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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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eine Last wäre, die sie seit vielen Jahren in ihren Herzen mit sich schleppten.
    “Libeth hätte eigentlich gehen sollen.” Mauras Großtante seufzte. “Aber sie war so zart, also erbot sich Dareth, ihren Platz einzunehmen. Jahre zuvor hatte sie Vaylen kennengelernt, als er als Gast ihres Vaters auf die Insel gekommen war, und sie hielt viel von ihm.”
    “Ich warnte Brandel”, grollte Jule. “Sagte ihm, dass es nicht recht war, seine Tochter fortzuschicken, damit sie einen Mann heiratete, den sie kaum kannte. Und sie dazu noch in solche Gefahr zu bringen!”
    “Nun!” Lib hielt offenbar nichts von einer Kritik an ihrem Bruder. “Wie schade, dass du nicht bei dem Orakel von Margyle in die Lehre gegangen bist! Du weißt sehr gut, dass Dareths Entschluss vom Herzen kam.”
    “Sie hätte
alles
getan, um ihrem Vater zu gefallen”, murmelte Jule gerade laut genug, dass Maura es verstehen konnte.
    Zum ersten Mal fühlte Maura sich mit der Mutter, die sie nie gekannt hatte, wirklich verbunden. Genauso hatte sie Langbard gegenüber empfunden. Nur der Wunsch, ihn nicht zu enttäuschen, hatte sie während der ersten schwierigen Tage angespornt, weiterzumachen.
    “Keiner vom Rat wusste es”, fuhr Lib fort, “aber das Schiff, das Dareth nach Tarsh brachte, war mit Waffen und Nachschub für die Rebellen beladen …”
    Ihre Stimme erstarb und ihre Augen blickten in die Ferne, als könne sie sehen, wie ein Schiff aus längst vergangenen Zeiten davonsegelte.
    Nach einiger Zeit gewann Mauras Neugier die Oberhand. “Und was geschah dann?”
    “Oh!” Lib schrak aus ihren Gedanken auf. “Nach einiger Zeit kam das Schiff zurück. So erfuhren wir, dass Dareth sicher das Festland erreicht hatte. Danach hörten wir die längste Zeit nichts mehr. Dann kamen Nachrichten, dass Tarsh von den Han überrannt worden sei. Der Markgraf war getötet worden und die Han hatten Vaylen und Dareth letztlich gefangen genommen.”
    In dem Innenhof war es warm, selbst im Schatten. Trotzdem fröstelte Maura.
    “Brandel wollte nicht glauben, dass sie tot waren.” Jule schüttelte den Kopf. “Wann immer einer es aussprach, wurde er wütend. Und wann immer ein Schiff in den Hafen segelte, war er der Erste unten am Kai, für den Fall, dass Dareth an Bord wäre.”
    “Der alte Narr.” Lib wischte sich mit dem Handrücken die Augen. “Ich wünschte, er hätte noch erlebt, dass Dareths Tochter nach Galene kommt.”
    Auch Maura wünschte sich das. Es gab viele Fragen, die sie ihm gerne gestellt hätte. Gedämpfte Stimmen und Schritte näherten sich.
    Lib seufzte tief und stand von ihrem Stuhl auf. “Das werden ein paar vom Rest der Familie sein. Sie kommen, um dich mit eigenen Augen zu sehen, mein Liebes. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich nach ihnen geschickt habe?”
    Maura schüttelte den Kopf. “Ich habe so lange darauf gewartet, euch alle kennenzulernen.”
    Mehr und mehr Verwandte strömten herbei, bis der Innenhof sie kaum mehr fassen konnte. Maura drehte sich der Kopf bei all den Namen und Gesichtern und komplizierten verwandtschaftlichen Beziehungen.
    “… und das ist Wildon Broadroot. Seine Mutter war eine Cousine ersten Grades deiner Großmutter. Und hier ist Cousine Kedrith. Sie stammt vom Westbay-Zweig der Familie …”
    Und in jedem der freundlich lächelnden Gesichter entdeckte Maura einen seltsam vertrauten Zug. Etwas von ihrer Mutter vielleicht oder sogar von ihr selbst. Die Stunden vergingen. Sie hörte so viele Geschichten aus Dareths Jugendzeit, dass ihre Mutter für sie zum ersten Mal lebendig wurde.
    Sie erinnerte sich an die Nacht, als sie und Rath am Fuße des Gebirges ihre schmerzenden Muskeln in einem warmen Quellteich badeten. Genauso fühlte es sich jetzt an. Die Zusammenkunft ihrer Familie war wie eine warme Quelle für ihre Seele. Maura hatte nicht geahnt, wie sehr sie diese Erfrischung und Erneuerung brauchte, wie leer und schwach sie vorher gewesen war.
    Und doch musste sie immerzu an die tapfere Haltung ihrer Eltern denken. Kein Wunder, dass ihre Mutter an gebrochenem Herzen gestorben war, was noch nicht einmal Langbard mit all seinem Können und all seiner Hingabe hatte verhindern können. Und was war aus ihrem Vater geworden? War er von den Echtroi zu Tode gefoltert worden? Oder hatte man ihn in die Minen geschickt, wo sein Geist noch vor seinem Körper zugrunde gegangen war?
    Auch wenn ein Teil von Maura sich wünschte, für immer auf der friedlichen Insel Galene bleiben zu können und

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