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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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was, Ihr müsst nur rufen.”
    Dieses freundliche Angebot beruhigte Rath keineswegs, sondern bestätigte nur seinen Verdacht, dass einer von Gulls Männern draußen vor der Tür Wache stehen würde. Er konnte nur hoffen, die gemütliche Strohmatratze würde in Maura keine erotischen Anwandlungen wecken. So sehr er sie auch begehrte: Den Gedanken, jemand könnte sie beim Liebesspiel belauschen und selbst begehrlich an Maura denken, konnte er nicht ertragen.
    Nax stellte das Tablett auf einen niedrigen Tisch. Als er gegangen war, stürzte Maura sich sofort auf das Essen.
    “Warte einen Augenblick!” Rath packte ihre Hand, mit der sie sich gerade eine Art Brötchen in den Mund schieben wollte. “Woher weißt du, dass das nicht vergiftet ist?”
    “Sei nicht albern.” Maura riss sich los, und bevor er sie davon abhalten konnte, nahm sie einen Bissen. “Wenn Captain Gull uns töten wollte, müsste er keinen solchen Aufwand betreiben. Er hätte nur seinen ersten Befehl aufrechterhalten müssen.”
    “Oder seinen zweiten”, murmelte Rath. Wie konnte sie über kaltblütige Morddrohungen sprechen, als handele es sich um eine Lappalie?
    “Stimmt.” Maura schluckte ihren Bissen hinunter. “Es wäre doch völlig unsinnig, zuerst zu behaupten, er wolle uns zu den Vestanischen Inseln bringen, und dann ausgezeichnetes Essen zu verschwenden, um uns zu vergiften.”
    Sie schaute auf ihre linke Hand, die noch immer zur Faust geballt war. “Ich sollte diesen Irrsinnsfarn besser abwaschen, bevor ich mir selbst noch schade.”
    Ihr Ton erinnerte Rath an die sanfte Schelte, die er immer von seiner Großmutter zu hören bekommen hatte, als er noch klein war. Wahrscheinlich hatte Maura recht. Doch wenn es um ihre Sicherheit ging, war er einfach übermäßig vorsichtig.
    Er nahm eine knusprige Pastete in die Hand und schnupperte misstrauisch daran. “Riecht nicht verdächtig, denke ich.”
    Maura schüttelte leise lachend den Kopf und wusch sich die Hände in einem neben dem Bett stehenden kleinen Becken. “Ich denke, das Essen ist genauso wenig vergiftet wie der Gerstenbrei, mit dem ich dich in der Nacht in Langbards Hütte fütterte.”
    Rückblickend erschien es Rath ziemlich dumm, dass er sie und ihren freundlichen zauberkundigen Vormund des Verrats verdächtigt hatte. “Das war etwas anderes”, knurrte er und probierte von der Pastete, die sich als eine schmackhafte Mischung aus Fisch und Gemüse herausstellte. “Eigentlich hatte ich ja gar keinen Grund, euch nicht zu glauben, doch die Han haben mir Misstrauen gegenüber all denen eingepflanzt, die sich der Zauberei bedienen. Aber denk an meine Worte: Einem Burschen wie Gull zu trauen, ist der beste Weg, getötet zu werden.”
    Eigentlich hatte er nur diesen einen winzigen Bissen schlucken und abwarten wollen, ob er ihn krank machte. Als Rath jetzt auf seine Hand schaute, musste er feststellen, dass er die gesamte Pastete verschlungen hatte.
    “Ich denke daran.” Maura stahl sich hinter ihn, schlang die Arme um seine Taille und presste die Wange an seinen Rücken. “Zu Anfang habe ich dir genauso wenig vertraut wie du mir, erinnerst du dich? Ich war überzeugt, du würdest Langbard und mich auf der Straße nach Prum im Schlaf ermorden. Wie sich herausstellte, hätte ich mich nicht mehr irren können. Wenn ich mich jetzt also vor gefährlich aussehenden Männern nicht mehr so in Acht nehme, liegt das an dir.”
    Schlimm genug, dass sie recht hatte. Musste sie ihn daran erinnern, dass er derjenige gewesen war, der sie diesen gefährlichen Leichtsinn gelehrt hatte? Er wiederholte, was er ihr damals gesagt hatte, nachdem sie ihn mit List dazu gebracht hatte, den Gerstenbrei zu essen. “Na gut, wenn das Essen vergiftet und das Zimmer eine Falle ist, ist es sowieso vorbei. Dann können wir auch mit vollem Bauch und ausgeschlafen sterben.”
    “Fehlt da nicht noch etwas?”, fragte Maura und ließ die Hand unter seine Weste gleiten.
    Rath sah zur Matratze hinüber. Vielleicht, wenn sie ganz, ganz leise waren …?
    Ein Hämmern an der Tür riss Maura aus tiefem Schlaf. Rath schlug mit den Armen wild um sich. Ein Lichtstrahl fiel auf sie und eine tiefe, heisere Stimme schrie: “Zeit zum Aufstehen! Seefahrer können es sich nicht leisten, wie Landratten stundenlang im Bett zu liegen.”
    Irgendjemand, der Stimme nach Nax, brachte eine kleine Kerze herein und stellte sie auf den Tisch.
    “Nehmt das”, er warf ein dickes, weiches Bündel auf die Matratze, “und macht Euch,

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