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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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so schnell Ihr könnt, fertig.”
    Obwohl Eile angesagt war, nahm Rath Maura noch rasch in die Arme. “Ich habe dir eben doch nicht wehgetan, oder?”
    Als sie ihm versicherte, dass sie sich nur wegen des jähen Erwachens in völliger Dunkelheit erschreckt hätte, fluchte er. “Ich hasse es, nicht zu wissen, wo ich bin, wenn ich aufwache. Es geschieht nicht oft, aber wenn, versetzt es mir einen furchtbaren Schrecken und ich schlage auf jeden ein, der sich in diesem Augenblick in meiner Nähe befindet.” Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. “Ich flehe um Vergebung!”
    “Du hast sie, für immer und ewig.” Sie schmiegte sich noch ein wenig länger an ihn, dann wandte sie sich ab und begann, das Bündel auseinanderzufalten.
    “Kleidung, schätze ich.” Rath griff nach einem Hemd, das seine Größe zu haben schien, und zog es über. “So ähneln wir nicht gar zu sehr den Landratten.”
    Maura hob eine kleinere Kniehose hoch. “Und mich erkennt man nicht so schnell als Frau. Wie zieht man denn das hier an?”
    Mit Raths Hilfe legte sie die Knabenkleider an und versteckte dann ihren Zopf unter einer engen Kappe. Und da sie nicht wussten, ob man ihnen irgendein Frühstück servieren würde, aßen sie schnell etwas von dem übrig gebliebenen Essen vom Vorabend.
    “Wenigstens können wir jetzt sicher sein, dass es nicht vergiftet ist”, neckte Maura Rath, der gierig einige kalte Fischpasten verschlang.
    Er antwortete mit einem drohenden Knurren, das Maura aber nur zum Lachen brachte. Danach hob er die Kerze und musterte Maura mit kritischem Blick. “Sollten wir auf irgendjemanden treffen, der Ärger macht, bleib hinter mir. Bei näherem Hinsehen wirst du niemanden täuschen können.”
    Er wickelte gerade ihre eigenen Kleider zu einem Bündel zusammen, als es wieder an der Tür klopfte und Nax sie aufstieß, ohne lange auf ein “Herein” zu warten. “Seid Ihr fertig?”
    “Aye.” Rath klemmte das Kleiderbündel unter den Arm und bat Maura, die Kerze zu nehmen.
    “Halt!” Nax deutete auf Raths Schwertgürtel. “Den müsst Ihr hierlassen. Und auch die Kleider.” Als Rath laut protestierte, deutete der Mann mit dem Kopf auf Mauras Schultergurt. “Und das da. Runter damit.”
    “Verdammt will ich sein, sollte ich unbewaffnet gehen!”, schrie Rath.
    Maura holte schnell etwas Spinnenseide aus einer der Taschen. Schon einmal hatte ein Feind ihr ihren Schultergurt genommen und sie hatte keine Lust, jemals wieder derart wehrlos zu sein.
    “Captain Gull ist es egal, ob Ihr bewaffnet seid oder nicht”, meinte Nax, “solange die Waffen nicht aus Metall sind. Das wäre unser Verderben.”
    Die Art, wie die beiden Männer sich anstarrten, ließ Maura fürchten, sie könnten jeden Moment eine Schlägerei beginnen, wenn sie nicht davon abgehalten wurden. Sie bekämpfte ihren tief verwurzelten Instinkt, jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen, und mischte sich in ihren Streit ein.
    “Metall bringt Euch Verderben? Was heißt das? Die Waffen meines Gefährten verfügen über keinen Todeszauber, das verspreche ich Euch.”
    “Verzeiht, Mistress”, schüttelte Nax den Kopf. “Aber das reicht nicht.” Über Mauras Schulter hinweg starrte er Rath an beharrlich und eindringlich.
    “Reicht nicht wofür?”, hakte Maura nach. “Verzeiht unsere Unwissenheit – wir sind Landratten, vergesst das nicht.”
    Und er hatte es mit Sicherheit nicht vergessen, so oft, wie er sie voller Verachtung betrachtet hatte. Ob alle Küstenbewohner Umbrias auf die Landratten herabsahen? So, wie die Leute des Diesseitslands alle Menschen von der Küste für Schmuggler und Piraten hielten? Und das Volk aus Norest sich über die derbe Sprache und die rauen Manieren der Tarshites lustig machte? Die Umbrianer müssten zuerst einmal alle diese Vorurteile vergessen und sich zusammentun, bevor sie hoffen konnten, das hanische Joch abzuwerfen.
    “Wisst Ihr es wirklich nicht?” Er betrachtete sie zweifelnd. Glaubte er wirklich, Rath würde sich aus Sturheit oder Arroganz seiner Anweisung widersetzen?
    Maura schüttelte den Kopf.
    “Es sind die Inseln, versteht Ihr?”, erklärte Nax. “Wisst Ihr nicht, warum die Han sie nicht zusammen mit dem Rest des Königreiches erobert haben?”
    “Ich habe gehört, die Gewässer seien trügerisch. Die Han sind nicht gerade die besten Seeleute.”
    “Die Inseln besitzen nichts, was die Han haben wollen”, schnappte Rath. “Wenn sie mit Metall und Edelsteinen überhäuft wären wie das

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