Das Orakel von Atlantis
vorstellen kannst. Auch Monster wie dieser eine Vampir.«
»Kanntest du ihn?«
»Ja, er gehört schon seit einiger Zeit zu meinen speziellen Feinden. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, ihn auszuschalten. Vielleicht packen wir es bald.«
Georgis schüttelte den Kopf. »Einen Optimismus hast du, der ist ja schon einmalig«
»Den brauche ich auch«, erwiderte ich und schaute an der hohen Treppenstufe hoch.
»Willst du da hinauf, John?«
Ich nickte. »Wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben.«
»Wie viele Stufen sind es denn?« wollte er wissen.
»Ich habe sie nicht gezählt.«
Georgis schaute skeptisch hoch. »Das kostet Kraft, wenn ich mir das so ansehe.«
»Sicher«, sagte ich, faßte den Rand der ersten Stufe, führte eine Art Klimmzug aus und zog mich in die Höhe. Es war relativ leicht, auf die nächst höher gelegene Stufe zu gelangen, und ich wartete, bis der Grieche mir folgte.
Auch er schaffte es ohne Hilfe.
Schweigend nahmen wir die nächsten Stufen in Angriff. Immer mußten wir klettern, und als wir fünf zurückgelegt hatten, kam es mir vor, als wären sie höher geworden.
Georgis atmete schwer. »Verflixt!« keuchte er und wischte über seine Stirn. »Das geht an die Kondition.«
»Ich dachte, du hättest so viel davon.«
»Wohl nur bei den Mädchen.« Er schaute mich plötzlich starr an und schüttelte den Kopf.
»Was hast du?« fragte ich ihn.
»Mir ist gerade eingefallen, daß ich dich fast erschossen hätte, John.«
»Vergiß es.«
»Nein, nein, das kann ich nicht.« Er senkte seine Stimme. »Mein Gott, ich muß wie von Sinnen gewesen sein.«
»Es waren die Umstände«, erwiderte ich automatisch, während ich hochschaute und dabei versuchte, ein Ziel zu erkennen. Nichts zu sehen. Die hohen Stufen schränkten mein Blickfeld zu sehr ein. Ich wußte nicht, wo wir, wenn wir die Treppe hinter uns gelassen hatten, einmal landen würden.
»Weiter geht's!« forderte ich meinen Partner auf. »Nur nicht aufgeben, das ist es.«
»Hast du wirklich keine Ahnung wo wir sind, John?«
»Nein.«
»Auch keine Vermutung?«
Ich lächelte. »Was nutzt es uns, wenn ich dir meine Vermutungen und Theorien ausbreite. Du würdest sowieso nur durcheinanderkommen. Deshalb wollen wir über dieses Thema nicht erst nachdenken. Komm endlich weiter.«
Wir kletterten wieder. Es fiel uns jetzt schwerer. Zweimal mußte ich Georgis helfen, weil er wieder abgerutscht war.
»Sei vorsichtig«, sagte ich ziemlich barsch. »Wenn du dir ein Bein verstauchst, sieht es böse aus.«
»Ja, ja, ich werde schon achtgeben.«
Gezählt hatte ich die Stufen nicht. Vielleicht waren es zehn oder elf, auf jeden Fall war ich angenehm überrascht, als ich plötzlich eine Plattform vor mir sah.
Wir hatten die letzte Stufe hinter uns gelassen.
Mein Blick glitt nach vorn. Die Augen wurden groß, denn ich sah die Grenze der Plattform.
Es war eine gewaltige Wand. Aus mächtigen Quadern hatte man sie gebaut. Diese Quadrate aus Stein waren nebeneinander und übereinander gelegt worden, und ich vernahm hinter mir die keuchende und flüsternde Stimme des jungen Griechen.
»Was ist das denn?«
Er hatte dasselbe gesehen wie ich. Aber er konnte von mir auch keine Antwort bekommen, denn die Wand vor uns war nicht leer. Etwas zeichnete sich innerhalb der Steine ab.
Es waren dieselben Hände, die ich aus dem Wasser steigen gesehen hatte. Nur diesmal wesentlich kleiner. Noch immer berührten sich fast die Gelenke, und die Hände waren auch geöffnet wie ein Kelch, dessen Wände etwas beschützen und umfassen wollten.
Ich sah den Gegenstand, der zwischen ihnen schwebte. Sehr gut kannte ich ihn und ich hätte ihn für mein Leben gern besessen. Es war der Würfel des Unheils.
Diesmal der echte!
***
Minutenlang konnte ich mich von dem Bild nicht lösen. Es hatte einfach einen zu großen Eindruck auf mich hinterlassen, denn was sich hier in verkleinerter, normaler Form zeigte, hatte ich bereits in einer überdimensionalen gesehen. Dieser hier war realistisch. Der Würfel schimmerte seltsam hell zwischen den beiden Händen. Er verschwand fast darin, und ich sah auch die Schlieren, die sich innerhalb der Seiten bewegten und zitterten. Eigentlich durfte es für mich keine große Überraschung sein, den Würfel hier zu sehen, schließlich war es Vampiro-del-mar gelungen, ihn an sich zu reißen. Er schien es aber nicht geschafft zu haben, ihn unter seine Kontrolle zu bekommen, denn auf das Schiff war er ohne Würfel gekommen. Welche
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