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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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empörten Blick zu. “Da draußen ist unser Feind! Wir haben nichts getan, als Euch unsere Hilfe anzubieten!”
    Der Schmuggler betrachtete die Katze auf seiner Schulter und richtete seine folgenden Worte an sie. “Aber ist unser Feind wirklich
nur
da draußen? Das frage ich mich. Oder hatte ich mit meinem ersten Urteil über dieses Paar doch recht – als ich glaubte, sie wären Spione der Han? Vielleicht sollten wir die beiden besser über Bord werfen.”
    “Gull”, knurrte Rath, “für so etwas habt Ihr jetzt keine Zeit. Wenn wir Spione wären, wären wir längst ins Wasser gesprungen. Ich bin keine guter Schwimmer, aber ich könnte mich über Wasser halten, bis mich die Han herausfischen, statt hierzubleiben und mich von ihren Kriegsschiffen in Stücke hauen zu lassen!”
    Auf seine Worte hin war es einen Moment lang still und Maura kam eine Idee. Ohne lange über ihre eigene Unerfahrenheit, was die Seefahrt betraf, nachzudenken, ergriff sie die Chance, gehört zu werden, und platzte damit heraus. “Dreht auf die Han zu!” schrie sie. “Ihr sagtet, mit dem Wind im Rücken seien sie zu schnell für Euch. Aber die Phantom ist beweglich und kann gegen den Wind segeln. Beweist es!”
    Die Zeit schien stillzustehen, als Gull einen Schritt auf sie zu machte und den Mund öffnete. Maura dankte dem Allgeber, dass es keine Metallwaffen an Bord der Phantom gab. Sie fürchtete, wenn Gull ein Schwert gehabt hätte, hätte er sie jetzt damit durchbohrt. Und das nur, weil sie es gewagt hatte, ihm vorzuschlagen, was er mit seinem Schiff tun sollte.
    Die Worte, die dann allerdings aus Gulls Mund kamen, hatte sie am allerwenigsten erwartet. “Ihr habt das Mädchen gehört! Wendet und schießt zwischen den Galeeren hindurch. Das dürfte die Han überraschen.”
    Die Mannschaft tat wie geheißen und langsam schwenkte die Phantom herum und segelte auf die Erzflotte zu.
    “Captain”, rief der Mann, der Maura festhielt. “Heißt das, dass wir die zwei loslassen können?”
    Gull sah von Maura zu Rath und wieder zurück. Dann nickte er. “Aber behaltet sie im Auge und packt sie, sollten sie Anstalten machen, über Bord zu springen. Wenn das hier schiefgeht, bringe ich sie mit meinen eigenen Händen um, das schwöre ich.”
    Rath befreite sich von den beiden großen Matrosen, die nötig gewesen waren, um ihn festzuhalten, und zog Maura in seine schützenden Arme.
    “Ein kühner Plan, Liebste!”, lachte er leise. “Ein Befehl wie von …”
    “Ich weiß”, flüsterte Maura, aber der Scherz konnte sie im Moment überhaupt nicht amüsieren. “Wie von einer wahren Gesetzlosen.”
    “Nein.” Rath schüttelte den Kopf und zog ihre Hand an seine Lippen. “Ich wollte sagen, ein Befehl wie von einer wahren
Königin.”
    Es war ein kühner Plan. Rath presste voller Bewunderung die Lippen auf Mauras Hand. Aber würde er funktionieren? Die Phantom war klein im Vergleich zu den monströsen Schiffen, die auf sie zuhielten. Die Mannschaft war noch nicht einmal bewaffnet, um ein Entern verhindern zu können. Und wenn die Phantom zwischen zwei dieser großen Eisenrümpfe geriet, würde sie einfach zerquetscht werden.
    “Oh Rath”, Maura umklammerte seine Finger so fest, dass er fast aufschrie, “was habe ich getan?”
    “Nur, was du tun musstest und um was du mich gebeten hast.” Um ihretwillen schob Rath all seine Zweifel beiseite. “Dem Allgeber und unserem Schicksal vertraut.”
    “Aber wenn …”
    Rath wusste genau, was sie empfand. Die Last, die Führung übernommen zu haben, drückte sie nieder, die Furcht, eine falsche Entscheidung könnte nicht nur sie selbst ins Unglück stürzen. Er wusste keinen Rat, schließlich hatte er selbst nie gelernt, dieses Gefühl zu überwinden. Das Einzige, was man tun konnte, war, es zu ignorieren, bis die Krise vorüber war.
    Er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. “Jetzt haben wir keine Zeit für Zweifel. Außerdem ist es zwar deine Idee, aber Gull hat entschieden. Ich halte ihn nicht für einen Mann, der schlechte Ratschläge annimmt, wenn es um sein Schiff und seine Mannschaft geht. Er muss wirklich glauben, dass wir eine Chance haben.”
    Vielleicht hatte er aber auch nur beschlossen, da keine Hoffnung auf Flucht bestand, lieber bei einem großartigen Angriff auf die Erzflotte ums Leben zu kommen. Rath erinnerte sich an den Tag, als er sich einer ganzen Horde hanischer Krieger hatte stellen müssen, und daran, wie erstaunt er gewesen war, als sie einfach an ihm

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