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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Schultern strafften sich. „Nein, Reven, nein! Ich kann jetzt keinen Rückzieher machen. Wenn man mir auch Glauben schenkt, meinst du, die Niveder werden einem Feigling folgen? Welchen Sinn hat dann noch die Verheißung? Hier und jetzt muss es sich entscheiden, ob Phyrras' Geschichte wahr ist und es der Wunsch der Götter ist, dass ich das Volk der Antaren in die Freiheit führe. Dir wird nichts geschehen, auch wenn ich unterliege. Tötet mich Kandon, so zeige ihnen das Königsmal auf meiner Brust und gib Nith die Karte. Erzähle ihnen von Phyrras und wie der Vater ihn fand. Dann wird man dich gehen lassen. Doch nun lass‘ das Schicksal seinen Lauf nehmen. Ich lege mein Leben in die Hände der Götter.“
    Er trat vor und streckte seinem Gegner die gefesselten Hände hin. „Mach mich los“, sagte er, „und dann lass’ uns beginnen! Saadh, der Gewaltige, wird mein Leben vor dir schützen, wenn es sein Wille ist.“
     
    „Du hast viel Mut, Yorn vom Fluss!“ sagte Kandon und löste die Riemen an Yorns Handgelenken. „Wenige Männer noch sah ich, die es wagten, sich mir entgegenzustellen. Doch kein Gott stand ihnen bei, und da sie Feinde waren, starben sie unter meinen Händen. Doch bei dir weiß ich nicht, ob du ein Feind bist und dein Tod der Wille Saadhs ist, oder ob du mir nur unterliegst, weil du mir nicht gewachsen bist. Daher wird es mir nicht leicht werden, dich zu töten, denn dein Herz könnte rein sein und dann wäre ich zum Mörder an einem Stammesbruder geworden. Doch du selbst hast es so gewollt, und ich darf mich dem Spruch Niths nicht entgegenstellen.“
     
    In Kandons blassblauen, gutmütigen Augen stand Bedauern, und er sah wenig glücklich aus. Man konnte sehen, dass ihm seine Aufgabe alles andere als Spaß bereitete.
     
    Yorn reichte ihm die Hand. „ Wenn ich dir unterliege, Kandon, war es der Wille der Götter, glaube mir! Darum zögere nicht zu tun, was dir aufgetragen wurde, denn ich entbinde dich von jeder Schuld. Ich war es, der Saadhs Entscheidung verlangte, und so bist du nur ein Werkzeug des Gottes, durch das er seinen Willen kundtut. Lass’ mich nur ein wenig das Blut in den Armen zum Fließen bringen, dann können wir beginnen.“
     
    Yorn rieb seine Handgelenke und spürte nach einer Weile, dass er nun seine Hände wieder gebrauchen konnte. Als er nun seine lederne Tunika abwarf, verstummte das Raunen der umstehenden Niveder. Nur mit dem ärmellosen Hemd aus leichter Wolle bekleidet, schritt er in die Mitte des Platzes. Kandon folgte ihm.
     
    „Willst du dein Hemd nicht auch ablegen?“ fragte er Yorn. „Bedenke, dass ich dich leichter fassen kann, wenn du es anbehältst.“
     
    „Ich möchte es nicht ausziehen“, antwortete Yorn. „Ich habe eine kaum vernarbte Wunde auf der Brust. Vielleicht schütz das Hemd sie ein wenig vor deinem Griff.“
     
    Kandon sah ihn verständnislos an. „Ich weiß zwar nicht, was das dünne Zeug da bringen soll“, meinte er, „aber wenn du es so willst - mir ist es gleich.“
     
    Nith gab das Zeichen zum Beginn, und sofort stürzte sich Kandon auf Yorn, der ihm jedoch geschickt auswich. Flink stellte er seinem Gegner ein Bein, und Kandon stürzte zu Boden. Wie der Blitz saß Yorn auf Kandons Rücken und schlang seinen Arm um die Kehle des Gegners. Doch Kandon löste sich mit einem gewaltigen Ruck aus der Umklammerung, und dann flog Yorn im hohen Bogen in den Staub. Mit einem Satz wollte Kandon sich wieder auf ihn werfen, doch Yorn hatte sich schnell zur Seite gerollt, so dass Kandon statt auf ihm neben ihm auf dem Boden landete. Wieder versuchte Yorn, seinen Gegner zu umklammern, um ihm die Luft abzuschnüren.
    Aber diesmal war Kandon schlauer, und sein schwerer Körper fiel mit Wucht auf Yorn ni eder. Das gewaltige Gewicht Kandons preßte die Luft aus Yorns Lungen, und nun griffen auch noch die großen Pranken des Hünen nach seinem Hals. Schon wallten rote Nebel vor Yorns Augen, als die Todesnot noch einmal alle Kräfte in ihm mobilisierte. Mit übermenschlicher Anstrengung riss er die Hände Kandons von seiner Kehle. Dabei verfingen sich Kandons Finger in Yorns Hemd. Mit einem hässlichen Geräusch zerriss der dünne Stoff, und einer von Kandons Fingernägeln zog eine blutige Strieme von Yorns Hals bis zu seiner linken Schulter.
    Schon wollte Kandon wieder zugreifen, um seinen halb besinnungslosen Gegner nun vol lends zu töten, als er plötzlich wie erstarrt innehielt. Seine Hände sanken herab, und wie im Traum erhob er sich von

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