Das Orakel von Margyle
gebührte.
“Gut gemacht, Landratte!”, brüllte Captain Gull.
Rath nahm Maura bei der Hand und sie sahen sich fragend an. Hatten diese kleinen Bündel Irrsinnsfarn tatsächlich die Galeeren zum Zusammenstoß gebracht? Vielleicht würden sie es nie erfahren, doch für den Augenblick war Rath breit, es zu glauben. Als würde der Wind mit einem Mal aus einer günstigeren Richtung kommen, schien eine neue Kraft über das Deck der Phantom zu fegen.
“Haltet weiterhin scharf Ausschau, Männer!”, schrie Captain Gull, als die Galeeren auf beiden Seiten näher kamen. “Werdet nicht übermütig!”
Hoch oben aus der Takelage gellte ein Schrei und ein Maat stürzte auf Deck. Dabei fiel er auf einen seiner Kameraden, der nahe am Mast gestanden hatte.
“Hanische Bogenschützen!”, schrie einer.
Rath riss Maura zu Boden und schon pfiff ein Pfeil über ihre Köpfe hinweg und schlitze eines der Segel auf. Sie schüttelte seine schützende Hand ab und kroch über Deck auf die gekrümmt daliegenden Körper zu. “Ich muss sehen, ob ich diesen armen Männern helfen kann.”
Die vier Bogenschützen der Phantom erwiderten den Angriff und Rath hatte das grimmige Vergnügen, zu sehen, wie einer der hanischen Schützen von seinem Schiff ins Meer stürzte.
Maura untersuchte die verletzten Männer. “Beide leben noch.” Sie zog Linnen aus der Tasche ihres Schultergurts, um die Blutung des Mannes zu stillen, den der Pfeil getroffen hatte. “Er steckt in seiner Schulter und könnte den Knochen verletzt haben. Deshalb kann ich den Widerhaken nicht durch die Schulter stoßen, wie Langbard es bei dir tat … selbst wenn ich wüsste, wie.”
Beide Männer waren bewusstlos.
“Wir müssen beide unter Deck bringen”, sagte Rath, “wo du sie in Ruhe behandeln kannst.”
Und wo sie nicht so sehr in Gefahr wäre … fürs Erste.
Der Rest der Mannschaft war damit beschäftigt, den Pfeilhagel zu erwidern und die Phantom durch den gefährlich engen Streifen Wasser zwischen den mit Erz beladenen Galeeren zu manövrieren.
Rath griff nach dem Pfeilschaft, der aus der Wunde des Mannes herausragte. Er packte ihn nahe der Stelle, wo er aus dem Fleisch ragte, brach ihn ab und war froh, dass der verletzte Mann nichts davon mitbekam.
“So kann er nicht noch an irgendetwas hängen bleiben, wenn wir ihn transportieren”, erklärte er Maura, während er den Mann unter den Achseln fasste. “Kannst du seine Füße nehmen?”
Glücklicherweise war er nicht zu schwer, und die Luke, die ins Schiffsinnere führte, war nicht weit entfernt.
“Leg ihn … hier hin”, keuchte Maura, als sie den bewusstlosen Mann die Leiter hinuntergeschafft hatten, “dann habe ich …etwas Licht durch die Luke … und kann sehen, was ich mache.”
Rath tat wie geheißen und legte den Mann am Fuß der Leiter ab. “Du bleibst hier und kümmerst dich um seine Wunde. Ich gehe zu dem anderen zurück.”
“Glaubst du, dass du es allein schaffst?” Maura wühlte in ihren Taschen nach Heilkräutern.
“Wenn nicht, komme ich und hole dich zu Hilfe”, log Rath. Er würde schon einen Weg finden, den Mann unter Deck zu bringen, ohne Maura aus dem Frachtraum zu holen, wo sie wenigstens einigermaßen sicher war.
Als er sich an ihr vorbeizwängte, um zur Leiter zu gehen, drückte er mit einer raschen zärtlichen Geste ihre Schultern. Sie hob die Hand, um sie auf seine zu legen. “Der andere Mann hat sich wahrscheinlich die Knochen gebrochen. Schau nach, ob irgendein Glied auf seltsame Weise verdreht ist. Wenn ja, dann schiene es mit einem Stück Holz oder was du sonst finden kannst, damit der Bruch nicht bewegt wird.”
“Aye,
Aira.”
Er drückte ihr einen hastigen Kuss auf den Nacken, bevor er sich auf den Weg machte. “Ich habe nicht deine sanften Hände, aber ich werde mein Bestes tun.”
“Wasser”, hörte er Maura murmeln, als er wieder die Leiter hinaufkletterte. “Draußen gibt es ein ganzes Meer davon, aber hier, wo ich es brauche, keinen Tropfen.”
“Drüben in der Ecke steht ein Fass.” Rath deutete in die Richtung. “Wenn es leer ist, hole ich dir welches, sobald ich zurück bin.”
Er war gerade aus dem Frachtraum gestiegen, als zwei von der Mannschaft ihren verletzten Kameraden zur Luke schleppten. Der Bursche war jetzt bei Bewusstsein, sein Gesicht schmerzverzerrt.
Rath suchte den Blick des Verletzten. “Sie wird dafür sorgen, dass du wieder in Ordnung kommst, mein Freund. Mir hat sie eine Menge Wunden geheilt, und hinterher ging es
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