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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Blutmondgebirge, würden sie schon längst den Han gehören.”
    Maura stieß ihm kräftig mit dem Ellbogen in die Seite. Auch wenn sie diesen Mann aus ganzem Herzen liebte, hieß das noch lange nicht, dass er nicht weiterhin ab und zu ihre Geduld auf eine harte Probe stellte.
    Sie schenkte dem finster blickenden Schmuggler ein Lächeln. “Sagt, gibt es noch etwas, das die Han von den Inseln fernhält?”
    “Aye. Über den Gewässern rund um die Inseln liegt ein mächtiger Zauber. Die Gegenwart von Metall wird erspürt und, wenn es zu nahe kommt, verschlungen. Die Han waren klug genug, nach dem Verlust einiger Schiffe einen weiten Bogen um die Inseln zu machen.”
    “Natürlich”, murmelte Maura und wunderte sich, warum sie nicht selbst auf die Idee gekommen war.
    “Und wie kommen wir dann zu den Inseln, ohne von der See verschluckt zu werden?”, fragte Rath. “Besitzt Captain Gull ein Schiff, das von Stricken zusammengehalten wird?”
    Maura fuhr herum und warf ihm einen bösen Blick zu. Solches Draufgängertum war letzte Nacht von Nutzen gewesen, um die Schmuggler für ihren Plan zu gewinnen. Jetzt allerdings würde sie ein wenig Höflichkeit weiterbringen.
    Plötzlich vernahmen sie hinter sich Captain Gulls Stimme. “Bald werdet Ihr sehen, womit mein Schiff zusammengehalten wird, Landratte. Falls Ihr klug genug seid, Eure Waffen und anderes Metall zurückzulassen. Wenn ja, dann kommt. Ihr habt durchs Reden bereits viel zu viel Zeit verschwendet.”
    Maura drehte sich um. Doch sie entdeckte keine Spur von der farbenprächtigen Gestalt, die letzte Nacht ihren Tod befohlen hatte. Stattdessen stand nur ein graubärtiger, in zerlumpte Kleider gehüllter alter Mann neben Nax. Sein Gewand sah aus, als wäre es mit einem Wasser abweisenden Zauber verwebt worden. Ihr weiches Herz fühlte sich zu ihm hingezogen, weil ein mitleiderregender Buckel eine seiner Schultern entstellte. Während sie noch hinsah, schien der Höcker anzuschwellen und zu zucken. Maura wurde übel.
    Da brach Rath in hämisches Gelächter aus. “Diese Verkleidung täuscht keinen, Gull. Außer Ihr bringt Eurer Katze bei, sich nicht zu bewegen.”
    Maura schalt sich insgeheim eine leichtgläubige Närrin.
    Der Schmuggler machte eine spöttische Verbeugung. “Keine Sorge, Landratte. Die Wachen am Kai sind so daran gewöhnt, mich vorbeischlurfen zu sehen, die würden es noch nicht einmal bemerken, wenn Abri mir unter dem Mantel von der Schulter fiele. Beim Gedanken, Euer Mädchen an ihnen vorbeizuschmuggeln, fühle ich mich viel unwohler. Es braucht mehr als ein Paar Hosen, um sie wie einen richtigen Knaben aussehen zu lassen.” Er schenkte ihr ein Lächeln, das wohl Bewunderung ausdrücken sollte. Sein falscher Bart und mehrere geschwärzte Zähne erhöhten noch die Wirkung.
    Rath ließ eine Hand auf Mauras Schultern ruhen. “Ich habe ihr schon gesagt, sie soll hinter mir bleiben.”
    “Mach dir mal um mich keine Sorgen!” Auch wenn Maura wusste, dass er es nur gut meinte, ärgerte sie Raths ausgeprägter Beschützerinstinkt manchmal. “Wenn ich eine Dosis Hundertblüten nehme, werden die Wachen am Kai mir genauso wenig Aufmerksamkeit schenken wie damals die Garnison in Windleford.”
    “Hundertblüten?”, murmelte Gull nachdenklich. “Ihr seid eine Zauberin?”
    Maura nickte und klopfte auf ihren Schultergürtel. “Deswegen kann ich den hier nicht zurücklassen. Ihr habt mein Wort, dass er kein Metall enthält. Aber jetzt, nachdem wir von dem Abwehrzauber rund um die Inseln wissen, wird mein Begleiter Euch gerne seine Waffen übergeben.”
    “Von wegen
gerne”
, brummte Rath.
    Doch Maura hörte, wie er seinen Schwertgürtel abschnallte und auf die Matratze warf. Dann stieß er sein Messer tief in das Holz des Türpfostens. Maura ahnte, wie wehrlos er sich nach der Übergabe seiner Waffen fühlen musste. “Du wirst noch sehr froh sein, dass wir nicht im Meer des Zwielichts ertrinken.”
    “Jetzt kommt, Landratten”, Captain Gull stand schon im Gang, “oder wir werden heute Morgen nicht mehr in See stechen!”
    Maura nahm Raths Hand. Sie spürte eine kribbelnde Erregung im Bauch bei der Vorstellung, dass sie bald schon über den weiten Ozean segeln würde!
    Als das kleine Fischerboot vom Kai abstieß, hatte Rath endlich das Gefühl, wieder frei atmen zu können. Unter den prüfenden Blicken der hanischen Kaiwächter vorbeizumarschieren und nicht das kleinste Messer zu seinem und Mauras Schutz bei sich zu tragen, war eine der

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