Das Orakel von Antara
König zu seiner Tafel geladen hat.“
„Was ist mit Yorn?“ fragte Reven besorgt . „Geht es ihm gut?“
„Ja, sei unbesorgt!“ antwortete Vanea. „Er ist hier bei mir und er bittet mich, dir zu sagen, dass wir alles unternehmen werden, um dich da herauszuholen.“
„Nein, nein, dass dürft ihr nicht versuchen!“ wehrte Reven heftig ab . „Das wäre viel zu gefährlich für euch. Dankt Saadh, dass wir unsere Aufgabe lösen konnten und führt sie zu Ende. Wollt ihr denn wegen eines Mannes das Gelingen der ganzen Sache in Gefahr bringen? Noch scheint Xero nicht entdeckt zu haben, dass das Herz zerstört ist. Das gibt euch Zeit, noch mehr Antaren aus Blooria hinauszuführen.“
„Es wird sowieso bald auffallen, dass immer mehr Sklaven unauffindbar sein werden“ , widersprach Vanea, „und du bist nicht nur einfach irgendein Mann! Du bist der Bruder des zukünftigen Hochkönigs und einer der Führer der Antaren. Wir brauchen dich genauso, wie wir Yorn brauchen.“
„Nein, Vanea, ihr könnt mich unmöglich hier herausholen“ , sagte Reven. „Bedenkt doch, nachdem man entdeckt hat, dass und wie wir hier eingedrungen sind, werden die Sicherheitsvorkehrungen noch viel größer sein.“
Wieder lachte Vanea.
„Du irrst, Reven! Ich sehe in deinen Gedanken, dass du den König ganz schön an der Nase herumgeführt hast. Er glaubt, du seiest Yorn. Er hat das heilige Wasser verschüttet, wie er meint, und der verheißene Retter der Antaren ist in seiner Gewalt. Jetzt fühlt er sich wieder sicher, sicherer denn je, denn jetzt glaubt er, die Gefahr zu kennen, die ihm drohte, und sie gebannt zu haben.
Die Sperren an den Toren von Blooria hat er bereits wieder aufheben lassen. Denn jetzt hat er ja den Vogel gefangen, der in diesem Netz hängen bleiben sollte - glaubt er! Mit Sch orangars und Lagors Hilfe werden wir noch ein zweites Mal in den Palast eindringen, schon morgen Nacht. Gebe Saadh, dass dir der König bis dahin kein Leid tut, denn es ist uns nicht möglich, früher zu kommen.
Also sei guten Mutes und versuche, mit irgendeinem Trick den König solange davon abz uhalten, dich umzubringen. Erzähl’ ihm meinetwegen ein Märchen von deinen angeblichen Helfern und von einer Gefahr, die ihm noch droht und die nur du abwenden kannst. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um dir zu helfen.“
Reven schwieg eine Weile, aber Vanea las in seinen Gedanken, dass er fürchtete, unter der Folter die Wahrheit zu gestehen.
„Sei unbesorgt!“ sagte sie daher. „Jetzt, wo du mir den Zugang zu dir gestattet hast - weiter vielleicht, als es dir selbst bewusst ist - werde ich dich schützen können. Ruf mich, wenn du in Gefahr bist. Ich habe die Macht, dir dein Bewusstsein für kurze Zeit zu nehmen. Du wirst immer dann ohnmächtig werden, wenn deine Widerstandskraft nicht mehr ausreicht. Und nun „Auf Wiedersehen“, Reven. Es kostet mich viel Kraft, die Verbindung über eine so weite Strecke zu erhalten. Doch sei unbesorgt! Ich werde den Kontakt nie ganz abreißen lassen.“
„Danke, Vanea!“ sagte Reven schlicht. „Und grüße mir meinen Bruder!“ Dann spürte er, wie sich Vanea aus seinen Gedanken zurückzog.
Reven war unendlich erleichtert. Nicht nur, dass Vanea ihm Trost und Kraft gespendet hatte, auch die Hoffnung war wieder in ihm erwacht. Zwar war er voll Sorge über das gewagte Unternehmen der Freunde, doch sein Selbsterhaltungstrieb konnte die Hilfe nicht ablehnen, die sich ihm dort bot. So schlief er nun doch beruhigt ein.
Aber Vanea hatte Reven mehr versprochen, als im Augenblick in der Macht der Freunde stand. Denn das einzige, was für Yorn feststand, war, dass er auf jeden Fall versuchen würde, den Bruder zu retten. Zwar stimmte es, dass die Sperren an den Toren aufgehoben waren, und schon zog eine gut bewaffnete Truppe Antaren dem Gefangenentransport entgegen, um die Niveder zu befreien. Die Kunde davon musste spätestens am übernächsten Tag nach Blooria gelangen.
Von da an würde die Bewachung sofort wieder verstärkt werden. Auch würde der König bald Nachricht davon erhalten, dass überall Sklaven geflohen waren. Das würde ihn wohl sofort darauf stoßen, dass irgendetwas nicht stimmte. Dass er dann nicht nachsah, ob sein Schatz unversehrt war, konnte kaum erwartet werden.
Doch sobald er die Vernichtung des Herzens entdeckte, würde ganz Blooria einem aufg eschreckten Ameisenhaufen gleichen. Das aber hatte Vanea Reven nicht
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