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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Yorns Körper, während sein Blick wie gebannt an dessen Brust hing.
     
    „Was ist los? Warum tötest du den Verräter nicht?“ rief Nith herüber und stand von seinem Sitz auf.
     
    „Das Mal! Er trägt die Königsnarben!“ antwortete Kandon heiser, ohne seinen Blick von Yorn zu lösen.
     
    „Die Königsnarben?“ fragte Nith verblüfft und kam über den Platz gelaufen. „Wie kommt dieser Jüngling an die Königsnarben?“
     
    „Weil er der Sohn Waskors, des Hochkönigs ist!“ rief Reven da laut. Er riss sich aus den Händen seiner Bewacher los und eilte auf Yorn zu. „Und wenn ihr noch mehr Beweise braucht, schaut in das Futter seines Sattels. Dort werdet ihr ein weiteres Zeichen dafür finden, dass ihr gerade dabei wart, die Freiheit der Antaren für immer zu begraben.“
     
    Nith und Kandon standen wie vom Donner gerührt. Auch die anderen Niveder waren stumm vor Überraschung.
     
    „Waskors Sohn!“ Voll grenzenlosen Erstaunens schaute Nith auf Yorn nieder, der sich wieder zu regen begann. „Er könnte es sein!“ murmelte der Priester. „Yorn war der Name des Knaben, den Elia Waskor geboren hatte. Und dieser Sohn müsste jetzt das Alter dieses jungen Mannes haben. Doch langsam, langsam! Das will genau geprüft sein. Viel zu viel hängt von der Echtheit dieser Entdeckung für unser Volk ab.“ Er hob den Blick von Yorn und sagte zu Kandon: „Bringe sie ins Versammlungshaus. Ich werde nach dem zweiten Beweis sehen, den wir unter dem Sattel finden sollen.“ Damit eilte er davon, begleitet von einigen Nivedern.
     
    Während Kandon Revens Fesseln löste, war Yorn wieder zu sich gekommen und versuchte, sich aufzurichten. Doch da sprang der Hüne zu, hob ihn auf seine Arme und trug ihn zum Versammlungshaus hinüber. Hätte Reven nicht gewusst, wie schwer Yorn war, hätte ihn die Leichtigkeit, mit der das geschah, nicht so in Erstaunen versetzt. So aber wunderte er sich darüber, dass Yorn in Kandons Armen nicht mehr Gewicht als ein Bund Stroh zu haben schien.
    Doch diese Demonstration von solch gewaltiger Kraft war nicht gerade dazu angetan, R evens Sorge um Yorn zu zerstreuen. Konnte man wissen, ob dieser Koloss den Bruder nicht vielleicht doch noch umbrachte? Schließlich hatte Kandon vorhin keine Sekunde gezögert, seinem Gegner ans Leben zu gehen. Entschlossen folgte Reven in das Versammlungshaus. Er glaubte zwar nicht, dass Yorn im Augenblick noch Gefahr drohte, aber es konnte nicht schaden, ein wachsames Auge auf ihn zu haben. Im Versammlungshaus ließ Kandon Yorn auf einige der Sitzkissen nieder, die rings um die Halle auf dem Boden lagen.
    Hätte Yorn Kenntnis von der Vergangenheit seines Volkes gehabt, so wäre ihm  die Äh nlichkeit dieser Halle mit der in der nun verlassenen Veste der Niveder offensichtlich geworden. Nur war diese Halle hier viel kleiner und schmuckloser als die in Coramsaadh.
    Kandon folgte Revens und Yorns Blicken, die staunen d über die Wände der Halle glitten. Prachtvolle Waffen und anderes Kriegsgerät hingen auf kunstreich gewebten Teppichen und kostbaren Pelzen. An der Kopfwand jedoch hing nur eine einzige Waffe: ein Schwert, lang und mit schmaler, schimmernder Klinge, in der sich das durch das Flechtwerk der Fenster schimmernde Sonnenlicht fing.
     
    “Waskors Schwert!“ Kandons Stimme hatte einen ehrfürchtigen Klang. „Man brachte es hierher, und seit dieser Zeit ist es unser kostbarster Schatz, die Erinnerung an die verlorene Freiheit.“
     
    Als würde er von der Waffe magisch angezogen, erhob sich Yorn und wollte darauf zugehen. Doch Kandons schwere Hand legte sich auf seine Schulter.
     
    „Nein, Herr!“ sagte er. „Niemand als Nith darf die Waffe berühren. Sie ist ein Heiligtum und wartet hier auf den Tag, an dem die Antaren zu ihrem letzten, entscheidenden Kampf aufbrechen. Nur der von den Göttern Erwählte darf sie führen. Jedem anderen, der es ergreift, verbrennt es die Hand und ihm droht der Tod!“
     
    „Aber es ist das Schwert meines Vaters!“ rief Yorn erregt. „Soll mir, seinem Sohn, versagt sein, das einzige Ding zu betrachten, das ich je von ihm sah?“
     
    „Wenn du wirklich Waskors Sohn bist, wird Nith die Wahrheit bald erkennen“, sagte Kandon und drückte Yorn wieder auf die Kissen zurück. „Ruh' dich ein wenig aus, Herr. Meine Hand hat schwer auf dir gelastet, und noch sind deine Kräfte nicht zurückgekehrt. Ich bete zu den Göttern, dass Reven und die Zeichen auf deiner Brust die Wahrheit sprachen, denn dann mögen

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