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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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sagte Pferdehuf. »Ich habe zufällig einen Blick darauf geworfen, als sie anfingen, es zu entziffern. Es befaßt sich mit der politischen Lage.«
    »Was stand denn drin?« murmelte Reiss und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Stirn.
    »Dr. Goebbels hat plötzlich eine Radioansprache gehalten. Eine sehr wichtige Rede.« Der Referent war ganz erregt. »Man erwartet von uns, daß wir den Text – er wird im Klartext übertragen – nehmen und dafür sorgen, daß die Presse hier ihn abdruckt.«
    »Ja, ja«, sagte Reiss.
    Und als sein Referent wieder draußen war, schlug Reiss erneut das Buch auf. Noch ein Blick… er suchte den Abschnitt, den er zuletzt gelesen hatte, heraus.
    … Schweigend blickte Karl auf den mit Flaggen bedeckten Sarg. Hier lag er, jetzt war er wirklich hingegangen, wirklich nicht mehr anwesend. Nicht einmal die Kräfte der Dämonen konnten ihn zurückholen. Der Mann – oder war er doch ein Übermensch gewesen? –, dem Karl blindlings gefolgt war, den er vergöttert hatte… selbst bis zum Rand des Grabes. Adolf Hitler war dahingeschieden, aber Karl klammerte sich ans Leben. Ich werde ihm nicht folgen, flüsterte Karl sich selbst zu. Ich werde weiterleben und wiederaufbauen. Und wir alle werden wiederaufbauen. Wir werden es müssen.
    Wie weit, wie schrecklich weit hatte der Zauber des Führer ihn getragen. Und was war es jetzt, da der letzte i-Punkt auf jene unglaubliche Biographie gesetzt worden war, diese Reise aus der vergessenen Stadt in Österreich, aus der Armut in Wien heraus durch die Alpträume der Schützengräben, durch politische Intrigen, die Gründung der Partei, die Kanzlerschaft zu jenem Punkt, wo er beinahe die Welt beherrscht hätte?
    Karl wußte es. Bluff. Hitler hatte sie belogen. Mit leeren Worten hatte er sie geführt.
    Es ist nicht zu spät . Wir sehen jetzt deinen Bluff, Adolf Hitler. Und endlich erkennen wir das in dir, was du wirklich bist. Du und die Nazipartei.
    Karl drehte sich um und ließ den schweigenden Sarg hinter sich stehen…
    Reiss klappte das Buch zu und saß eine Weile stumm da. Er war verärgert. Man hätte mehr Druck auf die Japaner ausüben müssen, sagte er sich, dieses verdammte Buch zu unterdrücken. Wahrscheinlich ist es sogar Absicht ihrerseits. Die hätten diesen – wie heißt er doch, Abendsen – hätten ihn einsperren können. Die haben im Mittelwesten genügend Macht.
    Was ihn ärgerte, war dies. Der Tod Adolf Hitlers, die Niederlage und die Vernichtung Hitlers, der Partei und Deutschlands selbst, so wie Abendsens Buch sie schilderte… das war alles irgendwie großartiger, mehr im alten Geiste als die tatsächliche Welt. Die Welt der deutschen Hegemonie.
    Wie konnte das sein? fragte Reiss sich selbst. Ist das nur die Schreibkunst dieses Mannes?
    Die kennen eine Million Tricks, diese Romanschreiber. Man brauchte sich doch bloß Dr. Goebbels anzusehen; so hatte er doch auch angefangen: als Romanschreiber. Ein Appell an die niedrigsten Instinkte – das bringt ihnen den Erfolg. Ja, diese Schreiberlinge kennen die Menschen, wissen, wie wertlos sie sind und bloß von ihren Trieben beherrscht – sie brauchen bloß auf die Trommel zu schlagen, dann reagieren die Leser.
    Man brauchte sich ja bloß zu überlegen, wie dieser Bursche meine Gefühle aufgewühlt hat, dachte Reiss, nicht meinen Intellekt, und natürlich wird er auch dafür bezahlt werden – das Geld ist ja da. Die schreiben doch alles, so lange sie wissen, daß sie Geld dafür bekommen. Wo war denn dieses Buch überhaupt herausgekommen? Herr Reiss schlug die Titelseite auf. Omaha, Nebraska. Der letzte Vorposten der ehemals plutokratischen Verlagsindustrie der USA, der einmal mitten in New York lag und vom Geld der Juden und Kommunisten unterstützt wurde…
    Vielleicht ist dieser Abendsen Jude. Die versuchen immer noch, uns zu vergiften. Er klappte das Buch wütend zu. Wahrscheinlich hieß er in Wirklichkeit Abendstein.
    Vielleicht sollten wir jemand in die RMS schicken und Herrn Abendstein einen Besuch abstatten lassen. Vielleicht hat Kreuz vom Meere schon entsprechende Anweisungen. Aber bei all dem Durcheinander in Berlin haben die für so etwas gar keine Zeit.
    Wirklich gefährlich, dieses Buch, dachte Reiss.
    Wenn man diesen Abendstein eines schönen Morgens von der Decke baumelnd fände, wäre das ein ernüchternder Hinweis für alle, die sein Buch vielleicht beeinflußt hat. Zumindest hätten wir dann das letzte Wort gehabt. Das Postscriptum geschrieben.
    Man würde

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