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Das Orakel von Port-nicolas

Das Orakel von Port-nicolas

Titel: Das Orakel von Port-nicolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Bier«, sagte Louis plötzlich.

20
    Marc und Louis aßen an der Theke des Café de la Halle zu Mittag. Der Raum roch stark nach nasser Kleidung, Rauch und Wein; Marc mochte diesen Geruch, er verspürte auf der Stelle Lust, sich in eine Ecke zu setzen und zu arbeiten, aber er hatte den Seigneur von Puisaye auf dem Nachttisch seines Hotelzimmers gelassen.
    Es war etwas spät zum Mittagessen, der Speisesaal würde nur wieder geöffnet werden, falls der Bürgermeister sich entscheiden sollte zu kommen, aber er hatte sein Büro noch nicht verlassen. Inzwischen wußte jeder, daß die Polizei oben bei ihm saß, jeder wußte, daß Marie Lacasta ermordet worden war. Die Sekretärin des Rathauses hatte es verbreitet. Und jeder wußte, daß es der große Kerl da hinten, der Hinkende, war, der die Sache von Paris hergebracht hatte, man wußte nicht genau wie. Man stand im Café herum, erwartete den Bürgermeister, ging wieder und wieder an der Theke vorbei, um einen Blick auf die beiden Männer zu werfen, die aus Paris gekommen waren. Einstweilen trank man und spielte. Aus diesem Anlaß hatte die Wirtin des Cafés, die kleine, schwarzgekleidete Dame mit dem feinen grauen Haar, den Leinenstoff abgenommen, der im Winter den zweiten Billardtisch abdeckte, das Poolbillard. Vorsicht, das Tuch ist neu, hatte sie gesagt.
    »Siehst du den Tisch drei Tische hinter uns Richtung Fenster?« fragte Louis. »Nein, dreh dich nicht um, guck in den Spiegel über der Bar. Der kleine fette Mann mit den niedrigen Augenbrauen, siehst du? O.k. das ist der Mann von Pauline. Wie findest du ihn?«
    »Ist das dieselbe Frage wie vorhin? Ob ich mit ihm schlafen will?«
    »Nein, du Idiot. Was würdest du über ihn sagen?«
    »Ihm aus dem Weg gehen, falls nötig.«
    »Genau das ist der Witz. Der Typ ist von außergewöhnlicher Feinheit, und das ist auf seinem Gesicht fast nicht zu erkennen.«
    »Und das Mädchen, das bei ihm sitzt? Ist das die, der du hallo sagen wolltest?«
    »Seine Frau, ja.«
    »Verstehe. Damit bin ich einverstanden, mit ihr würde ich gerne schlafen.«
    »Niemand hat dich um deine Meinung gefragt.«
    »Du hast gesagt, man müsse sich das immer fragen, ich befolge den Rat.«
    »Ich werd’s dir sagen, wenn du ihn befolgen sollst. Verdammt, Vandoosler, nerv mich nicht damit, wir haben anderes zu tun.«
    »Wen kennst du noch hier?« fragte Marc und sah sich den verrauchten Raum im Spiegel über der Bar an.
    »Niemanden. Nach Information des Wählerverzeichnisses im Rathaus gibt es dreihundertfünfzehn Wähler in Port-Nicolas. Es ist klein, aber für einen Mord sind das nicht gerade wenige Leute.«
    »Die Frau ist am Donnerstag nach vier und vor sechs Uhr gestorben. Das ist ein kurzer Zeitraum, und die Bullen dürften nicht allzu große Schwierigkeiten haben, was die Alibis angeht.«
    »Es ist ein kurzer Zeitraum, aber es ist ein weites Heideland. Niemand läuft im November im Regen an der Landzunge Vauban herum. Zwischen der Landzunge und dem Zentrum des Ortes gibt es nur stille Straßen und leere Häuser. Es ist eine verlassene, nasse Gegend. An jenem Donnerstag war ein Scheißwetter. Dazu kommt, daß gegen fünf oder sechs die Hälfte der Einwohner zwischen Quimper, wo sie Arbeit haben, und hier hin und her fahren – und von Quimper mit dem Auto zurückzukommen, das hat noch nie irgend jemandem ein Alibi geliefert. Die anderen fischen, und niemand ist unbeständiger als ein Fischer, und nichts beweglicher als ein Boot. Wenn es einem gelingt, vierzig Menschen von jedem Verdacht freizusprechen, so ist das schon gut. Bleiben noch zweihundertfünfundsiebzig. Zieh alle ab, die zu alt sind, dann bleiben zweihundertdreißig.«
    »Besser wäre es also, von Marie auszugehen.«
    »Im Leben von Marie gab es nicht nur die Sevrans. Es gab ihren Mann, Diego, der verschwunden ist, ich habe noch nicht begriffen, ob er nur weg ist oder ob er tot ist. Es gab ihr Stückchen Garten im Park von Darnas, was uns die Darnas und das gesamte Personal des Zentrums für Pampe beschert, insgesamt vierzehn Personen in der Nebensaison. Es gab ihre Nachforschungen in den Mülltonnen von René Blanchet, ihre regelmäßigen Besuche im Rathaus und all das, was wir noch nicht wissen. Marie hatte mit vielen Menschen zu tun, das ist das Problem mit neugierigen Leuten. Die Wirtin hier, die kleine, schwarzgekleidete Frau, die sie Antoinette nennen, sagt, daß Marie zweimal am Tag hier vorbeikam, um sich auszuruhen, außer wenn sie nicht kam.«
    »Was hat sie getrunken? Hast

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