ein Vermögen gekostet, aber sie waren es wert – versetzten sie ihn doch in die Lage zu beweisen, daß er recht hatte, daß das Wort ›Fälschung‹ überhaupt nichts zu bedeuten hatte und das Wort ›authentisch‹ ebensowenig.
    »Ein Colt . 44 ist ein Colt . 44 «, rief er dem Mädchen durch die Türe zu. »Das hängt einzig und allein von der Konstruktion und der Bohrung ab, nicht, wann man ihn hergestellt hat. Es hängt…«
    Sie streckte ihm die Hand hin, und er gab ihr das Dokument.
    »Dann ist es also echt«, sagte sie schließlich.
    »Ja. Das hier.« Er nahm das Feuerzeug mit der langen Narbe an der Seite.
    »Ich glaube, ich möchte jetzt gehen«, sagte das Mädchen. »Wir sehen uns ein anderes Mal.« Sie legte das gerahmte Dokument und das Feuerzeug auf den Tisch und ging zum Schlafzimmer, wo ihre Kleider lagen.
    »Warum denn?« rief er gereizt und folgte ihr. »Du weißt doch, daß gar nichts passieren kann. Meine Frau ist noch ein paar Wochen weg – ich hab dir das doch alles erklärt. Eine Netzhautablösung.«
    »Das ist es nicht.«
    »Was denn?«
    »Bitte ruf mir ein Pedotaxi. Ich zieh mich inzwischen an«, sagte Rita.
    »Ich fahr dich nach Hause«, brummte er mürrisch.
    Sie zog sich an und ging dann stumm in dem Apartment auf und ab, während er ihren Mantel holte. Sie schien nachdenklich, in sich selbst versunken, vielleicht sogar etwas deprimiert. Die Vergangenheit macht die Menschen traurig, erkannte er. Verdammt, warum habe ich das auch aufs Tapet bringen müssen? Aber, zum Teufel, sie ist so jung – ich hätte nicht geglaubt, daß sie auch nur den Namen kennt.
    Sie kniete vor dem Bücherschrank nieder. »Hast du das gelesen?« fragte sie und nahm ein Buch heraus.
    Er kniff die Augen zusammen. Ein schreiender Umschlag. Ein Roman. »Nein«, sagte er. »Meine Frau hat es gekauft. Die liest eine Menge.«
    »Du solltest es lesen.«
    Immer noch etwas enttäuscht griff er nach dem Buch und sah es an. Schwer liegt die Heuschrecke . »Ist das nicht eines dieser in Boston verbotenen Bücher?« fragte er.
    »In den ganzen Vereinigten Staaten verboten und in Europa natürlich auch.« Sie war zur Korridortür gegangen und wartete jetzt auf ihn.
    »Ich habe von diesem Hawthorne Abendsen gehört.« Aber in Wirklichkeit stimmte das gar nicht. Das einzige an dem Buch, woran er sich erinnern konnte, war, daß es im Augenblick sehr populär war. Wieder so eine Mode. Er schob es in das Regal zurück. »Ich habe keine Zeit, Romane zu lesen. Dafür hab ich viel zu viel Arbeit.« Sekretärinnen, dachte er etwas beißend, lesen solchen Kram zu Hause, nachts im Bett. Alleine. Das regt sie an. Weil sie vor Männern Angst haben. Dabei wünschen sie sich nichts sehnlicher.
    »So eine Liebesgeschichte«, sagte er und öffnete mürrisch die Korridortür.
    »Nein«, sagte sie. »Es handelt vom Krieg.« Als sie zum Lift gingen, sagte sie: »Er sagt das gleiche wie meine Mutter und mein Vater.«
    »Wer denn? Dieser Abbotson?«
    »Nun, er hat folgende Theorie. Wenn Joe Zangara ihn verfehlt hätte, dann hätte er Amerika aus der Depression herausgerissen und aufgerüttelt und so…«, sie hielt inne. Sie hatten den Lift erreicht, und andere Leute warteten.
    Später, als sie in Wyndam-Matsons Mercedes Benz durch den nächtlichen Verkehr rollten, fing sie wieder an.
    »Abendsens Theorie ist, daß Roosevelt ein äußerst starker Präsident gewesen wäre. Genauso stark wie Lincoln. Das hat er in dem Jahr gezeigt, in dem er Präsident war, all die Maßnahmen, die er eingeleitet hat. Das Buch ist in Romanform gehalten. Roosevelt wird nicht in Miami ermordet; er lebt weiter und wird 1936 wiedergewählt, ist also Präsident bis 1940, auch im Krieg noch. Verstehst du? Er ist immer noch Präsident, wenn Deutschland England und Frankreich angreift. Er sieht all das kommen. Er macht Amerika stark. Garner war wirklich ein schlechter Präsident. Ein Großteil dessen, was passiert ist, war seine Schuld. Und dann

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