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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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diskutieren. Doch sie gab ihm nicht die Gelegenheit dazu. “Wir müssen dem Allgeber vertrauen. Bis jetzt hat er uns nie im Stich gelassen, ganz gleich wie schlimm die Lage war. Ich kann einfach nicht glauben, dass er uns den ganzen Weg zur Geheimen Lichtung geführt hat, um uns jetzt einfach fallen zu lassen.”
    Ihre Worte zeigten Wirkung – zumindest was sie selbst betraf. Eine seltsame mächtige Kraft stieg in ihr auf und füllte die Leere des Zweifels. All die Herausforderungen, die Rath und sie überstanden hatten, um bis hierher zu kommen, fielen ihr wieder ein. Im Rückblick erkannte sie, dass die Hindernisse immer größer geworden waren. Dass jedes Mal die Prüfungen etwas härter ausfielen und mehr Klugheit, Stärke, Mut und Glaube von ihnen gefordert wurden.
    Rath deutete mit dem Kinn zum Heck des Schiffes. “Lass uns mit Gull reden. Wir wollen herausfinden, was er vorhat und wie wir ihm helfen können. Der Allgeber weiß, wir haben allerhand Erfahrung im Kampf mit den Han.”
    Hand in Hand marschierten sie los und versuchten, den hin und her laufenden Männern nicht im Weg zu sein. Sie fanden Captain Gull auf einem erhöhten Teil des Decks. Er spähte durch ein seltsames Instrument, das Maura ihn schon zuvor hatte benutzen sehen.
    Langbard hatte ihr von solchen verzauberten Geräten erzählt. Das eine Ende des Rohrs war mit dem Auge des großen Nordfalken versehen, das durch einen dünnen Überzug aus dem Saft der Diesseitskiefer konserviert wurde. Wer hindurchblickte, konnte so weit und so klar sehen wie Falken selbst, die hoch droben in den höchsten aller Bäume saßen.
    Zuerst schaute Gull nach Osten, dann nach Westen. “Verdammter Abschaum!”, murmelte er gerade laut genug, dass Maura es hören konnte. “Die sollten schon vor einer Woche gesegelt sein. Verfaulen sollen sie!”
    Maura und Rath sahen sich an. War die Erzflotte womöglich wegen dem Aufstand der Bergleute später losgesegelt?
    “Ost, Südost!”, schrie Gull. “Könnt ihr nicht schneller machen?”
    “Nicht mit diesen Segeln und bei diesem Wind, Captain!”, brüllte ein Maat hoch oben aus der Takelage zurück. “Glaubt Ihr, es ist genug, um ihnen unter der Nase davonzusegeln?”
    Gull lachte. “Die Han versuchen jetzt schon eine ganze Weile, mir die Schlinge um den Hals zu legen. Gelungen ist es ihnen nie. Heute werden sie auch nicht mehr Glück haben!”
    Wieder trafen sich Mauras und Raths Blicke. Erkannte die Mannschaft eine verzweifelte Prahlerei, wenn sie sie hörte?
    “Wie nahe sind die Han?”, fragte Rath. “Und was ist das für eine Schlinge, der Ihr entkommen wollt?”
    “Was macht Ihr hier?” Gull ließ das Fernrohr sinken und starrte sie wütend an. “Hab ich Euch nicht unter Deck befohlen?”
    Maura ließ sich nicht einschüchtern. “Beantwortet Raths Frage! Unsere Leben sind genauso in Gefahr wie die aller anderen an Bord. Vielleicht noch mehr. Wir haben ein Recht zu erfahren, was hier vorgeht.”
    “Nun gut, Mädchen. Ich werde Euch sagen, was hier vorgeht!” Mit einer Hand deutete Gull nach Osten und mit dem Fernrohr nach Westen. “Schiffe der Han kommen von zwei Seiten wie eine Zange auf uns zu. Verdammt noch mal, ich habe keine Ahnung, wie sie sich miteinander verständigt haben, um diese Falle zu stellen. Ist mir auch egal. Wenn wir nicht auf irgendeine Weise durchbrechen, werden sie uns zwischen sich einschließen und knacken wie eine Stachelnuss.”
    Ein seltsames Flackern lag in seinem Blick. Maura fragte sich, ob das ein Zeichen seiner Furcht war, die er der Mannschaft nicht zeigen wollte.
    Rath blickte in den Sonnenuntergang. “Sagtet Ihr nicht, wir würden noch vor Einbruch der Nacht die Inseln erreichen? Können wir den Han so lange entkommen, bis wir die verzauberten Küstengewässer erreicht haben, von denen Ihr uns erzählt habt? Die Metall aufspüren und die Schiffe der Han versenken können?”
    Gull schüttelte den Kopf. “Um die Worte meines Maats zu wiederholen: nicht mit diesen Segeln und mit diesem Wind. Und ich glaube kaum, dass Eure hübsche Zauberin dafür sorgen kann, dass der Wind für uns seine Richtung ändert?”
    “Ich wünschte, ich könnte es.” Als Maura nach ihrem Schultergurt greifen wollte, packten sie raue Hände von hinten und sie hörte Rath schreien.
    Zu spät wurde ihr klar, dass Gulls zuckende Augenbewegungen wortlose Befehle an seine Mannschaft gewesen waren.
    “Wie hinterhältig Ihr seid!” Sie wehrte sich verbissen und warf Captain Gull einen

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