Das Orakel von Port-nicolas
ist das Ziel. Erinnerung an Port-Nicolas, dann Warum nicht? Erinnerung an Port-Nicolas, dann Einfallsreiche Idee, dann Warum soviel Haß? dann Nein, es ist kalt sowie andere, an die er sich schon nicht mehr erinnerte. Eine einzigartige Maschine. Bei seinem letzten Kurbeln hatte Marc das Prinzip verstanden, man mußte sich insgeheim eine Frage stellen und dann das Orakel in Gang setzen. Er hatte geschwankt zwischen »Werde ich die Untersuchung der Rechnungsbücher des Seigneur von Puisaye rechtzeitig beenden?«, was er für kleinlich gehalten hatte, und »Wird eine Frau mich lieben?«, hatte es aber für den Fall, daß die Antwort nein gelautet hätte, vorgezogen, sie nicht zu kennen, und sich schließlich für eine einfache Frage entschieden, die zu nichts verpflichtete, nämlich »gibt es einen Gott?«.
»Und weißt du, was sie mir geantwortet hat?« fügte Marc hinzu, als er schon vor dem Café de la Halle hielt und noch immer auf seinem Fahrrad saß. »Formulieren Sie Ihre Frage neu. Erinnerung an Port-Nicolas. Und weißt du, wer diesen hübschen, nutzlosen Apparat gebaut hat? Sevran. Er ist signiert, L. Sevran – 1991. So ein Ding, so einen gewaltigen, herrlichen Schwachsinn, der verschwommene Antworten auf idiotische oder unausgesprochene Fragen liefert, hätte ich auch gern konstruiert. Schluß mit der Träumerei, schau, die Bullen sind da.«
»Gut, wir warten auf sie. Oder besser nicht, dann halt kein Bier, wir gehen zu den Sevrans. Wo du schon von ihnen sprichst und da die Bullen Verspätung haben, reden wir vor ihnen mit den Sevrans. Fahr los.«
19
Bei den Sevrans setzte man sich gerade zu Tisch. Als Lina die beiden durchnäßten Männer kommen sah, die entschlossen schienen, zu bleiben, hatte sie keine andere Wahl, als zwei Teller dazuzustellen. Louis stellte Marc vor, der plötzlich nur noch einen Gedanken hatte, nämlich dem Pitbull aus dem Weg zu gehen, falls dieser den Raum betreten sollte. Bei gewöhnlichen Hunden gelang es ihm, Vernunft anzunehmen, aber bei einem Pitbull, und noch dazu einem Pitbull, der die Füße von Toten fraß, bekam er weiche Knie.
»Nun?« fragte Sevran, als er sich an den Tisch setzte. »Beschäftigt Sie dieser Hund immer noch? Wollen Sie eine Adresse? Haben Sie sich entschieden, was Ihre Freundin angeht?«
»Ich habe mich entschieden. Und ich wollte vorher mit Ihnen darüber reden.«
»Vor was?« fragte Sevran und schöpfte zwei Kellen Muscheln in jeden Teller.
Marc haßte Muscheln.
»Bevor die Polizei zu Ihnen kommt. Haben Sie sie nicht heute morgen vor dem Rathaus gesehen?«
»Na bitte«, sagte Lina. »Hab ich dir doch gesagt, daß der Hund Mist gebaut hat.«
»Ich habe niemanden gesehen«, sagte Sevran. »Ich habe an meiner letzten Maschine gearbeitet, einem schönen Stück, eine Lambert 1896, in sehr gutem Zustand. Die Bullen wegen Ringo? Geht das nicht ein bißchen weit? Was hat er Ihnen denn getan?«
»Er hat es ermöglicht, daß wir etwas Wesentliches rekonstruieren konnten. Dank ihm weiß man, daß Marie auf den Felsen nicht gestürzt ist. Sie wurde dort ermordet. Deshalb ist die Polizei da. Es tut mir leid für Sie beide.«
Lina fühlte sich nicht wohl. Sie sah Kehlweiler an und hielt sich am Tisch fest wie eine Frau, die nicht vor aller Augen zusammenbrechen will.
»Ermordet?« fragte sie. »Ermordet? Und der Hund hat …«
»Nein, der Hund hat sie nicht getötet«, sagte Louis rasch. »Aber … Wie soll ich sagen … er ist direkt nach dem Mord am Strand vorbeigekommen und hat, tut mir leid, einen ihrer Zehen gefressen.«
Lina stieß keinen Schrei aus, aber Sevran stand abrupt auf, ging zum Stuhl seiner Frau und legte ihr von hinten die Hände auf die Schultern.
»Beruhige dich, Lina, beruhige dich. Erklären Sie das, Monsieur … entschuldigen Sie, ich habe Ihren Namen vergessen.«
»Kehlweiler.«
»Erklären Sie das, Monsieur Kehlweiler, aber machen Sie es kurz. Der Tod von Marie hat uns einen furchtbaren Schock versetzt. Sie hat meine Frau und meine Kinder großgezogen, Sie werden verstehen, daß Lina es nur schwer erträgt, wenn man darüber spricht. Worum geht es? Wie hat der Hund …«
»Ich mache es kurz. Marie ist auf dem Strand gefunden worden, sie war barfuß, das wissen Sie, es heißt, das Meer habe ihr die Stiefel ausgezogen. Und – etwas, das in der Zeitung nicht erwähnt wurde – ihr fehlte ein Zeh am linken Fuß. Man hat gedacht, die Möwen. Aber Marie hat den Zeh verloren, bevor das Meer sie erreichte. Jemand hat sie am
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