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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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willst du?“ hatte er gefragt. „Möchtest du, dass das Land demnächst von Leuten bevölkert ist, von denen man nicht weiß, ob sie Moradonen oder Antaren sind? Und diese Leute selbst, willst du sie herrschen oder dienen lassen? Empfange die Weihe, und das Schicksal der Antaren wird dich nur noch in so weit interessieren, wie es deinem Wohlergehen dient.“
     
    Das hatte Sabrete noch mehr erschreckt. Diese Weihe würde sie also auch unempfindlich gegen das Leid der Menschen werden lassen. Würde sie denn überhaupt noch etwas fühlen? Und nun stand der gefürchtete Tag nahe bevor.
    Immer wieder hatte sie es verstanden, durch Bitten u nd Schmeicheleien den Termin hinauszuschieben. Aber nun hatte sie durch ihr Eintreten für diesen Fremden das Unheil heraufbeschworen. Wenn ihr Eingreifen doch nur etwas genutzt hätte, dann wäre das zumindest ein kleiner Trost gewesen! Aber sie hatte nur erreicht, dass dieser Reven nun von ihrer eigenen Hand sterben sollte.
    So ein tapferer Mann! Wie ein Wilder hatte er sich von seinen Bewachern losgerissen und dem Soldaten das Genick gebrochen, der seinen riesigen Freund niedergestreckt hatte. Sa brete hatte die Tränen gesehen, die in seinen Augen standen, als die Soldaten den schweren Körper des Gefällten in den Garten hinauswarfen.
    Und diese Antaren sollten keine Menschen sein - nur Sklaven, nicht mehr wert als ein Hund? Wie viele Moradonen kannte sie denn, die diesem Reven gleichkamen? Etwa der eitle Pelegar , der wie ein Pfau um sie herumtänzelte und ihr mit seifigen Komplimenten zu gefallen suchte? Oder einer der Krieger, die zu den Sklavenjagden zogen? Roh und brutal, ohne eine Spur von Gefühl und Herzenstakt, sahen sie in den Antaren nicht mehr als Hasen, die man zum Vergnügen jagt.
    Doch wie viele von ihnen hatten schon erfahren müssen, dass diese angeblichen Hasen gefährliche Wölfe waren, die ihr Rudel zu verteidigen wussten. Und genauso grob, wie sich die Krieger gegen ihre Gefangenen aufführten, waren sie auch Frauen gegenüber. Gewöhnt, sich von den Sklavinnen zu nehmen, was sie wollten, glaubten sie, auch mit den Moradoninnen nicht anders umgehen zu brauchen.
    Wenn Sabrete an den ha rten Griff von Vereios dachte, der jetzt bald mit den gefangenen Nivedern zurückkehren würde, überkam sie jetzt noch Angst. Vereios hatte sie einmal hart an sich gezogen, vergessend, dass sie die Prinzessin und keine antarische Sklavin war.
    Wie anders waren da die drei antarischen Fremden mit ihr umgegangen! Obwohl sie ja genau gewusst hatten, dass Sabrete die Tochter ihres größten Feindes war, hatten sie ihr nicht wehgetan. Und dieser Reven mit den sanften Augen hatte ihr noch mit einer fast liebevollen Geste das Haar aus dem Gesicht gestrichen, als er sie gefesselt auf ihr Bett legte. Warum nur hatte sie bloß geschrien, als es ihr gelungen war, den Knebel abzustreifen? Nun würde dieser Mann sterben müssen, denn auch wenn sie sich weigerte, ihn zu ermorden, würde ihr Vater ihn umbringen lassen.
     
    Oh nein! Sabrete sprang auf. Das durfte nicht geschehen! Sie musste einen Weg finden, ihn zu retten, bevor ihr der Bund mit Bloor die Möglichkeit und auch den Willen dazu nahm.
    Doch dann sank sie entmutigt wieder aufs Bett. Wie sollte sie das bloß machen? Sie hatte gehört, dass vor ihrer Tür zwei Wachen aufgezogen waren. Also meinte der Vater es ernst damit, dass sie bis zum Ritual ihre Räume nicht verlassen durfte. Aber sie musste hinaus! Fieberhaft überlegte sie, wie sie ungesehen hinaus kam und wer ihr bei ihrem Plan wohl helfen konnte. Es dunkelte schon, als ihr auf einmal der rettende Gedanke kam. Lächelnd stand sie auf und nahm einen dunklen Umhang um. Dann schlich sie zu dem Fenster, das vom hintersten ihrer Räume, der Kleiderstube, in den Garten hinaus führte, denn sie hatte bemerkt, dass auch vor der Tür zum Garten eine Wache stand.
     
                 

Dreizehntes Kapitel
     
     
    Als Reven wieder zu sich kam, lag er in einem Kerker auf einem Bund fauligen Strohs. Verwundert stellte er fest, dass man seine Wunden mit einigen Stofffetzen verbunden hatte. Seine Verletzungen und die Striemen auf seinem Rücken schmerzten höllisch, doch das Schlimmste war der Durst, der ihn peinigte. Suchend sah er sich um und entdeckte im Halbdunkel seines Gefängnisses einen Krug mit Wasser. Gierig griff er danach und trank.
    Das Wasser hatte einen abgestandenen Geschmack, aber es schien halbwegs sauber zu sein. Nachdem er den brennenden Durst gestillt

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