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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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die stille Freude über die neue Verwandtschaft zu genießen, ein anderer Teil drängte zurück aufs Festland. Umbria zu befreien war nun mehr als nur ihre Bestimmung. Jetzt war es eine heilige Pflicht, die sie ihren Eltern schuldete – sie musste die Aufgabe vollenden, die sie begonnen hatten. Jene Aufgabe, die ihre Eltern alles gekostet hatte.

9. KAPITEL
    “M it halben Sachen gibst du dich nicht zufrieden, Aira, wie?” Rath schlang von hinten die Arme um Maura und stützte das Kinn auf ihren Kopf. “Wenn wir schon so eine verrückt große Hochzeitsfeier und Krönungszeremonie haben müssen, dürfte das hier der richtige Ort dafür sein, denke ich.”
    Sie standen im weiten Innenhof des Hauses, das einmal Mauras Großvater gehört hatte, des Hauses, in dem ihre Mutter geboren worden war. Um sie herum herrschte das Gedränge einer festlichen Gesellschaft. Die Dämmerung begann langsam den westlichen Horizont zu färben. Die abendliche Brise brachte mit der fröhlichen Musik der Streichinstrumente und Windharfen auch den verführerischen Duft von frischem Brot, gebratenem Fleisch und in Honig eingelegten Früchten mit.
    Die letzten beiden Wochen waren Maura wie ein Traum vorgekommen – wann immer sie es wünschte, konnte sie überall hingehen, ohne die geringste Furcht haben zu müssen. Eine vollkommene Mischung aus Sicherheit und Freiheit. Sie war von ihrer Verwandtschaft voller Begeisterung willkommen geheißen worden, und nachdem sie ohne Familie und mit nur wenigen Freunden aufgewachsen war, erschien ihr das wie ein kostbares Geschenk. Nur etwas hatte gefehlt, um ihr Glück vollkommen zu machen. Doch dann war Rath von Bord der
Phantom
geklettert, und mit ihm der ganze Rat der Weisen und das Orakel, um an den Hochzeits- und Krönungsfeierlichkeiten teilzunehmen.
    Idrygon führte in einer Ecke des Hofes mit einigen von Mauras Onkeln und Cousins eine ernsthafte Diskussion. Madame Verise tanzte in den Armen von Captain Gull vorbei und sah aus, als würde sie sich köstlich amüsieren. Neben dem Innenhof spielte das Orakel Verstecken mit dem kleinen Bran und einigen anderen galenischen Kindern. Delyon hockte auf dem Brunnenrand und war in eine alte Schriftrolle aus Brandel Woodburys Privatbibliothek vertieft. Auf seinem Schoß saß Gulls Wildkatze und genoss es, von Delyon hin und wieder geistesabwesend hinter den Ohren gekrault zu werden.
    Mauras Glück hätte perfekt sein können. Doch die grüblerische Zerstreutheit, die sie schon vor ihrer Abfahrt von Margyle an Rath entdeckt hatte, war noch immer nicht verschwunden, obwohl er sich alle Mühe gab, sie vor ihr zu verbergen. Maura wünschte, er würde ihr anvertrauen, was ihn bedrückte. War sie zu naiv, um sein Problem selbst zu erkennen? Oder ahnte sie die Wahrheit und wollte sich ihr nur nicht stellen?
    “Sollen wir uns für einen kleinen Strandspaziergang davonstehlen?” Maura verflocht die Finger mit denen von Rath. “Seitdem du hierher gekommen bist, hatten wir kaum einen Augenblick für uns allein, und das Meeresufer ist so schön.”
    Einen Moment lang schien Rath sie nicht zu hören. Dann aber drangen ihre Worte doch bis zu ihm durch, er drückte ihre Hand und sagte bemüht heiter: “Das hört sich nach einer guten Idee an. Lass uns gehen.”
    Sie brauchten einige Zeit, bis sie sich ihren Weg durch die Menge gebahnt hatten. Einige von Mauras Cousins, die Rath noch nicht kennengelernt hatten, hielten sie auf, um vorgestellt zu werden. Sie winkten den Kindern zu, die dabei waren, sich vor ihrer neuen Spielkameradin zu verstecken.
    “Ihr solltet euch ein besonders gutes Versteck aussuchen”, neckte Rath sie, “wenn ihr nicht von einem Orakel entdeckt werden wollt, das in die Zukunft sehen kann.”
    “Warum musst du sie daran erinnern, dass sie ein Orakel ist?”, schalt Maura ihn. “Schließlich ist sie immer noch ein Kind, eines, das sich nicht oft am Spiel mit Gleichaltrigen erfreuen darf.”
    “Du hast recht.” Rath machte ein finsteres Gesicht und kickte mit dem Fuß gegen Grasbüschel. “Es scheint nur irgendwie nicht richtig zu sein: ein Kind in dem Alter, das den Kopf voller Erinnerungen hat, die es nicht verstehen kann, und die Gabe der Vorausschau besitzt, die für das Kind keinen Sinn ergibt.”
    “Dasselbe könnten die Menschen von dir und mir behaupten. Ein König, der noch nie eine Armee kommandierte. Eine Königin, die noch nie einen Fuß in einen Palast gesetzt hat. Gegen solche Begrenztheiten können wir nichts tun. Wir

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