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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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als ich geschäftlich dort war, 1948.« In Wirklichkeit hatte er den Militärgouverneur der USA nur auf einem Empfang im Weißen Haus gesehen, und das nur aus der Ferne. »Was für ein Mann. Was für eine Würde, was für ein Auftreten. Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Und diese schreckliche Geschichte«, sagte Rita, »als General Rommel seines Postens enthoben wurde und dieser schreckliche Lammers an seiner Stelle den Befehl übernahm. Damals fingen die Morde und die Konzentrationslager erst richtig an.«
    »Sie existierten schon, als Rommel Militärgouverneur war.«
    »Aber…«, sie gestikulierte. »Mag sein, daß diese SS-Verbrecher damals dahintersteckten… aber er war nicht wie die anderen; er war eher wie die alten Preußen. Er war hart…«
    »Ich will dir sagen, wer in den USA wirklich gute Arbeit geleistet hat«, sagte Wyndam-Matson, »wem der wirtschaftliche Aufschwung zu verdanken ist. Albert Speer, nicht Rommel und nicht der Organisation Todt. Speer war die beste Entscheidung, die die Partei in Nordamerika getroffen hat; er hat all diese Firmen und Aktiengesellschaften und Fabriken – alles! – wieder ins Leben gerufen, und zwar auf wirtschaftlicher Basis. Ich wünschte, so etwas hätte es hier auch gegeben – so, wie die Dinge jetzt liegen, haben wir in jeder Branche vier oder fünf Firmen, die miteinander in Wettbewerb stehen. Eine schreckliche Verschwendung. Es gibt nichts Dümmeres als wirtschaftlichen Wettbewerb.«
    Rita sagte: »Ich könnte in diesen Arbeitslagern nicht leben, diesen Schlafsälen, die sie im Osten haben. Eine Freundin von mir hat dort gewohnt. Sie haben ihre Post zensiert – sie konnte erst darüber erzählen, als sie wieder hierher zog. Sie mußten um halb sieben Uhr beim Klang von Militärmusik aufstehen.«
    »Du würdest dich daran gewöhnen. Du hättest ein sauberes Zimmer, hinreichende Nahrung, Erholung, ärztliche Vorsorge. Was willst du mehr? Eier im Bier?«
    Sein schwerer, in Deutschland gebauter Wagen rollte lautlos durch den nächtlichen Nebel von San Francisco.
    Mr. Tagomi saß mit übergeschlagenen Beinen auf dem Boden. Er hielt eine grifflose Tasse mit Oolong-Tee in der Hand und sah Mr. Baynes an.
    »Schön haben Sie es hier«, sagte Baynes gerade. »Hier an der Pazifikküste ist es so friedlich. Ganz anders als – dort.« Was er mit dort meinte, erklärte er nicht.
    »Gott spricht im Zeichen des Erhebenden zum Menschen«, murmelte Mr. Tagomi.
    »Wie bitte?«
    »Das Orakel. Entschuldigen Sie.« Er lächelte. »Wir sind absurd«, fuhr er dann fort, »weil wir nach einem fünftausend Jahre alten Buch leben. Wir stellen ihm Fragen, als lebte es. Es lebt auch. Es ist wie bei der Bibel der Christen; viele Bücher leben tatsächlich. Nicht nur im Sinne einer Redewendung. Der Geist beseelt sie. Verstehen Sie?« Er musterte Baynes und wartete auf seine Reaktion.
    Baynes wählte seine Worte sorgfältig. »Ich – ich verstehe einfach nicht genug von Religion. Das liegt außerhalb meiner Erfahrungen. Ich ziehe es vor, über Themen zu sprechen, von denen ich etwas verstehe.« Er wußte tatsächlich nicht ganz, was Mr. Tagomi meinte. Ich muß müde sein, dachte Mr. Baynes. Seit ich heute abend hierhergekommen bin, war alles… irgendwie gnomenhaft. Alles wirkte nicht ganz lebensgroß mit einer Spur des Spaßhaften. Was ist das für ein fünftausend Jahre altes Buch? Die Mickymausuhr, Mr. Tagomi selbst, die zerbrechliche Tasse in Mr. Tagomis Hand… und an der Wand, so daß Mr. Baynes ihn dauernd anstarren mußte, ein mächtiger Büffelkopf, häßlich und drohend.
    »Was ist das für ein Kopf?« fragte er plötzlich.
    »Das ist nichts weniger«, sagte Mr. Tagomi, »als das Geschöpf, das in verflossenen Tagen die Eingeborenen hier am Leben erhielt.«
    »Aha.«
    »Soll ich Ihnen die Kunst des Büffeltötens zeigen?« Mr. Tagomi stellte seine Tasse auf den Tisch und erhob sich. Hier in seinem Heim, noch dazu am Abend, trug er einen seidenen Umhang, Pantoffeln und einen Schal. »Hier sitze ich an Bord des Eisernen Pferdes.« Er kauerte sich nieder. »Im Schoß mein vertrauter Winchesterkarabiner, Modell 1866, aus meiner Sammlung.« Er sah Mr. Baynes fragend an. »Sie sind müde von der Reise?«
    »Ja, leider«, nickte Baynes. »Das alles ist etwas zu viel. Geschäftliche Sorgen…« Und andere Sorgen, dachte er. Er hatte Kopfschmerzen. Obwohl die erstklassigen IG-Farben-Schmerzmittel hier an der Pazifikküste zu kaufen waren; er hatte sich an sie gewöhnt.
    »Wir müssen alle an

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